Hoffen auf neues KI-Wirtschaftswunder: Künstliche Intelligenz (KI) kann einer Studie zufolge die Produktivität der Wirtschaft deutlich erhöhen, ohne auf dem Arbeitsmarkt zu einem Kahlschlag zu führen.
In den Jahren 2025 bis 2030 ist demnach in Deutschland mit einem jährlichen Produktivitätswachstum von 0,9 Prozent zu rechnen, in den Jahren 2030 bis 2040 sogar von 1,2 Prozent, wie aus einer Projektion des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht.
In den 2020er-Jahren wurden bisher nur 0,4 Prozent erreicht. Allerdings war das Jahrzehnt bisher auch überschattet von vielen Krisen – wie der Coronavirus-Pandemie oder hohen Energiepreisen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Für Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), ist die Wirtschaftskrise hausgemacht. „Aber es gibt aktuell auch große Chancen, Dinge konkret zu verbessern. Das betrifft vor allem die rasante technologische Entwicklung, die wir stärker nutzen müssen.“ Das gelte insbesondere für KI. In der Studie heißt es, ein „Produktivitätswunder“ sei aber nicht realistisch. Selbst mit positiven KI-Effekten könne lediglich das Niveau der 2000er-Jahre wieder erreicht werden, das historisch nicht besonders gut gewesen sei.
Die IW-Forscher betonten, es könne bei einzelnen Arbeitsplätzen Produktivitätsgewinne geben – vor allem bei den Kosten und durch Zeitersparnis. Dies sei aber kein Automatismus. Unternehmen und Beschäftigte müssten auch mitziehen. „Die empirische Evidenz deutet darauf hin, dass KI die menschliche Arbeit bisher weitestgehend ergänzt.“ Einzelne Kompetenzen von Beschäftigten würden aber weniger gebraucht. Konkrete Weiterbildung für eine bestimmte Stelle oder Aufgabe sei nötig.
Thema Energie
Das arbeitgebernahe IW-Institut fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen zur stärkeren Nutzung von KI. Um private Investitionen zu unterstützen, brauche es Steuervergünstigungen und Bürokratieabbau, ebenso schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. KI-Rechenzentren benötigten mehr erneuerbare Energien. Zudem sei Rechtssicherheit zur Regulierung erforderlich. Start-ups müssten unterstützt werden. Sie sind oft ein Treiber von Innovationen. Auf dem Arbeitsmarkt müsse es Weiterbildungsmaßnahmen geben, zudem Zuwanderung in diesem Bereich.
Bei der Einführung von KI in Unternehmen liegt Deutschland über dem EU-Durchschnitt auf Platz elf. Spitzenreiter in Europa sind Dänemark, Finnland und die Niederlande. In der Forschung und bei der Anzahl der notwendigen Supercomputer belegt Deutschland einen vorderen Platz, fällt aber bei der Verfügbarkeit und Weiterverwendung der Daten im OECD-Vergleich der Industriestaaten mit Rang 24 weit zurück. Das Potenzial werde bisher also nur unzureichend genutzt, so die Studie.
In einer Allensbach-Umfrage für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gaben 70 Prozent der insgesamt 274 befragten Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern an, der Staat müsse für die Innovationsfähigkeit vor allem die digitale Infrastruktur sanieren und ausbauen. Gefordert werden auch ein Bürokratieabbau (46 Prozent) und mehr ausländische Fachkräfte (40 Prozent).
Zielgerichteter fördern
„Die zukünftige Bundesregierung muss Forschung, Förderprogramme und Start-up-Förderung zielgerichteter verknüpfen“, sagte BDI-Expertin Iris Plöger. „Die Forschungszulage muss erweitert und das Ziel, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Innovation zu investieren, entschlossen vorangetrieben werden.“ Schlüsseltechnologien wie etwa Quantentechnologie bräuchten eine gezielte Unterstützung.
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