Der Wirtschaftskrimi um René Benko ist um ein fast schon illustres Kapitel reicher. In einer Einvernahme belasten ein Schweizer Investor und ein Finanzchef den einstigen Immobilienjongleur schwer – und geben einen Einblick in das „System Signa“ und wie Benko seine „Big Spender“ köderte …
Arthur Eugster (73) ist nicht irgendjemand. Der Gründer und Hauptaktionär der Firma Eugster/Frismag AG gehört zu den reichsten Schweizern, sein Vermögen wird auf 600 bis 700 Millionen Franken geschätzt. Sein Unternehmen produziert Küchen- und Kaffeemaschinen für namhafte Marken wie Jura, Miele, Melitta und Nespresso.
Einblick in Benkos Geldkarussell
Und: Eugster hält nach wie vor Anteile an René Benkos maroder Signa Holding, weshalb er sich nun als Zeuge bei einer Einvernahme im Verfahren gegen den gefallenen Tiroler Spekulanten wiederfand. Das Einvernahmeprotokoll von ihm und dem Eugster/Frismag-CFO Daniel Dolpp liegt der „Krone“ vor und offenbart einen Einblick in die Welt von Benkos Geldkarussell.
Grafik: Die Besitzverhältnisse der Signa Holding zum Zeitpunkt der Insolvenz im November 2023
Konkret ging es um eine Kapitalerhöhung im Jahr 2023, als sich die Signa Holding bereits in finanzieller Schieflage befand. Doch davon sollten die finanzkräftigen Investoren noch nichts erfahren. In einem Meeting in Berlin im Mai warb Benko höchstpersönlich bei den Shareholdern um Geldspritzen, offiziell um „den Banken und dem Markt das Vertrauen wieder zurückzubringen“. Zuerst wollte man noch 500 Millionen für die Signa, später reduzierte Benko dann die Kapitalerhöhung auf „bescheidene“ 350 Millionen.
„Es hat geheißen, dass alle mitmachen“
Benko soll den Eindruck erweckt haben, mit gutem Beispiel voranzugehen und über seine Familie Benko Privatstiftung 35,35 Millionen Euro fließen zu lassen. Tatsächlich sollen die 35,35 Millionen jedoch der Signa-Gruppe entzogen und über mehrere Konten und Gesellschaften auf die Reise geschickt worden sein, um am Ende wieder in der Signa-Sphäre zu landen. Versehen mit dem Etikett: „frisches Eigenkapital“.
Bei Eugster entschied man sich daraufhin, zu zahlen, „weil es geheißen hat, dass alle (die Signa-Shareholder, Anm.) mitmachen“, so der Firmengründer. Entsprechend der damaligen Anteile von 11,5 Prozent rund 35 Millionen Euro. Kommuniziert, wofür die Signa Holding das Geld genau brauchte, wurde aber nicht, „zumindest mir persönlich nicht“, betonte Eugster.
Millionenzahlung – und dann kam nichts mehr ...
„Einen Teil sollen wir in Cash bringen, einen Teil hätten wir mit Aktien verrechnen können“, wird Finanzchef Dolpp im Vernehmungsprotokoll zitiert. Der Vorschlag dazu sei von René Benko gekommen, angeboten wurden unter anderem Signa-Development-Aktien. Doch auch die Signa Development, in der Benko diverse Immobilien gebündelt hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer angeschlagen …
Als auch Wochen später die entsprechenden Verträge und Unterlagen nach einer ersten Zahlung nicht geliefert wurden, fragten die Schweizer nach. Mit einem ernüchternden Ergebnis: „Wir haben einfach nichts mehr gehört. Nach der Einzahlung war es still.“ Danach habe er gezweifelt, „dass das alles in Ordnung ist“, erläuterte Eugster.
„An keine Abmachung gehalten“
Man forderte schließlich die Rückzahlung der Kapitaleinlage – die nie erfolgte. „Ich war erst einmal sehr, sehr enttäuscht. Und nach der Enttäuschung sauer“, so Eugster. Benko habe sich „an keine Abmachung gehalten“. Der Schaden für Eugster/Firmag und die AE Familienholding belaufe sich laut Dolpp auf insgesamt „etwa 650 Millionen Schweizer Franken“. Im November 2023 hatte die Signa Holding Konkurs angemeldet.
Benko selbst sitzt seit Jänner in Untersuchungshaft, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft ihm neben jenem schweren Betrug, zudem auch die Schweizer einvernommen wurden, das Fälschen einer Rechnung sowie Insolvenzdelikte vor.
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