Dreimal so viel Sonnenstrom wie heute soll Wien in fünf Jahren liefern. Dafür braucht es jede Woche neue PV-Flächen im Ausmaß von zwei Fußballfeldern. Vor allem der private Sektor hinkt aber im Vergleich zu anderen Bundesländern weiter hinterher.
Bürgermeister Michael Ludwig ist zufrieden: Das selbst gesteckte Energiesparziel der Stadt von 2030 wurde jetzt schon erreicht, und das heurige Jahres-Endziel von 250 Megawattpeak (MWp) Solarstrom – das entspricht dem Strombedarf von etwa 72.000 Haushalten – ebenso schon jetzt. Auch Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky meinte stolz: Wenn die Stadt etwas zum Thema Sonnenstrom zu sagen habe, seien zwei Dinge sicher: dass man Erfolge zu vermelden habe – und dass dann schlechtes Wetter sei.
Gewaltige neue PV-Anlagenflächen nötig
Die neuen Ziele sind allerdings noch ambitionierter: Bis 2030 sollen in Wien 800 MWp Sonnenstrom erzeugt werden, also mehr als dreimal so viel. Für das Erreichen der Ziele müsse der „postfossile Turbo gezündet werden“, räumte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky ein: Dafür sind bis 2030 jede Woche neue PV-Anlagen im Ausmaß von zwei Fußballfeldern nötig – in Summe mehr als die Fläche der gesamten Innenstadt.
Vor allem bei privaten PV-Anlagen hinkt Wien anderen Bundesländern aber hinterher. In Wien wird derzeit so viel Sonnenstrom erzeugt, dass es für rund sieben Prozent der Haushalte reichen würde. In Wahrheit werden jedoch viel weniger Haushalte mit Sonnenstrom versorgt, da die PV-Anlagen auf den öffentlichen Gebäuden ihren Stom vor allem in diese fließen lassen. Zum Vergleich: Die kleine Gemeinde St. Stefan-Afiesl in Oberösterreich deckt ihren Stromverbrauch schon zu einem Drittel aus selbst erzeugtem Sonnenstrom.
Mehrgeschoßiger Wohnbau als Problemkind
Das Problem in Wien ist vor allem der mehrgeschoßige Wohnbau. Zwar wurden im letzten Jahr 3500 Förderanträge eingereicht, was eine Verfünffachung im Vergleich zum Jahr davor bedeutet. Nur 400 dieser Anträge betrafen allerdings den mehrgeschoßigen Wohnbau. Dass das die Achillesferse der Sonnenstrom-Ziele sei, stellte Czernohorszky in Abrede. Nicht umsonst aber richten sich jüngste Fördermaßnahmen wie der „1,2,3 Sonnengutschein“ vor allem an diese Gruppe, und Czernohorszky versprach, man werde sich anschauen „wo es noch mehr Unterstützung braucht“.
Für Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling sind die Wiener Klimaziele jedenfalls unverhandelbar, da Klimaschutz angesichts immer heißerer Sommer nichts anderes als Bevölkerungsschutz sei. Sie, Ludwig und Czernohorszky bekannten sich deshalb auch erneut zum „Raus aus Gas“-Ziel, laut dem Wien bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein soll, auch wenn dieses Ziel „sehr fordernd“ (Ludwig) und „keine leichte Aufgabe“ sei.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.