Nonnen, die ein Bordell vermacht bekommen. Ein „Sandlerkönig“, der ein Vermögen hinterlässt. Der Wiener Erbenforscher Nicolas Forster hat viele Menschen reich gemacht – und jetzt ein Buch geschrieben.
Was macht ein Genealoge? Richtige Antwort bei der „Millionenshow“ wäre: Ahnenforschung. Er durchstöbert Archive, um Familiengeschichten zu analysieren. Und am besten beginnt er gleich mit der eigenen ...
Es begann mit dem Uropa, der nach Brasilien ging
Nicolas Forster wurde 1976 in Wien geboren. Einige Vorfahren sind aus Südamerika. Doch alles begann mit seinem Urgroßvater in Pola. Dieser war Marinekapitän bei der k. u. k. Armee. Dessen Schiff, die „Szent István“, wurde 1918 von Torpedos versenkt. Der Soldat überlebte, stand aber vor den Trümmern seiner Existenz. Aus Verzweiflung beschloss er, nach Brasilien auszuwandern, wo Bauern aus Tirol im Ort Dreizehnlinden ein neues Zuhause fanden. Einer seiner Söhne, Forsters Opa, wurde bei einer Expedition im Dschungel ermordet. „Meine Mutter“, sagt Forster, „brachte man nach Wien zurück.“ Wo schließlich auch er das Licht der Welt erblickte.
Das Interesse an der (eigenen) Geschichte wurde Klein Nicolas also in die Wiege gelegt. Er wurde Historiker und Jurist.
Erbenforschung als Goldader
Als frisch gebackener Akademiker gründete er 2004 in Wien die Historikerkanzlei, die sich auf Stammbäume spezialisierte. So kam er über die Runden – bis er auf eine Goldader stieß. In 0,7 Prozent aller Verlassenschaften sind nämlich keine Erben bekannt. Nach einer ersten Anfrage durch einen Notar begann die Kanzlei, in solchen Angelegenheiten selbst zu recherchieren.
60.000 Erbberechtigte konnte das Team bisher finden, bevor das Geld mangels Testament an den Staat gefallen wäre. „Kommt es zur Auszahlung eines Erbes, steht uns als Honorar ein vereinbarter prozentueller Anteil zu.“
Nach 20 Berufsjahren hat der eloquente Wiener viele Schmankerln parat. Seine spannendsten Episoden wurden nun im Buch „Erben gesucht!“ aufgezeichnet.
Der „Sandlerkönig“: Das ist zum Beispiel der Fall des Polen Piotr, der sich liest, wie ein Märchen: Es war einmal ein „Sandlerkönig“ im englischen Wolverhampton. Er hauste in einem Zelt auf einer Verkehrsinsel. Als der „Ringroad-Tramp“ 2007 mit 86 Jahren das Zeitliche segnete, stießen die Behörden auf ein prall gefülltes Pensionskonto. Das Team konnte drei Nichten und Neffen in Kroatien aufspüren, die angesichts des plötzlichen Geldregens durch den unbekannten Onkel ihr Glück kaum fassen konnten.
Die Nonne und das Bordell: Ebenfalls für Schlagzeilen sorgte die Geschichte einer Bordellbetreiberin in Feldbach (Steiermark), die vermeintlich kinderlos verstorben war. Forster fand heraus, dass die Dame früher mit einem Zirkus durch Europa gezogen war und in Aberdeen (Schottland) ein Baby zur Adoption freigegeben hatte. Der Historiker stöberte die Tochter auf – sie lebte als Nonne im dortigen Kloster! Die Gottesfrau verkaufte das sündige Etablissement um 144.000 Euro und vermachte es ihrem Orden.
Forster geht vom Homeoffice in seinem Haus in Döbling auf die Terrasse und lässt sich die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen. Drinnen hört man seine Frau Claudia Klavier spielen. Sie leitet in der Nähe, in der Dornbacher Straße, eine Zahnarztpraxis. Forster blickt über die Weinberge und wird kurz sentimental: „Während der Produktion des Buches ist mein Vater verstorben.“
Wettlauf ums große Geld
Plötzlich läutet sein Handy. Ein Partnerbüro hat eine Anfrage. „Was?“, plärrt er ins Telefon: „Es geht um ein Grundstück in Monaco, um mehrere Millionen Euro?“ Die Traurigkeit ist rasch verflogen. Er rennt hinein zum Computer, will gleich Tickets kaufen. Die Konkurrenz schläft nicht! Der Wettlauf ums große Geld, er hat wieder einmal begonnen.
Ob ihn Forster auch diesmal gewinnen wird? Die Erfahrung hätte er jedenfalls auf seiner Seite.
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