Leitungswasser bedroht

Studie zeigt: 91 Prozent befürworten PFAS-Verbot

Wissenschaft
19.03.2025 10:06

Im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist Österreich „noch“ immer mit frischem Trinkwasser aus der Leitung gesegnet. Etwa 75 Prozent genießen es demnach regelmäßig. Doch neueste Messungen zeigen eine zunehmende Belastung mit sogenannten Ewigkeits-Chemikalien, auch PFAS genannt.

Anlässlich des Weltwassertages am 22. März hat das österreichische Meinungsforschungsinstitut Integral in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Global 2000 eine Onlinebefragung zum Thema  erstellt. Das Ergebnis: Leitungswasser ist das beliebteste Getränk – die Plätze danach belegen Kaffee (70 Prozent), Tee (49 Prozent), Mineral- und Sodawasser (46 Prozent) und Limonaden und Fruchtsäfte (39 Prozent). Alkoholische Getränke landen in den Eigenangaben mit 29 Prozent auf dem letzten Platz.

Hohe Wertschätzung, aber Zukunftssorgen
Praktisch alle der 1.000 online befragten Personen gaben an, dass sie es schätzen würden, dass Österreich über qualitativ hochwertiges Leitungswasser verfüge (96 Prozent). Ebenso wären neun von zehn der Ansicht, dass der Konsum von Leitungswasser die Umwelt schone. Gleichzeitig wäre den Befragten bewusst, dass dieses Privileg nicht selbstverständlich sei: 55 Prozent befürchten, dass sich die Qualität des Trinkwassers künftig verschlechtern könnte.

Ein knappes Viertel (23 Prozent) habe bereits jetzt Bedenken, dass das Leitungswasser mit Chemikalien verunreinigt sein könnte. Abgefragt wurde auch die Thematik zu den Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch Ewigkeitschemikalien genannt. 45 Prozent der Befragten hätten von diesen Verbindungen demnach schon gehört, insbesondere Befragte mit Matura kennen diese.

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Wir werden alles daransetzen, weitere Belastungen unserer Gewässer durch PFAS zu verhindern. Nur so lässt sich die Qualität unseres Trinkwassers langfristig sichern.

Helmut Burtscher-Schaden, Pestizid- und Chemie-Experte von GLOBAL 2000

91 Prozent befürworten PFAS-Verbot
Die Sorge ist berechtigt, wie die Integral-Studie zeigt: Neueste Messungen zeigen eine erhöhte PFAS-Belastung des heimischen Leitungswassers. Diese auch als PFAS bekannten chemischen Verbindungen finden in vielen Alltagsprodukten sowie in Kältetechnik und Pestiziden der Landwirtschaft Einsatz. Sie können von der Umwelt gar nicht oder nur unvollständig abgebaut werden, wie Umweltschutzorganisationen schon länger warnen. Einigkeit herrscht in der Bevölkerung darüber, dass PFAS-Verbindungen verboten werden sollten: Insgesamt möchten 91 Prozent die so genannten Ewigkeits-Chemikalien verboten wissen, 54 Prozent sogar sicher.

Für den Pestizid- und Chemie-Experten Helmut Burtscher-Schaden von GLOBAL 2000 zeige dieses Ergebnis ganz deutlich, dass die Österreicher heimisches Leitungswasser schätzen würden – und es geschützt wissen wollen würden. Dies würde ihn und seine Organisation in ihrem Einsatz für ein Verbot gefährlicher Ewigkeits-Chemikalien bestärken. „Wir werden alles daransetzen, weitere Belastungen unserer Gewässer durch PFAS zu verhindern. Nur so lässt sich die Qualität unseres Trinkwassers langfristig sichern“, betont Burtscher-Schaden.

Woher kommt die Belastung des Grundwassers durch TFA?

= TFA ist ein extrem stabiles Zerfallsprodukt von PFAS-Pestiziden (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen).

  • Pestizide durch Landwirtschaft (76 Prozent)
  • Regenwasser (17 Prozent)
  • Kläranlagen und Gülle (3 Prozent)
  • Andere Kontaminationen des Grundwassers durch andere PFAS sind oft auf industrielle Emissionen, Feuerlöschschäume, Deponiesicherwasser oder Abwasser aus Kläranlagen zurückzuführen.

TFA in allen analysierten Stichproben nachgewiesen
TFA (Trifluoracetat) ist das mit Abstand am häufigsten vorkommende PFAS in der Umwelt. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat im vergangenen Sommer in einer Untersuchung im österreichischen Leitungwswasser die bis dahin wenig beachtete und kaum erforschte Ewigkeits-Chemikalie TFA in allen analysierten Stichproben nachgewiesen. Anders als für andere PFAS, die bereits im österreichischen Trinkwasser untersucht werden und ab 2026 Grenzwerte erhalten, gibt es für TFA noch keinen Grenzwert.

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft derzeit einen Vorschlag für ein EU-weites „Gruppenverbot“ für über 10.000 PFAS-Verbindungen. PFAS-Pestizide wären nach derzeitigem Stand jedoch von diesem Verbot ausgenommen. 

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