Der kriselnde deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen, vielen vor allem für seine hervorragenden Automatikgetriebe bekannt, schreibt wegen der Kosten für den Umbau des Unternehmens tiefrote Zahlen. Unter dem Strich belief sich der Nettoverlust 2024 auf eine Milliarde Euro.
Grund sind vor allem rund 600 Millionen Euro an Rückstellungen für Restrukturierungskosten, also in erster Linie für Personalabbau. Auch Zinszahlungen für die auf 10,5 Milliarden Euro gestiegenen Schulden belasten.
„Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht“, erklärte ZF-Chef Holger Klein. Die vor zwei Jahren eingeschlagene Strategie gegen die Krise zeitige erste Erfolge und werde fortgesetzt.
Schwache Nachfrage und hohe Investitionen in Elektromobilität
Der nach Bosch zweitgrößte deutsche Autozulieferer leidet unter schwacher Nachfrage und hohen Investitionen in die Elektromobilität, die sich wegen des schleppenden Umstiegs auf E-Autos nicht wie erwartet rechnen. Der Stiftungskonzern plant deshalb den Abbau von bis zu 14.000 Stellen in Deutschland bis 2028, das wäre jeder vierte Arbeitsplatz dort.
Einige kleinere Werke wurden bereits geschlossen. „Die eingeleiteten Maßnahmen sind nötig, um uns wieder für zukünftiges Wachstum aufzustellen“, erklärte Finanzchef Michael Frick. Die Restrukturierung werde ab 2025 weitere Einsparungen bringen. Im vergangenen Jahr sei die Belegschaft in Deutschland um rund 4000 Stellen geschrumpft.
ZF Friedrichshafen hatte wegen der Talfahrt in der Autoindustrie im vergangenen Jahr zwei Mal die Jahresprognose gesenkt und erreichte nun die angestrebten Spannen. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn sackte um gut ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro ab. Der Umsatz schrumpfte um rund elf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro, unter anderem wegen der Trennung vom Achsmontagegeschäft. Die Rendite sank um eineinhalb Prozentpunkte auf 3,6 Prozent.
Heuer weiterer Rückgang in Fahrzeugmärkten erwartet
Das laufende Jahr bringt keine Verbesserung, denn ZF, weltweit die Nummer vier der Autozulieferer, erwartet für Europa einen weiteren Rückgang der Fahrzeugmärkte. Der Transformationsdruck bleibt hoch und Handelshemmnisse wie die US-Einfuhrzölle sorgten für große Unsicherheit. Bei einem Konzernumsatz über 40 Milliarden erwartet ZF eine Marge von drei bis vier Prozent. „Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025 bleibt verhalten.“
Teil der strategischen Neuausrichtung seien Partnerschaften, um einzelne Geschäftsfelder zu stärken, erklärte ZF-Chef Klein weiter. Das betrifft die Bereiche E-Mobilität, Elektronik und Fahrerassistenzsysteme. In Kernbereiche wie Fahrwerk-, Nutzfahrzeug- und Industrietechnik werde weiter investiert.
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