Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein amerikanischer Amtskollege Donald Trump haben am Mittwoch telefoniert. Das Gespräch drehte sich vor allem um Russlands Zustimmung zu einer „Energie- und Infrastruktur-Waffenruhe“. Dabei machte Trump ein Angebot, das wie eine Sicherheitsgarantie wirken könnte.
Trump hat nach eigenen Worten ein einstündiges Telefongespräch mit Selenskyj geführt. „Ein Großteil des Gesprächs basierte auf dem gestrigen Anruf bei Präsident Putin, um Russland und die Ukraine hinsichtlich ihrer Forderungen und Bedürfnisse in Einklang zu bringen“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“
Selenskyj sprach ebenfalls von einem „positiven“ Gespräch. „Wir haben unsere Teams beauftragt, technische Fragen im Zusammenhang mit der Umsetzung und Ausweitung des partiellen Waffenstillstands zu klären. Die ukrainischen und amerikanischen Teams sind bereit, sich in den kommenden Tagen in Saudi-Arabien zu treffen, um die weiteren Schritte in Richtung Frieden zu koordinieren.“ Der Ukrainer habe einen Verzicht auf Attacken auf die Energieinfrastruktur akzeptiert.
USA wollen Kernkraftwerke übernehmen
Trump soll zudem eine US-Übernahme von ukrainischen Kernkraftwerken vorgeschlagen haben. Das geht aus einem Bericht von US-Außenminister Marco Rubio hervor. „Er sagte, dass die Vereinigten Staaten beim Betrieb dieser Anlagen mit ihrem Fachwissen in den Bereichen Elektrizität und Energieversorgung sehr hilfreich sein könnten“, heißt es in der Zusammenfassung weiter, wobei das Eigentum der USA „den besten Schutz“ für die ukrainische Energieinfrastruktur biete.
Es war der erste bekannte persönliche Kontakt zwischen den beiden seit dem Eklat im Weißen Haus, der darin mündete, dass die US-Regierung vorübergehend die militärische Hilfe für die Ukraine stoppte. Zuvor hatte Selenskyj Trump nach Angaben des US-Präsidenten schriftlich kontaktiert.
Zu besprechen hatten die beiden auf jeden Fall einiges. Denn die vereinbarte Waffenruhe zwischen Trump und Wladimir Putin wurde bereits wenige Augenblicke nach deren Gespräch gebrochen. Russland überzog die Ukraine am Dienstagabend mit Drohnenangriffen, dabei wurde auch die Energieinfrastruktur des Landes ins Visier genommen. Im Gegenzug bombardierte die Ukraine ein russisches Öldepot, was zu einem Großbrand führte.
Das Verteidigungsministerium in Moskau warf Kiew daraufhin eine Provokation vor. Die Ukraine ziele darauf ab, die Friedensinitiative von US-Präsident Trump zu torpedieren. Während Moskau sich an die Vereinbarung halte, tue Kiew das bisher nicht, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
US-Regierung verteidigt Russland
Trump schickte seinen Sondergesandten, Steve Witkoff, aus, um die Wogen zu glätten. Er gab gegenüber Bloomberg zu Protokoll, dass die russischen Angriffe vor Putins Einstellungsorder stattgefunden hätten. Das habe ihm der Kreml versichert. Bereits zehn Minuten nach dem Telefonat mit Trump soll der Autokrat den Befehl erteilt haben – und sieben Drohnen vom Himmel holen lassen. Putin habe laut Witkoff „gute Absichten“.
Reporter werfen den USA Falschinformation im Sinne Russlands vor. Die Angriffe auf die Ukraine hätten bis tief in die Nacht gedauert, berichtet etwa Oliver Carroll, der aktuell in der Ukraine weilt. „Das ist völliger Unsinn. Ich habe gehört, dass Drohnen viele Stunden nach dem Anruf abgeschossen wurden“, teilte der Journalist auf der Plattform X mit.
Vor dem Telefonat hatte Selenskyj eine 30-tägige Feuerpause für gegenseitige Angriffe auf Energieanlagen nicht ausgeschlossen, aber auf eine Überwachung durch die USA beharrt. Nur die Erklärung von Putin, er habe seinem Militär den Beschuss untersagt, reiche nicht aus, sagte Selenskyj in Helsinki nach einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb.
„Wenn die Russen unsere Anlagen nicht angreifen, dann werden wir definitiv auch ihre Anlagen nicht angreifen“, sicherte der ukrainische Staatschef zu. Nach den Erfahrungen von mehr als drei Jahren Krieg sei aber eine Überwachung nötig. „Hauptkontrolleur sollten die USA werden.“
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