Taffe Ermittlerinnen

Diese Frauen legen Pädophilen das Handwerk

Tanja Mannsbart und Jasmine Schober vom LKA Steiermark

(Bild: LPD Steiermark)

Ein Steirer, der jahrelang Kinder missbraucht, ein Lehrer, der sich als Mädchen ausgibt und von seinen Schülern Nacktbilder verlangt. Schlagen solche Fälle bei uns auf, kommen Ermittlerinnen wie Tanja Mannsbart und Jasmine Schober vom Landeskriminalamt ins Spiel... 

Geschichten wie jene von vier heute jungen erwachsenen Männern, die über zwei Jahrzehnte hinweg von einem 55-jährigen Steirer schwerst sexuell missbraucht wurden, oder von jenem Lehrer, der sich über Social Media als Mädchen ausgab und von seinen eigenen Schülern pornografische Bilder herauslockte, erschüttern zutiefst. Der Grazer Lehrer ist bereits (noch nicht rechtskräftig) verurteilt, der 55-Jährige steht nächste Woche vor dem Strafgericht. Nur akribischen Ermittlungen von Kriminalisten ist es zu verdanken, dass diese Straftaten aufgeklärt werden konnten. 

In beiden Fällen – und in natürlich unzähligen weiteren – war und ist der Fachbereich für Sexualdelikte des Landeskriminalamts Steiermark federführend. Geleitet wird dieser von zwei Damen. Chefinspektorin und Fachbereichsleiterin Tanja Mannsbart ist seit 40 Jahren im Geschäft. Mit ihrer Stellvertreterin Jasmine Schober leitet sie seit 20 Jahren dieses hochsensible Fachgebiet, vor dem vor allem männliche Kollegen zurückschrecken.

„Die meisten sagen, dass sie das psychisch nicht aushalten würden“, sagt Tanja Mannsbart. Sieben Kollegen versuchen, die ihnen aufgetragenen Fälle aufzuklären – fünf Frauen, zwei Männer. Meistens gelingt das auch. 2023 wurden 133 Vergewaltigungen angezeigt, 114 davon aufgeklärt. Noch einmal höher ist diese Quote bei Kinderpornografie: 263 Straftaten wurden angezeigt, 248 aufgeklärt.

Täter aus allen Gesellschaftsschichten
Opfer von Sexualstrafdelikten sind in den meisten Fällen Frauen, eher selten sind es Männer, wissen die beiden erfahrenen Ermittlerinnen. Die Täter stammen aus allen Gesellschaftsschichten. „Vergewaltigungen finden meistens im Familienbereich statt. Den komplett Fremden, der hinter einem Busch sitzt und dann über jemanden herfällt, kommt nur äußerst selten vor.“ Das zeigt auch die Statistik: Bei 17 Vergewaltigungen aus dem Jahr 2023 bestand kein Bekanntschaftsverhältnis. 

Früher war Missbrauch ein Tabuthema innerhalb der Familie. Kinder haben sich nicht getraut, etwas zu sagen. Das ist jetzt wirklich anders geworden.

Jasmine Schober

Stark zugenommen habe vor allem seit dem Jahr 2000 die Kinderpornografie. Mitschuld habe vor allem das Internet. Zumindest hat sich etwas geändert: „Früher war Missbrauch ein Tabuthema innerhalb der Familie. Kinder haben sich nicht getraut, etwas zu sagen. Das ist jetzt wirklich anders geworden“, sagt Jasmine Schober.

Absolute Diskretion, Einfühlungsvermögen und ermittlerisches Feingespür sind vonnöten, um mit Tätern und Opfern zu kommunizieren. Ein Überführter behauptete einmal: „Die waren so nett zu mir, nur deswegen habe ich gestanden’“, erzählt Mannsbart. Ein dreister Versuch des Zurückziehens eines Geständnisses.

Opfer sollen keine Angst haben, sich zu melden. Wir nehmen sie ernst, bitte habt keine Scheu vor uns.

Tanja Mannsbart

Es geht aber auch anders: In Bezug auf Kinderpornografie seien Täter oft froh, endlich überführt worden zu sein.  Als „Jäger und Sammler“ werden diese Menschen in Ermittlerkreisen bezeichnet – ständig auf der Suche nach neuen, abscheulichen Inhalten und gut strukturiert, wie oft auf ihren sichergestellten Datenträgern des Grauens ersichtlich wird. Süchtige Triebtäter – einige sind tatsächlich pädophil, andere neugierig und einfach gestrickt. 

Bei Kindesmissbrauch nie wegschauen!
Wie kommen die beiden Führungskräfte selbst mit den Untiefen unserer Gesellschaft und mit schrecklichsten Bildern und Schicksalen zurecht? „Natürlich belasten die Geschichten. Fälle bleiben in Erinnerung, im Team reden wir sehr viel. Wir schaffen es aber, diese nicht mit nach Hause zu nehmen“, sind sich beide einig. „Ich könnte zum Beispiel in keinem Altersheim arbeiten, weil ich viel zu großen Bezug zu den Bewohnern hätte. Wenn diese von einem auf den anderen Tag nicht mehr da sind, das würde ich nicht schaffen“, überlegt Schober. 

Bei Verdacht von Kindesmissbrauch nie zögern und sofort Anzeige erstatten!

(Bild: stock.adobe.com)

Was beide noch sagen möchten: „Opfer sollen keine Angst haben, sich zu melden. Wir nehmen sie ernst, bitte habt keine Scheu vor uns!“ Und ganz wichtig: Nimmt man Straftaten an Kindern wahr, darf keine Zurückhaltung bei einer Anzeige herrschen!