Schwere Vorwürfe gegen einen Arzt am Wiener AKH: Der Mediziner soll einer betagten Patientin eine Medikamenten-Überdosis verabreicht haben. Die 88 Jahre alte Frau starb. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen „grob fahrlässiger Tötung“.
Dieser Fall rüttelt auf. Ein Oberarzt aus dem AKH Wien wurde wegen des Verdachts des Mordes beziehungsweise der grob fahrlässigen Tötung angezeigt, und zwar vom Anwalt seines Vorgesetzten.
Was war geschehen? Die Patientin war an Krebs erkrankt, verfügte nur noch über eine eingeschränkte Nierenfunktion und litt zudem an Atembeschwerden, wie der „Kurier“ am Mittwoch berichtet. Ebenso wurde ihr Allgemeinzustand als „schlecht“ beurteilt.
Stark überdosierte Infusion verabreicht
Doch obwohl die Frau nicht unter Schmerzen litt, soll ihr zweimal intravenös ein Opioid verabreicht worden sein. Konkret soll der nun in den Fokus geratene Oberarzt die Verabreichung von Vendal angeordnet haben, das in hoher Dosis die Atmung unterdrückt und zum Tod führen kann, so das Blatt. Insbesondere für Menschen mit Nierenfunktionsstörungen – wie das bei jener Patientin der Fall war – sei das Opioid gefährlich.
Den Wunsch zu sterben, habe die Frau nie geäußert, auch „Lebenswillen“ gezeigt, wie aus einer Sachverhaltsdarstellung zitiert wird. Auch habe eine Behandlung gegen Atembeschwerden im Spital angeschlagen.
Pflegepersonal äußerte Bedenken
Hinsichtlich der Wahl des Schmerzmittels habe sich das Pflegepersonal besorgt gezeigt und sich an den Vorgesetzten des Oberarztes gewandt. Das Medikament sei gerade bei älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion bedenklich, außerdem müsse es entsprechend niedrig dosiert werden. „Er hat ausdrücklich angeordnet, dass es nicht mehr an sie verabreicht werden darf“, sagt Florian Höllwarth, Anwalt des Vorgesetzten.
Obwohl dem Oberarzt die Gabe des Medikaments untersagt worden war, habe die Frau nach einigen Stunden das Mittel aber doch verabreicht bekommen. Da sich das Personal weigerte, habe der betreffende Oberarzt sogar selbst die Infusion gelegt. „Ihr könnt mich gern dabei fotografieren“, soll er laut einer Zeugin gerufen haben.
Der Vorgesetzte ist seiner Verpflichtung nachgekommen und hat, nachdem er Kenntnis darüber erlangt hatte, das Rektorat informiert.
Anwalt F. Höllwarth brachte Sachverhaltsdarstellung ein
Bild: Andi Schiel
Nach einigen Stunden starb die Frau kurz vor Mitternacht am 13. November 2024. Das Medikament soll laut Bericht 6,25-fach überdosiert gewesen sein. „Der Vorgesetzte ist seiner Verpflichtung nachgekommen und hat, nachdem er Kenntnis darüber erlangt hatte, das Rektorat informiert“, so Höllwarth zur „Krone“.
Arzt darf bis auf Weiteres keine Patienten versorgen
Der Oberarzt selbst wurde unmittelbar danach abgezogen und darf bis auf Weiteres keine Patienten versorgen, so das AKH gegenüber dem „Kurier“. Die Staatsanwaltschaft Wien leitete Ermittlungen wegen „grob fahrlässiger Tötung“ ein, der Arzt wurde von der Patientenversorgung abgezogen.
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