Woher kommt das unbeherrschte Verhalten?
Der Choleriker in Ihrem Vorgesetzen kann unterschiedliche Ursachen haben. Manche Menschen geraten in einen Machtrausch, wenn sie in eine Führungsposition kommen, da sie nun nach oben buckeln müssen, aber meinen, nach unten treten zu können. Ein weiterer Faktor ist, dass der Vorgesetzte manchmal denkt, sich nicht zusammenreißen zu müssen und alle Emotionen ungefiltert an seine Mitarbeiter weitergeben zu können, da er am längeren Ast sitzt. Auch kann eine Rolle spielen, dass der Vorgesetzte sich fälschlicherweise als Fehlersucher versteht und meint, Fehltritte eindrucksvoll sanktionieren zu müssen. In allen Fällen kann es jedoch sein, dass Ihrem Chef sein Verhalten bzw. die Wirkung seines Verhaltens nicht (mehr) bewusst ist und cholerische Ausbrüche eine automatisierte Reaktion darstellen.
Was steckt hinter der Wut?
Für betroffene Mitarbeiter ist die Situation alles andere als einfach. Eines ist jedoch sehr wichtig: Auch wenn wir dazu tendieren, emotionale Ausbrüche auf uns als Individuum zu beziehen, so zielt die Reaktion des Vorgesetzen meist auf die Sache dahinter ab. Die Botschaft ist oft einfach nur: "Das wurde nicht so gelöst, wie ich es mir vorgestellt habe." Als sachliche Aussage ist das durchaus zulässig, denn jeder von uns hat bestimmte Vorstellungen davon, wie Dinge zu funktionieren haben. Ein Wutanfall ist jedoch eine überzeichnete, unbeherrschte Reaktion.
Einen Filter einbauen
Was Sie bei einem cholerischen Chef keinesfalls tun sollten, ist nichts zu tun – dann davon kann sich nichts verändern. Sie können sich selbst eine Menge Druck nehmen, indem Sie anders zuhören. Wenn Ihr Chef zu toben beginnt, versuchen Sie, sich emotional von der Situation zu lösen, und hören Sie ihm zu. Seien Sie ehrlich: Hat die sachliche Aussage hinter dem Ausbruch einen konstruktiven Kern? Wenn ja, dann finden Sie ihn und reden Sie mit Ihrem Chef darüber. Wichtig ist, dass Sie ruhig bleiben und sich nicht persönlich angegriffen fühlen. Sie sind Ihrem Vorgesetzten in diesem Moment überlegen, wenn Sie seine Emotionen ignorieren und sich stattdessen auf die Sache konzentrieren.
Wenn derartig unbeherrschte Reaktionen wiederholt vorkommen, sollten Sie in einem ruhigen Moment mit Ihrem Vorgesetzen darüber sprechen, was seine Art bei Ihnen auslöst und dass Sie in dieser Form nicht konstruktiv arbeiten können - eine gute Gelegenheit ist ein Mitarbeitergespräch. Ihr Chef sollte am Ende dieses Gesprächs erkennen, dass seine Art bei Mitarbeitern dazu führt, Fehlersuche zu betreiben - und nicht mehr dazu, erfolgsorientiert zu arbeiten und neue Wege zu gehen. Eine Denkweise, die der Produktivität des ganzen Unternehmens schadet.
Wichtig ist dabei, dass Sie sich nicht in Schuldzuweisungen verlieren, sondern in Ich-Botschaften sprechen, da sich Ihr Vorgesetzter sonst angegriffen fühlt. Zeigen Sie ihm, dass Sie kritikfähig sind, aber auch der Ton die Musik macht. Leiden ganze Abteilungen unter einem Vorgesetzten, dann kann auch die Inanspruchnahme eines Mediators hilfreich sein. Jedoch müssen Sie Ihren Vorgesetzten davon erst überzeugen. Der Weg über den Vorgesetzten Ihres Chefs kann helfen, sollte jedoch gut überlegt werden.
Reine Bosheit
Wenn die Reaktion Ihres Chefs rein willkürlicher Zorn ist, dann sollten Sie einen Jobwechsel überlegen. Denn hier gibt es nichts, wo Sie ansetzen können - einen Menschen komplett zu verändern, erfordert zu viel Zeit und Energie. Mehr, als noch einmal in einem anderen Umfeld neu durchzustarten.
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