Die aktuelle Abwasser-Analyse der Gerichtsmedizin liegt vor. Sie zeigt: Im Westen Österreichs wird mehr Koks konsumiert als im Osten. Eine Tiroler Bezirkshauptstadt sticht besonders heraus.
Gleichbleibende Trends zeigen die Ergebnisse des abwasserbasierten Drogenmonitorings, durchgeführt von der Innsbrucker Gerichtsmedizin (GMI) im Auftrag der Drogenagentur der Europäischen Union.
Abwasser aus 190 Gemeinden
Für den Drogenbericht der EUDA wurden im Jahr 2024 europaweit die Abwässer von insgesamt 135 Städten und Regionen untersucht – darunter 17 Kläranlagen in Österreich (insgesamt rund 190 Gemeinden) sowie einer Südtiroler Kläranlage, berichtet Herbert Oberacher, Leiter des Abwasserlabors des GMI. Die Ergebnisse im Detail:
„Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 17 untersuchten Regionen in Österreich trinkt im Schnitt täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht drei bis vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen“, veranschaulicht Oberacher.
Eine Entwicklung, die wir seit Jahren in Österreichs Abwässern beobachten, ist die Zunahme der Menge an Kokainrückständen.
Chemiker Herbert Oberacher
Bild: MUI/D. Bullock
Cannabis ist die dominierende Droge
Der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin ist innerhalb Österreichs relativ einheitlich. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge.
Die mittlere tägliche Konsummenge an THC (Cannabis) lag bei elf Gramm pro 1000 Einwohner. Den höchsten THC-Verbrauch verzeichnete Wien.
Pro 1000 Einwohner 1,4 Gramm Kokain
Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge, hier lag die mittlere tägliche Konsummenge bei 1,4 Gramm pro 1000 Einwohner. In Westösterreich und Südtirol wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert als in Ostösterreich. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnete Kufstein.
Vergleich mit Bozen: Innsbruck vorne
Ein Vergleich von Süd- und Nordtirol lässt sich anhand der Daten aus den Landeshauptstädten anstellen: In Bozen war der Pro-Kopf-Verbrauch von allen untersuchten Substanzen geringer als in Innsbruck.
„Anhand der Abwasser-Analyse lassen sich auch Konsummuster erkennen: So wurden in vielen Regionen am Wochenende höhere Alkohol-, Kokain- und MDMA-Umsätze (Anm.: Exstacy) als an Wochentagen festgestellt, was für deren Verwendung als Partydrogen spricht“, weiß Chemiker Oberacher.
Rückschlüsse auf Konsum von 3,5 Millionen Menschen
„Österreich liefert bei dem EU-weiten Drogenmonitoring 13 Prozent aller europäischen Datensätze“, berichtet Herbert Oberacher. Seine Untersuchungen lassen Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 3,5 Millionen Menschen in Österreich und Südtirol zu.
Für die jährliche SCORE-Studie wurden im Frühjahr und Frühsommer 2024 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen und von den Experten des Gerichtsmedizinischen Instituts mithilfe modernster analytisch-chemischer Verfahren ausgewertet.
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