In der Frage nach der Zukunft des Wiener Happel-Stadions sind Spekulationen über eine Meinungsverschiedenheit zwischen Fußball-Teamchef Ralf Rangnick und Wiens Sportstadtrat Peter Hacker aufgekommen! Rangnick hatte sich schon mehrmals klar für eine umfassende Erneuerung der Arena samt Entfernung der Laufbahn und Absenkung des Spielfelds ausgesprochen und will dafür auch Investoren an der Hand haben. Hacker hatte sich dazu zurückhaltend geäußert – was mancherorts sogleich als Konflikt mit Rangnick gedeutet wurde ...
Im Rahmen der offiziellen Gleichenfeier des ÖFB-Campus in Wien-Donaustadt kalmierte der als wortgewaltig geltende Stadtrat am Dienstag allerdings. „Wir sollten nicht künstlich Konflikte erzeugen. Es gibt keinen Konflikt zwischen mir und dem Teamchef.“
Ursprünglich waren auch Rangnick und zumindest einige Spieler zu dem heutigen Termin angesagt gewesen – der Deutsche sagte jedoch ab. Von den Kickern machten sich David Alaba, Marko Arnautovic, Christoph Baumgartner, Xaver Schlager, Michael Gregoritsch und Konrad Laimer vor Ort ein Bild, fuhren allerdings noch vor dem Beginn der Veranstaltung ins Hotel zurück.
ÖFB sagte kurzfristig Medientermin ab
Ein ursprünglich für 15 Uhr geplanter Medientermin mit ÖFB-Kickern wurde kurzfristig gestrichen – zwei Tage vor dem wichtigen Playoff-Hinspiel in der Nations League gegen Serbien eine äußerst ungewöhnliche Maßnahme. Der ÖFB teilte dazu mit, man wolle „eine optimale Matchvorbereitung gewährleisten“. Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen der Vorgehensweise von Rangnick und Co. und den Hacker-Aussagen wurden keine Angaben gemacht.
Der Bau des ÖFB-Campus verschlingt zwischen 72 und 75 Millionen Euro. 23,14 Millionen kommen von der Stadt Wien. Die Stadt ist auch Besitzerin des Happel-Stadions und hat daher bei einer Sanierung des in die Jahre gekommenen Prater-Ovals die Hebel in der Hand. Im vergangenen Oktober fand laut Hacker zur Stadionfrage ein „cooler Termin“ mit ÖFB-Vertretern statt, bei dem auch Rangnick dabei war. „Dass sich der Teamchef das coolste Stadion der Welt wünscht, ist klar. Was soll er sich sonst wünschen, wo ist die Überraschung?“, fragte der Politiker.
Es gelte allerdings, mehrere Interessen zu berücksichtigen. „Es gibt einen Partizipationsprozess. Das Stadion ist ja eine Einrichtung, in der viele Dinge stattfinden. Wenn wir darüber reden, wie wir das Stadion baulich weiterentwickeln, muss man sich entlang vieler Bedürfnisse richten. Der ÖFB artikuliert seine Bedürfnisse, wenn es um die Nationalmannschaft geht, aber es ist vor allem ein Konzertveranstaltungsort, und da sind die Bedürfnisse ganz andere. Es finden hier auch andere Sportveranstaltungen statt, die haben wir ebenfalls am Radar“, betonte Hacker.
Hacker: „Was kostet der Spaß?“
Ob Rangnicks Vorstellungen seiner Meinung nach umsetzbar seien, ließ der Stadtrat offen. „Meine Meinung ist da völlig wurscht. Die Techniker müssen klären, ist es machbar, und dann muss man wissen: Was kostet der Spaß und wer kann und will es sich leisten?“ Außerdem sagte Hacker: „Fix ist, das Stadion verdient sein Geld nicht mit drei Länderspielen im Jahr. Also müssen wir auch die ökonomischen Fragen klären, und davon sind wir meilenweit entfernt.“
Die Länderspiele bedeuten für die Stadt Wien aus finanzieller Sicht eine „schwarze Null“, erzählte Hacker. „Und bekanntermaßen spielt die Nationalmannschaft nicht nur in Wien, sondern auch in den Bundesländern, was ich auch sehr sympathisch finde, und das sage ich als Wiener Sportstadtrat.“ Die Länderspielorte festzulegen, „ist eine Konzeption, die sich der ÖFB überlegen muss. Daher ist mein Hauptgesprächspartner logischerweise der ÖFB und nicht der Nationaltrainer.“
Über Rangnicks mögliche Investoren meinte Hacker: „Es gibt keine Investoren, die sich bisher bei mir gemeldet haben. Investoren sind auch nicht die Herausforderung. Investoren wollen nämlich Geld verdienen, und jemanden zu finden, der mit der Infrastruktur der öffentlichen Hand Geld verdienen kann, ist nichts, das mir das Prickeln in den Hals jagt.“
Pläne zu Komplettüberdachung „auf Pause geschaltet“
Während ein wie von Rangnick gewünschter Quasi-Neubau wohl mehrere hundert Millionen Euro kosten würde, hat Hacker für die Revitalisierung des Happel-Stadions die Zusage des Gemeinderats für eine Investition von 101 Millionen Euro. Etwa die Hälfte davon ist für eine Komplettüberdachung vorgesehen – ob sie auch wirklich kommt, ist allerdings offen. „Wir haben das im Augenblick auf Pause geschaltet. Es gibt unterschiedliche Meinungen, ob man das Dach braucht oder nicht.“ Bis Jahresende sollte halbwegs Klarheit darüber herrschen, wie es mit dem Happel-Stadion weitergeht. Hacker: „Dann sind wir mit dem Partizipationsprozess so weit, dass man weitere Entscheidungen treffen kann.“
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