Anita Aichinger

Die Meisterin der (un-)sichtbaren Bühnenmagie

Anita Aichinger, Requisitenleiterin bei den Salzburger Festspielen, und ihr Team sorgen für Magie auf der Bühne. Vielseitigkeit und schnelle An- passungsfähigkeiten sind in diesem Arbeitsfeld von höchster Bedeutung.

(Bild: SF/Neumayr/Leo)

Wasser in Wein verwandeln, ist nicht nur etwas für Gottes Sohn. Anita Aichinger, die Leiterin der Requisite bei den Salzburger Festspielen, und ihr Team haben für die aktuelle Inszenierung des „Jedermann“ das Gegenteil bewerkstelligt: Wein in Wasser verwandelt. 

„Manchmal bekommen wir in der Requisite Anfragen, bei denen wir denken, wir müssen zaubern“, scherzt Aichinger im Gespräch mit der „Krone“. Statt auf Zauberei setzte ihr Team jedoch auf wissenschaftliche Hilfe und holte sich Unterstützung von der Universität Salzburg. In enger Zusammenarbeit mit einem Chemiker entwickelten sie eine Methode, bei der Lebensmittelfarbe durch einen speziellen Fleckenentferner in einer verborgenen Vorrichtung innerhalb eines Weinglases neutralisiert wird. „Wenn der Jedermann den Schaft des Glases nach unten drückt, wird der Fleckenentferner ins Glas gepumpt“, erklärt Aichinger den raffinierten Mechanismus, der dem Publikum verborgen bleibt.

„Wenn der Jedermann den Schaft des Glases nach unten drückt, wird der Fleckenentferner hineingepumpt“, erklärt Aichinger den Bühnentrick.

(Bild: SF/Neumayr/Leo)

Vielseitigkeit und schnelle Anpassungsfähigkeiten sind in diesem Arbeitsfeld von höchster Bedeutung, betont Aichinger, deren Karrierestationen von Dramaturgie, über Tontechnik bis hin zur Ausstattung reichen. Die Liebe zum Detail ist für die Requisitenleiterin ebenfalls essenziell: „Es macht einen enormen Unterschied für das Publikum, ob ich den Bühnenbildnern ein einfaches Plastikglas oder ein fein geschliffenes anbiete. Man mag das einzelne Stück nicht explizit wahrnehmen, aber für den Gesamteindruck einer Inszenierung haben solche Details enorme Wirkung.“ Es kann daher vorkommen, dass sie viel Zeit damit verbringt, das perfekte Glas für eine Produktion zu finden.

Wenn eine Neuinszenierung, wie beispielsweise der „Jedermann“ von Robert Carsen, beschlossen wird, ist Anita Aichinger von Beginn an involviert. „Das ist ein Highlight meines Berufs“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. „Nach der Präsentation der künstlerischen Idee und des Bühnenbilds kann es sein, dass ich schon etwas für die kommende Bauprobe vorbereite.“ Es folgt ein ständiger Austausch mit dem Bühnenteam und den hauseigenen Werkstätten.

Es ist ein richtiger Adrenalinschub, wenn man manchmal zweifelt, ob eine Idee überhaupt umgesetzt werden kann.

Anita Aichinger

Manchmal, wie im Fall von Jedermanns Weinglas, wird eine Requisite auch erst kurz vor der Premiere fertiggestellt. Doch genau für diese Herausforderungen leben Aichinger und ihr Team: „Es ist ein richtiger Adrenalinschub, wenn man manchmal zweifelt, ob eine Idee überhaupt umgesetzt werden kann. Aber irgendwie geht es immer – und wenn man es dann geschafft hat, ist es ein wunderschönes Gefühl.“

Larissa Schütz