Es galt als das wichtigste Telefonat der Welt: US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin haben am Dienstag mehr als eineinhalb Stunden lang über eine mögliche Beendigung des Krieges in der Ukraine gesprochen. Dabei konnte der Kreml offenbar zu kleinen Zugeständnissen bewegt werden. Ein großer Durchbruch blieb aber aus.
Kein Aufatmen gibt es jedenfalls für die ukrainische Zivilbevölkerung, die weiterhin dem fürchterlichen Bombenhagel ausgesetzt sein wird. Denn Putin soll für eine vollständige Waffenruhe einen Lieferstopp aller westlichen Militär-Unterstützungen und Geheimdienstinformationen für die Ukraine gefordert haben. Kiew dürfe ein Schweigen der Waffen zudem nicht zur Aufrüstung nutzen. Der Forderungskatalog des Kremls komme einer ukrainischen Kapitulation gleich, sind sich Experten einig. Bereits wenige Minuten nach dem Telefonat ertönten in Kiew die Luftsirenen.
Dennoch erklärte Putins Sondergesandter Kirill Dmitrijew, dass unter Trump und dem Kreml-Chef die Welt heute ein sehr viel sicherer Ort geworden sei. Wie das Weiße Haus in Washington ausführte, hätten sich die zwei Staatsoberhäupter auf eine „Energie- und Infrastruktur-Waffenruhe“ geeinigt.
Die Regierung in Moskau hat nach dem Gespräch jedoch noch weiteren Klärungsbedarf, es gebe eine Reihe offener Punkte, berichten russische Nachrichtenagenturen am Dienstag. Zudem sollten Arbeitsgruppen zur Ausarbeitung eines Abkommens gebildet werden.
Dem Weißen Haus zufolge haben sich beide Seiten auf die Fortführung von Verhandlungen zu einer Waffenruhe auf See geeinigt. Weiter heißt es, dass es zwischen den USA und Russland „enorme Wirtschaftsabkommen und geopolitische Stabilität geben wird, sobald Frieden erreicht ist.“
Kreml will seinen guten Willen bekunden
Putin soll laut der offiziellen Darstellung des Kremls mitgeteilt haben, am Mittwoch einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine durchführen zu wollen. Dieser soll jeweils 175 Personen umfassen. Darüber hinaus wolle Moskau, um seinen guten Willen zu zeigen, Kiew 23 schwerverletzte Soldaten übergeben. Diese befänden sich derzeit im Krankenhaus. Von russischer Seite hieß es, beide Staatschefs hätten einen „detaillierten und offenen Meinungsaustausch“ geführt.
Putin will wieder NHL-Spiele sehen
Neben Kriegsschauplätzen ging es Putin offenbar auch um persönliche Vorlieben. Der Kreml teilte dazu mit: „Donald Trump unterstützte Wladimir Putins Idee, in den USA und Russland Eishockeyspiele zwischen russischen und amerikanischen Spielern der NHL und KHL zu organisieren.“
Die Unterhaltung verlaufe „gut“, schrieb am Nachmittag Dan Scavino, einer der stellvertretenden Stabschefs im Weißen Haus, auf X. Im Vorfeld hatte der US-Präsident eingeräumt, sich auf den Austausch mit Putin „sehr zu freuen“. „Viele Elemente eines endgültigen Abkommens sind vereinbart worden, aber es bleibt noch viel zu tun“, schrieb der 78-Jährige auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social.
US-Außenminister: Näher an Frieden dran als vor zwei Wochen
US-Außenminister Marco Rubio betonte vor dem Gespräch der Präsidenten, dass man näher an einem Frieden dran sei „als vor zwei Wochen oder vor sechs Monaten“. Gleichzeitig meinte er: „Ich glaube nicht, dass sich bisher irgendjemand zu unserer Zufriedenheit bewegt hat.“ Mit Blick auf ein Treffen in Saudi-Arabien vergangene Woche zeigte sich Rubio zufrieden, dass man von Kiew gute Zugeständnisse bekommen habe.
Bei den dortigen Gesprächen hatten Rubio und Sicherheitsberater Mike Waltz die Ukraine von einer 30-tägigen Feuerpause überzeugt. Die Waffenruhe solle gelten, wenn auch Moskau sich daran halte. „Und jetzt müssen wir so etwas auch von den Russen bekommen“, betonte Rubio.
Bericht: Trump erwägt Anerkennung der Krim als russisches Gebiet
US-Präsident Donald Trump erwog einem Medienbericht zufolge die Anerkennung der 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim als russisches Territorium. Dies könne in einer zukünftigen Friedensvereinbarung geregelt werden, berichtete das Nachrichtenportal Semafor unter Berufung auf zwei mit dem Thema vertraute Insider. Möglicherweise könnten die USA zudem die Vereinten Nationen (UNO) zu dem Schritt drängen. Die Krim wird von den meisten Ländern als Teil der Ukraine anerkannt.
Unabhängig bestätigen lässt sich das nicht. Semafor zufolge lehnte das US-Präsidialamt eine Stellungnahme ab. Trump habe noch keine formelle Entscheidung getroffen. Eine Anerkennung der Krim-Annexion sei nur eine von mehreren Optionen.
Ukrainischer Außenminister glaubt an Kriegsende
Kiews Führungsspitze geht davon aus, dass die blutigen Kampfhandlungen in der Ukraine noch heuer beigelegt werden können. „Wir denken, dass der Krieg dieses Jahr zu Ende gehen wird - wir wollen wirklich, dass der Krieg dieses Jahr beendet wird. Uns alle eint das strategische Ziel, einen gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden zu erreichen“, erklärte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha. Kiew unterstütze den Vorschlag der USA für einen Waffenstillstand. „Wir erwarten, dass Russland einen bedingungslosen Waffenstillstand akzeptiert. Das wird ein großer Schritt nach vorne sein, um die Welt näher zusammenzubringen“, so Sybiha.
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