Tagesklinik in Bruck

In Zukunft schläft fast keiner mehr im Krankenhaus

Steiermark
08.04.2025 07:00

Nachdem die gesamte Chirurgie des LKH Hochsteiermark trotz Protesten vom Standort Bruck nach Leoben abgewandert ist, will die Kages am Haus eine neue Tagesklinik etablieren. Kurzum: Man kommt, wird operiert, und ist um 19 Uhr wieder zuhause. OP-Wartezeiten – zum Beispiel für den grauen Star – sollen so viel kürzer werden.

Erich Schaflinger hat es nicht immer leicht. Vor allem mit der Umsiedelung der Unfallchirurgie-Ambulanz von Bruck nach Leoben hat der ärztliche Direktor des LKH-Verbandes Hochsteiermark Widerstand in der Politik ausgelöst. Seit Jänner ist der Schritt nun erfolgt. „Es hat sich besser eingestellt, als wir es erwartet haben“, zieht Schaflinger eine erste Bilanz. Die Patienten wüssten, wohin sie müssen, und könnten in Leoben mit besserer Qualität versorgt werden. „Kleine Wunden, Prellungen, unkomplizierte Brüche, Gips-Kontrollen und Röntgen machen wir weiter hier in Bruck in der Bestell-Ambulanz.“

Im ersten Stock kleben folierte Zettel auf dem Glas-Portal zur ehemaligen Chirurgie. Anästhesist Karl Hasiba und Pflege-Leiterin Ingrid Weber-Hierz bauen hier eine neue Tagesklinik auf: „Das bedeutet, dass die Patienten am gleichen Tag wieder nach Hause gehen können“, sagt Hasiba. Der medizinische Fortschritt macht es möglich, die Wirtschaftlichkeit nötig. „Das ist deutlich billiger. Früher brauchte man ein Bett, einen Nachtdienst und mehr. Heute können wir kleine Eingriffe so machen.“

Tagesklinik-Verantwortlicher Karl Hasiba und Pflege-Leiterin Ingrid Weber-Hierz (Bild: Jürgen Fuchs)
Tagesklinik-Verantwortlicher Karl Hasiba und Pflege-Leiterin Ingrid Weber-Hierz

Eingriffe dauern oft nur kurz
Einige Beispiele? Herzkatheter-Untersuchungen, Batteriewechseln von Herzschrittmachern, Grauer-Star-Operationen, Schrauben im Bein entfernen, gynäkologische Eingriffe etwa am Muttermund, und viele weitere mehr. „In der Praxis dauern die meisten OPs zwischen 20 Minuten und eineinhalb Stunden“, sagt Hasiba. „Das sind Eingriffe, die notwendig, aber nicht kritisch sind.“

Der Patient wird in einem normalen Zimmer vorbereitet, dann operiert – mit oder ohne Anästhesie – und bleibt dann zwei bis vier Stunden zur Überwachung. Um 19 Uhr ist Dienstschluss. „Sollte es Komplikationen geben und der Patient stationär werden, wird er in Leoben weiter behandelt. Das passiert aber äußerst selten.“

Erich Schaflinger (Bild: Jürgen Fuchs)
Erich Schaflinger

Chirurgen reisen aus Leoben an
Während die Augen- und HNO-Eingriffe schon längere Zeit so stattfinden, kommen ab April gynäkologische, unfall- und allgemeinchirurgische OPs neu dazu. In Zukunft geplant sind auch Urologie, Gefäßchirurgie und Dermatologie – letztere in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Graz. Nicht nur die Patienten bleiben dafür nur einen Tag lang vor Ort – auch die Operateure kommen und gehen. „Wir stellen hier unsere OP-Säle, Anästhesie, Pflege und Betten zur Verfügung. Die Abteilungen können sich flexibel einbuchen“, erklärt Hasiba. Zwei bis drei OPs bespielt man aktuell so, im Endausbau sollen alle fünf Säle so verwendet werden.

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Wir fahren das System jetzt hoch und erwarten in Zukunft eine deutlich höhere Auslastung bei den OPs.

Erich Schaflinger, ärztlicher Direktor des LKH-Verbandes Hochsteiermark (Leoben, Bruck, Mürzzuschlag)

Dahinter steckt der Gedanke, geplante OPs von Notfällen zu trennen. „Dadurch werden die Wartelisten viel schneller abgebaut“, sagt Hasiba, weil Patienten nicht durch Notfälle „verdrängt“ werden können. Eine derartige Tagesklinik hat die Kages auch am LKH Oststeiermark, Standort Fürstenfeld etabliert.

„Das ist ein bisschen wie Sanatoriums-Medizin“
Schaflinger erwartet einen großen Andrang, sobald die Struktur geschaffen ist. „Die Zukunft ist tagesklinisch. Die Betten in Leoben werden dadurch frei. Das ist ein bisschen wie Sanatoriums-Medizin.“ Ab 2026 siedelt auch die Pneumologie-Abteilung von Leoben nach Bruck, bis Mitte 2027 soll ein 50 Millionen Euro teurer Psychiatrie-Trakt mit 100 Betten fertig werden.

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