KTM-Mitarbeiter zurück

„Manchen fiel daheim schon die Decke auf den Kopf“

Oberösterreich
17.03.2025 17:00

Montag früh in die Arbeit gehen – was für Millionen Österreicher normal ist, war es für die Beschäftigten von KTM zuletzt gar nicht. Der Stillstand in der Motorradmontage in Mattighofen hatte rund 1000 Produktionsmitarbeiter seit Mitte Dezember zum Nichtstun verdammt. Jetzt wurde die Hochlaufphase gestartet.

Zu Fuß vom Mitarbeiterparkplatz am Forschungs- und Entwicklungszentrum entlang und dann weiter Richtung Gebäude, in dem sich Besucher für einen Zutritt zum Firmenareal anmelden müssen; direkt vor der KTM-Academy dann durch die Zutrittsschleusen, die passiert werden, ehe man zu seinem Arbeitsplatz gelangt – bis zum 13. Dezember war das der Weg der KTM-Produktionsmitarbeiter, der für Alltag und Regelmäßigkeit stand. Ab dann? Stillstand, Unsicherheit, Ungewissheit.

Etwas mehr als zwei Wochen nach Insolvenzeröffnung hatte der Motorradhersteller die Produktion in die Zwangspause geschickt, um die viel zu hohen Lagerbestände in den Griff zu bekommen. Bis Ende Februar war der Stillstand für die Montage zuerst geplant, letztlich waren noch zwei Wochen dran gehängt worden.

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Die Opfer, die von der Belegschaft gebracht wurden, waren schwerwiegend – mit Kurzarbeit, Gehaltsverzicht und Kündigungen.

Peter Vogl, Sanierungsverwalter der KTM AG, im Zuge des Sanierungsverfahrens am 24. Jänner 2025

Montagfrüh dann so etwas wie die Rückkehr zur Normalität – die Produktion wird ab jetzt wieder schrittweise hochgefahren. Für die von der Zwangspause betroffenen 1000 Arbeiter, die bis zuletzt mit einem Lohn für eine 30-Stunden-Woche zum Nichtstun und Daheimbleiben verdammt waren, ein enorm wichtiger Schritt.

Männer in KTM-Pullovern beim Spazierengehen mit ihren Kindern 
„Der Tag ist für uns und vor allem für jeden einzelnen Mitarbeiter von KTM ein besonderer Tag“, betonte Bürgermeister Daniel Lang, der in den letzten Monaten gemeinsam mit den anderen Stadtpolitikern auch als Folge der Insolvenz des Leitbetriebs verschiedene Investitionsprojekte auf Eis legen musste. Auffallend viele Männer in KTM-Pullovern waren in den letzten Wochen untertags beim Spazierengehen mit ihren Kindern gesehen worden.

„Die Mitarbeiter bei KTM wirken trotz der Unsicherheiten sehr gelassen“, stellt Bürgermeister Daniel Lang fest. (Bild: Pressefoto Scharinger/Daniel Scharinger)
„Die Mitarbeiter bei KTM wirken trotz der Unsicherheiten sehr gelassen“, stellt Bürgermeister Daniel Lang fest.

Das dürfte sich jetzt wieder ändern, weil die Arbeit in den Fokus rückt, auch wenn der Neustart nur im Ein-Schicht-Betrieb passiert. „Man spürt ein Aufatmen, dass es jetzt wieder losgeht“, sagt Lang.

Investoren-Entscheidung lässt auf sich warten
Der Mattighofener Stadtchef nahm zuletzt bei KTM-Beschäftigten eine „Jetzt packen wir es wieder an“-Mentalität wahr. „Der geregelte Alltag ging vielen ab. Manchen fiel daheim schon die Decke auf den Kopf“, so der 36-Jährige, der zugibt, dass der Neustart der Produktion nur bedingt Sicherheit ausstrahlt: „Es gibt dieses eine große Fragezeichen, das über Mattighofen schwirrt: Wer steigt als Investor bei KTM ein und bleibt damit die Produktion in Mattighofen oder wird sie verlagert? Das beschäftigt uns.“

Lagerstand sank bis Ende Jänner um 40.000 Motorräder
Wie hat sich der Lagerbestand entwickelt? KTM will sich dazu aktuell nicht genau in die Karten blicken lassen. Bei der Veröffentlichung der vorläufigen Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2024 hatte die Pierer Mobility AG am 23. Jänner jedenfalls von einer Entlastung der weltweiten Lagerbestände im Umfang von 40.000 Einheiten gesprochen.

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