Menschen, die wegen schwerer Covid-19 im Krankenhaus waren, haben noch 30 Monate danach ein deutlich höheres Risiko für weitere schwere gesundheitliche Probleme, wie eine neue französische Studie zeigt. Die Forscher fordern eine langfristige Nachsorge für diese Patienten.
Bereits nach der Entlassung von Covid-19-Patienten wurde ein erhöhtes Sterberisiko sowie ein höheres Risiko für weitere Krankenhausaufenthalte aufgrund organischer Erkrankungen festgestellt. Die langfristige Dauer dieses Risikos war jedoch bislang unbekannt, wie Sarah Tubiana von der Universität Paris und ihre Co-Autoren in der Fachzeitschrift „Infectious Diseases“ berichteten. 30 Monate nach einer schweren Covid-Erkrankung bleibt das Risiko für schwere gesundheitliche Probleme signifikant erhöht.
Wissenschaftler führten in Frankreich eine Studie mit Personen durch, die zwischen Jänner und August 2020 wegen Covid-19 hospitalisiert wurden. Diese wurden über bis zu 30 Monate beobachtet und mit einer Kontrollgruppe verglichen, die nicht wegen Covid-19 im Krankenhaus war.
30 Prozent mehr Todesfälle bei Hospitalisierten
In der Gruppe der Covid-19-Patienten befanden sich 63.990 Personen mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren. Ihnen wurde eine Vergleichsgruppe mit 319.891 Menschen mit gleichen epidemiologischen Charakteristika gegenübergestellt. Zunächst wurden die Unterschiede bei den Todesfällen und bezüglich weiterer schwerer Erkrankungen innerhalb von sechs Monaten verglichen.
In der Covid-19-Gruppe wurde eine Gesamtsterblichkeit von 5218 Fällen pro 100.000 Personenjahre registriert. In der Kontrollgruppe waren es 4013 Todesfälle pro 100.000 Personenjahre. Damit lag die Mortalität unter den Menschen nach Spitalsaufenthalt wegen Covid-19 um 30 Prozent höher.
Personen, die zwischen dem 1. Jänner und dem 30. August 2020 wegen Covid-19 hospitalisiert wurden, wurden bis zu 30 Monate lang nachbeobachtet und mit Kontrollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung abgeglichen, die in diesem Zeitraum nicht wegen Covid-19 ins Spital aufgenommen wurden.
Die Forscherin Sarah Tubiana und ihre Co-Autoren
Anhaltende Gefährdung auch nach 30 Monaten
Auch bei weiteren Krankenhausaufenthalten gab es erhebliche Unterschiede: Ehemalige Covid-19-Patienten hatten ein um 22 Prozent höheres Risiko für akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein 41 Prozent höheres Risiko für psychische Erkrankungen und ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für neurologische Erkrankungen. Atemwegserkrankungen führten bei den ehemaligen Patienten mehr als doppelt so häufig zu Spitalsaufenthalten wie in der Kontrollgruppe.
Obwohl sich die Lage innerhalb von sechs Monaten verbesserte, blieben die Unterschiede bis zu 30 Monate nach der Erkrankung signifikant. Das Risiko nahm zwar ab, blieb aber für neurologische und Atemwegserkrankungen, chronisches Nierenversagen und Diabetes weiterhin erhöht. Auch das Sterberisiko war insgesamt höher.
Nach 30 Monaten war die Häufigkeit von Myokarditis (Herzmuskelentzündung) bei ehemaligen Covid-19-Patienten fast viermal so hoch wie in der Kontrollgruppe. Thromboembolische Erkrankungen traten 86 Prozent häufiger auf. Die Forscher betonen, dass weitere Studien nötig sind, um die Ursachen dieser anhaltenden Gesundheitsrisiken zu verstehen und eine langfristige Nachsorge für Betroffene zu gewährleisten.
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