Die Hunderte Milliarden Euro schweren Wiederaufrüstungspläne der EU machen sich auch in der Steiermark bemerkbar. Die Maschinenfabrik Liezen hat einen Großauftrag aus der Verteidigungsindustrie an Land gezogen. Bestellt wurden Turmgehäuse für die Kampfpanzer „Leopard 2“.
Die Gehäuse sind mehr als zehn Tonnen schwer und 360 Grad drehbar. Sie bieten der Besatzung und den Hightech-Systemen im Panzer Schutz. Der Auftrag des deutsch-französischen Rüstungskonzerns KNDS soll die Maschinenfabrik Liezen (MFL) als strategischen Zulieferer stärken und sicherstellen, dass die Wertschöpfung bei militärischen Beschaffungen in Österreich verbleibt, heißt es Freitagvormittag vom Ennstaler Unternehmen.
EU will 800 Milliarden flüssig machen
Erst am Donnerstag hatte sich der EU-Gipfel zu einem insgesamt 800 Milliarden Euro schweren Aufrüstungspaket bekannt, das die Sonderrolle Österreichs als neutraler Staat berücksichtigt. Einer der zentralen Punkte: Die EU will Kredite für militärisches Gerät nur vergeben, wenn ein Großteil der Komponenten aus Europa stammt.
„Europa muss in der Lage sein, eigene Hochtechnologie für die Verteidigung herzustellen, insbesondere in Anbetracht der aktuellen sicherheitspolitischen Bedrohungen“, sagt MFL-Geschäftsführer Herbert Decker. „Mit unserer jahrzehntelangen Expertise in der Fertigung hochqualitativer und präziser Schweißkomponenten und Gussteile leisten wir einen aktiven Beitrag, um diejenigen zu schützen, die uns schützen.“
Das Auftragsvolumen beläuft sich laut Unternehmensangaben auf einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Laut Firmenchef Decker ist die Verteidigungsindustrie „ein Markt, in dem wir unsere Kompetenz und Leistungsfähigkeit erfolgreich einbringen können“. Gleichzeitig sichere der Auftrag Arbeitsplätze in der Region und stärke den Wirtschaftsstandort. Die Herstellung der Schweißkonstruktionen gilt als besonders anspruchsvoll.
Forderung an Politik: Standort sichern
Eigentümervertreter Reinhard Haider schließt sich mit einer Forderung an die Dreierkoalition im Bund an: „Große militärische Beschaffungsvorgänge des Bundesheers müssen vertraglich einen verpflichtenden Fertigungsanteil für den Standort Österreich sichern – so wie es im Regierungsprogramm auch endlich angesprochen wird.“ Während andere Staaten seit Jahren „kompromisslos jeden Rüstungskonzern zur Fertigung im eigenen Land zwingen“, verzichte Österreich bisher darauf – eine „untragbare“ Situation.
Der deutsch-französische Millionenauftrag soll nur der Startschuss für eine groß angelegte Wachstumsoffensive der Liezener sein. Man wolle „ein verlässlicher Fertigungspartner für Hersteller von gepanzerten Fahrzeugen und anderem schwerem Gerät in Europa und den NATO-Staaten werden“, sagt Decker. Die Rede ist etwa von Geschütztürmen und Panzerwannen. Der vom aktuellen Auftrag umfasste „Leopard 2“ ist auch das Hauptwaffensystem der österreichischen Panzertruppe.
Prototypen und Serienprodukte
Die MFL will dabei vor allem mit ihrer Fertigungskompetenz punkten. „Dank flexibel einsetzbaren Großbearbeitungsmaschinen und einer der größten Schweißroboteranlagen Mitteleuropas liefern wir Prototypen ebenso schnell wie Serienprodukte“, macht der Firmenchef Werbung in eigener Sache.
Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei Ges.m.b.H. hat laut Wirtschafts-Compass 2023 einen Umsatz von gut 122 Millionen Euro erwirtschaftet. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 700 Mitarbeiter, alle am Standort Liezen.
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