Serbiens Fußball-Nationalteam kommt mit einigen Problemen im Gepäck nach Wien. Teamchef Dragan Stojkovic plagen vor allem in der Abwehr Personalsorgen. Dazu kommen anhaltende Unstimmigkeiten mit Mittelfeldstar Sergej Milinkovic-Savic, der für die Play-off-Duelle der Nations League diese Woche mit Österreich erneut nicht im Kader steht. Und auch die Massenproteste gegen die Regierung am Wochenende in Belgrad sind nicht spurlos am Team vorbeigegangen.
Mehr als 300.000 Menschen sollen am Samstag in Serbiens Hauptstadt gegen Präsident Aleksandar Vucic demonstriert haben. Es dürfte sich um die größte Demonstration in der Geschichte des Balkanlandes gehandelt haben. Dass sich Stojkovic, seit Spielertagen eine Galionsfigur, in seiner Pressekonferenz am Montag auf Anfrage nicht dazu äußern wollte, kam bei den protestierenden Studierenden in den Sozialen Netzwerken nicht gut an. Stattdessen antwortete ein Verbandssprecher, dass man nur über Sport spreche. Stojkovic hatte zuvor allerdings auch dem Nachbarn Nordmazedonien sein Beileid für den verheerenden Disco-Brand mit 59 Toten in der Nacht auf Sonntag ausgedrückt und ein Benefizspiel angeboten.
Endlose Saga um Milinkovic-Savic
Die Serben kamen am Montag im verbandseigenen Trainingszentrum in Stara Pazova zusammen und wollten bereits am Dienstagabend nach Wien reisen. Zahlreiche prominente Namen fehlten, darunter Milinkovic-Savic und Rekordtorschütze Aleksandar Mitrovic, die beide ihr Geld seit 2023 in Saudi-Arabien verdienen. Während Stojkovic bei Mitrovic nach dessen jüngsten Herzrhythmusstörungen mit einem Comeback zu Beginn der WM-Qualifikation im Juni rechnet, ist die Zukunft von Milinkovic-Savic im Nationalteam völlig offen.
Der 30-jährige Ex-Profi von Lazio Rom machte laut Stojkovic erneut mentale Gründe dafür verantwortlich, dass er sich nicht bereit dazu fühle, für Serbien zu spielen. „Wir haben nicht zu viel und zu lange geredet, das hat mich auch nicht interessiert“, erklärte der Teamchef. „Nur Ja oder Nein.“ Derzeit heißt es offenbar Nein. Seit der EM im Sommer ist Milinkovic-Savic nicht mehr im serbischen Kader gestanden. Gleiches gilt für seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Vanja, Torhüter beim FC Torino, der einst ebenfalls in der Jugend des GAK aktiv war.
Weiterer Ausfall in der Innenverteidigung
Verschärft haben sich die Personalsorgen in der Innenverteidigung. Werder Bremens Milos Veljkovic fällt wegen einer Gehirnerschütterung, die er sich am Wochenende zugezogen hat, für die Partien am Donnerstag in Wien und am Sonntag in Belgrad aus. Der Ex-Salzburger Strahinja Pavlovic (AC Milan) und Nikola Milenkovic vom Premier-League-Überraschungsdritten Nottingham Forest fehlen im Hinspiel ebenso wie Salzburgs Linksverteidiger Aleksa Terzic und der angeschlagene Offensivmann Andrija Zivkovic (PAOK Saloniki) gelbgesperrt.
Stojkovic entgegnete, dass auch die Österreicher mit Kevin Danso, Marcel Sabitzer oder Stefan Posch Stammspieler vorgeben müssen. „Aber das wird unsere Meinung nicht ändern. Österreich ist extrem gut und kompakt. Sie sind aggressiv und laufen furchtbar viel“, warnte „Piksi“, wie der Teamchef in Anlehnung an eine von ihm einst liebgewonnene Zeichentrickserie genannt wird. Sein Respekt gilt auch Marko Arnautovic, der serbische Wurzeln hat: „Er ist einer der besten Spieler, die ich kenne. Es ist schade, dass er für Österreich spielt, aber wir müssen das Schicksal akzeptieren.“
Serbiens Angriffsreihe wird von Dusan Vlahovic angeführt. Der 25-Jährige hält bei 14 Pflichtspiel-Saisontoren, wurde bei Juventus Turin zuletzt aber auf die Ersatzbank verfrachtet. Im Nationalteam hat er seit fast zwei Jahren nicht getroffen. „Er ist eines unserer wichtigsten Rädchen“, betonte Stojkovic. „Er wird Gelegenheit bekommen, seinem Klub zu zeigen, dass sie falsch liegen.“ Als Sturmpartner ist Luka Jovic von AC Milan vorgesehen.
Verpasste Chance im Herbst
Die Serben haben im Herbst eine starke Nations-League-Gruppenphase gespielt und in der Liga A hinter Spanien und Dänemark sowie vor der Schweiz Platz drei belegt. Mit einem Sieg im abschließenden direkten Duell hätten sie die Dänen überholen können, wären ins Viertelfinale eingezogen und auf Kosten Österreichs bei der WM-Quali-Auslosung aus Topf 1 gezogen worden. Die Partie in Leskovac endete aber 0:0. Das ÖFB-Team erhielt mit den Kontrahenten Rumänien, Bosnien, Zypern und San Marino in der Folge ein günstigeres WM-Quali-Los.
Als aktuelle Nummer 32 der FIFA-Weltrangliste liegen die Serben zehn Plätze hinter Österreich. In einem EM-Test im Juni des Vorjahres setzte sich die ÖFB-Auswahl in Wien mit 2:1 durch. Patrick Wimmer und Christoph Baumgartner trafen bereits in der ersten Viertelstunde. Die jüngsten beiden Vergleiche gingen an Österreich, davor war dreimal Serbien erfolgreich. Nimmt man die 18 Duelle mit Jugoslawien, von der FIFA und der UEFA offiziell als Vorgängerverband geführt, dazu, ist Österreichs Länderspiel-Bilanz ebenfalls negativ. Elf der insgesamt 23 Partien gingen verloren. Nur vier der acht ÖFB-Siege gelangen nach 1950.
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