Gewalt an Kindern

Jugendamt: „Es vergeht kein Tag ohne eine Meldung“

Steiermark
17.03.2025 13:52

Das Grazer Amt für Jugend und Familie feiert das zehnjährige Bestehen des Bereitschaftsdiensts. Doch viel zu feiern gibt es nicht: Die Meldungen wegen Gewalt an Kindern steigen – in allen Altersgruppen, Schichten und Kulturen. Umso wichtiger ist es, dass die Leitungen rund um die Uhr geöffnet sind.

Sie ist nicht immer ersichtlich, verdient aber umso mehr Aufmerksamkeit: Gewalt an Kindern zählt in Graz noch immer zum traurigen Alltag. „Kinder erzählen uns teils mit Selbstverständnis, dass sie angeschrien, an den Ohren gezogen oder geschlagen werden“, erzählt Ingrid Krammer, Abteilungsleiterin des Amts für Jugend und Familie. Seit mittlerweile zehn Jahren bietet man mit dem Bereitschaftsdienst eine zentrale Anlaufstelle für dieses Thema – 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr.

Es sind 64 Sozialarbeiter an der Zahl, die stets ein offenes Ohr haben. Teamleiter Helmut Sixt: „Krisen kennen keine Öffnungszeiten von Ämtern. Es vergeht kein Tag ohne eine Meldung wegen Gewalt an Kindern.“ Das beweisen auch die Zahlen mehr als eindeutig: 2024 langten 1461 Meldungen ein – 150 mehr als noch im Vorjahr. Daraus resultierten 689 Gefährdungsabklärungen vor Ort, auch diese Zahl ist seit Jahren steigend. Immerhin nahmen die ausgestellten Betretungsverbote seit 2023 um 50 Stück ab.

Zehn Jahre Bereitschaftsdienst am Grazer Jugendamt und sechs Jahre „Mutmacher“ (v. l.): Helmut Sixt (Leiter Bereitschaftsdienst), Ingrid Krammer (Amtsleiterin) und Jugend-/Familienstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) (Bild: Fanny Gasser)
Zehn Jahre Bereitschaftsdienst am Grazer Jugendamt und sechs Jahre „Mutmacher“ (v. l.): Helmut Sixt (Leiter Bereitschaftsdienst), Ingrid Krammer (Amtsleiterin) und Jugend-/Familienstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP)

Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) nennt die Statistiken „sehr alarmierend“. Gleichzeitig sei es aber auch positiv, dass mehr Gewalttaten gemeldet werden, betont Sixt. Der Großteil der Anrufe stammt nach wie vor von Personen außerhalb der Familie (häufig Lehrkräfte), „wobei sich immer mehr Jugendliche auch selbst an uns wenden“, sagt der Fachmann.

Gewalt an Kindern kennt keine Herkunft
Den niederschwelligen Zugang soll der sogenannte „Mutmacher“, ein Maskottchen aus recycelten Materialien, das an Volksschulen ausgegeben wird, ermöglichen. 16.000 landeten bereits seit Beginn der Kampagne in Kinderhänden – ergänzt mit entsprechender Aufklärungsarbeit. Aber auch Eltern werden ermutigt, sich beim Jugendamt zu melden: „Es gibt keine Familie, die nicht an ihre Grenzen stößt“, sagt Krammer. Hohensinner betont, dass es keine „persönliche Niederlage“ sei, sind Unterstützung zu holen.

Nach wie vor gelten vor allem Männer als Gefährder in den Familien. Betroffen sind sowohl Buben als auch Mädchen. Besonders spannend: „Gewalt an Kindern geschieht in allen Altersgruppen, sozialen Schichten und Kulturen“, sagt der Jugendstadtrat und Familienvater. Krammer betont in Bezug auf die UN-Kinderrechtskonvention: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Dieses zu wahren, geht uns alle was an.“

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