In Langmannersdorf in Niederösterreich ist ein steinzeitlicher Schlachtplatz für Mammuts entdeckt worden. Bei Ausgrabungen in dem nordöstlich von St. Pölten liegenden Ort stieß man auf die 25.000 Jahre alten Überreste von mindestens fünf erlegten Mammuts und auf Steinwerkzeuge.
Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) machten den eindrucksvollen Fund. Die Forscher gehen von mehreren Dutzend dieser Tiere aus, deren Fleisch von Mammutjägern dort verwertet und deren Elfenbein verarbeitet wurde.
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts erste Funde von Knochen
Erste Grabungen in dem zur Gemeinde Perschling gehörenden Ort Langmannersdorf gab es bereits zwischen 1904 und 1907 durch das Naturhistorische Hofmuseum. Aufmerksam wurde man damals auf den Fundort, weil Bewohner der Ortschaft jahrelang auffällig große Knochen, die sie in der Gegend gefunden hatten, an eine Seifenfabrik verkauften. 1919/20 erfolgten dann systematischere Untersuchungen an einer neuen Grabungsstelle. Dabei wurden zwei Lager von Mammutjägern entdeckt.
Es gab offensichtlich einen idealen Platz, um die Mammuts abzupassen. Die Menschen haben die Tiere verstanden und wussten, wann sie sich in diesem Tal bewegen.
Marc Händel vom Österreichischen Archäologischen Institut
Im Februar dieses Jahres kam es durch das Team um Marc Händel neuerlich zu Grabungen ein wenig abseits der historischen Fundstellen. Die Forscher entdeckten zwei rund 15 Meter voneinander entfernte Zonen mit in mehreren Lagen übereinander liegenden Knochen, dazwischen Steingeräte bzw. Abfall, der bei der Herstellung der Steinwerkzeuge entsteht.
„Menschen haben irgendwie sortiert“
„An keiner der beiden Fundzonen gibt es vollständig erhaltene Skelette. An einer Stelle finden sich die Reste von mindestens drei Tieren, darunter komplette und in Segmente zerlegte Stoßzähne, dafür fast keine Wirbel und weniger Langknochen“, erklärte Händel. Möglicherweise wurde dort das Elfenbein verarbeitet und etwa Speerspitzen daraus hergestellt. An der anderen Stelle gab es kein Elfenbein, dafür Wirbelkörper und Langknochen von mindestens zwei Mammuts. In beiden Bereichen fehlen die Rippen. „Die Menschen haben also irgendwie sortiert“, so der Archäologe.
Zudem gibt es Hinweise auf altsteinzeitliche Siedlungsspuren wie Feuerstellen und Gruben. „Die Zerlegung eines Mammuts dauert. Währenddessen halten sich die Menschen dort auf und hinterlassen Spuren“, sagte Händel.
„Idealer Platz, um Mammuts abzupassen“
Vor 25.000 Jahren, kurz vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, durchstreiften Mammutherden Mitteleuropa. Sie nutzten offensichtlich auch das heutige Perschlingtal bei Langmannersdorf als Durchzugs- und Weidegebiet. Händel verweist darauf, dass die Landschaft damals anders ausgesehen hat und stärker strukturiert war: „Es gab offensichtlich einen idealen Platz, um die Mammuts abzupassen. Die Menschen haben die Tiere verstanden und wussten, wann sie sich in diesem Tal bewegen.“
Und das müsse über einen längeren Zeitraum passiert sein, betont der Archäologe unter Hinweis auf die vielen erlegten Tiere. Wie lange in Langmannersdorf gejagt und zerlegt wurde, lasse sich aber aufgrund der Funde nicht abschätzen.
Jüngste große Mammutknochen-Fundstelle in Mitteleuropa
Mit ihrem Alter von 25.000 Jahren ist Langmannersdorf die jüngste Fundstelle mit großen Mengen an Mammutknochen in Mitteleuropa. Derzeit befinden sich die aktuellen Funde für die wissenschaftliche Bearbeitung in einer Außenstelle des ÖAI in Krems. Sie sollen anschließend ins Naturhistorische Museum Wien kommen, ein Teil auch ins Heimatmuseum Perschling.
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