284 Gemeinden sind zugleich 284 unterschiedliche Ausgangslagen: Wo zeichnet sich bei der Wahl am heutigen Sonntag ein besonders enges Rennen zwischen den Parteien ab, wo scheinen Wechsel an der Spitze realistisch? Wir blicken in alle Bezirke!
Wir blicken am Wahltag nochmals in alle Bezirke und stellen jeweils drei brisante Kommunen vor. Klar ist: Auch in vielen weiteren Orten wird es spannend.
Bruck: Die ÖVP mit Susanne Kaltenegger und die FPÖ mit Raphael Pensl machen sich in der Bezirkshauptstadt große Hoffnungen, die SPÖ erstmals zu stürzen. Bürgermeisterin Andrea Winkelmeier ist erst seit 2023 im Amt, es treten gleich sieben Listen an (mehr zu Bruck hier).
Mariazell: 2020 wurde die flächenmäßig riesige Wallfahrtsgemeinde von rot auf schwarz gedreht, nun erhält ÖVP-Bürgermeister Walter Schweighofer diesmal Konkurrenz seines „Vize“ Helmut Schweiger, der eine eigene Liste („A bis Z“) ins Leben rief (mehr zu Mariazell hier).
St. Marein/Mürztal: Die SPÖ war 2020 die stärkste Kraft, die ÖVP stellt aber mit Günther Ofner den Bürgermeister. Das wollen die Roten nun ändern und schicken Regionalgeschäftsführer Mario Friesenbichler ins Rennen. Doch auch die FPÖ mit Ralph Ranner macht sich Hoffnungen auf Zugewinne.
Preding: Andreas Stangl hat 2018 die ÖVP übernommen, konnte zwei Jahre später deutlich zulegen – und will heuer die Mehrheit in Preding erreichen. Dort ist seit 2023 Elmar Steiner SPÖ-Bürgermeister. Ein großes Wohnprojekt sorgte zuletzt für Widerstand, der Investor zog sich zurück – doch der Bebauungsplan bleibt aufrecht.
Stainz: Seit zwei Jahren im Amt, schlägt Bürgermeister Karl Bohnstingl (ÖVP) in Stainz seine erste große Wahl: Der 61-Jahre will die absolute Mandatsmehrheit zurückholen, die nach dem Abschied zweier schwarzer Gemeinderäte verlorengegangen war. Thomas Stoimaier (SPÖ), Friedrich Scheer (FPÖ), Franz Hopfgartner (AfS) und Ina Ledinski (Grüne) machen allerdings mächtig Druck – etwa wegen des geplanten Hotels im Engelweingarten.
Wies: Gleich sieben Listen machen die Wahl in Wies besonders spannend. Mit Josef Waltl ist hier ein Namenslisten-Vertreter seit 20 Jahren Bürgermeister, bei der letzten Wahl musste er allerdings deutliche Verluste hinnehmen. Ebenfalls am Stimmzettel: die ÖVP (Vizebürgermeisterin Theresia Koch), die SPÖ (Karl Kolleritsch), die FPÖ (Konstantin Leitinger), die Grünen (Florian Zwetti), dazu kommen die FPÖ-nahen Listen von Sabine Ehmann und (neu) Mario Loibner.
Fernitz-Mellach: 2020 eroberte die Liste Wir von Robert Tulnik überraschend und knapp Platz 1. Die unterlegene ÖVP greift nun voll an, um das Ruder wieder herumzureißen – Tulnik wehrt sich dabei auch gegen persönliche Angriffe, auch seine Tochter (eine in Deutschland lebende Influencerin) meldete sich zu Wort.
Gratwein-Straßengel: Viel Hickhack in der großen Gemeinde mit mehr als 13.000 Einwohnern fordert SPÖ-Bürgermeisterin Doris Dirnberger, die mit den Grünen eine Koalition bildet. Vor allem um das Thema Wohnen und Bodenverbrauch entzünden sich viele Debatten. In Gratwein-Straßenengel stehen gleich sieben Listen am Stimmzettel (mehr zu Gratwein-Straßengel hier).
Hart bei Graz: Die Gegner schießen sich auf Listen-Bürgermeister Jakob Frey ein. Eine Koalition mit der ÖVP ist in Brüche gegangen. Die SPÖ mit Spitzenkandidatin Andrea Ohersthaller hofft, wie vor 2015 die bestimmende Kraft in Hart zu werden (mehr zu Hart bei Graz hier).
Bad Blumau: Schwer in der Kritik stand die junge Bürgermeisterin Andrea Kohl (ÖVP), ihr wurde Stillstand vorgeworfen. 2023 übergab sie dann das Amt an Manfred Schaffer und ist seitdem „Vize“. Die FPÖ mit Birgit Gamperl an der Spitze rechnet sich einiges aus, war sie im oststeirischen Thermenort doch schon 2020 entgegen dem allgemeinen Trend stark.
Fürstenfeld: Die Fusion mit Söchau mischt die Karten in der größten Stadt des Bezirks neu. Bürgermeister Franz Jost agiert zumeist sehr selbstbewusst, Vorwürfe wegen seiner Tätigkeit in der Immobilienbranche perlen bisher an ihm ab. Zuletzt waren die Grünen die zweitstärkste Kraft (mehr zur Fürstenfeld hier)
Ilz: Bei den Wahlen 2015 und 2020 (damals musste der Urnengang wiederholt werden) lagen die ÖVP und die Gemeindeliste nicht weit auseinander. Auch dieses Mal? Für die ÖVP tritt Stefan Wilhelm an, er ist seit eineinhalb Jahren Bürgermeister. Bewährter Frontmann der Gemeindeliste ist August Friedheim: Er war vor der Fusion 2015 einer der führenden steirischen Reformkritiker.
Leibnitz: Es ist die erste Wahl für Michael Schumacher (SPÖ) als Bürgermeister, er löste im Laufe der vergangenen Periode Helmut Leitenberger ab. Die FPÖ mit Daniel Kos ruft trotz zuletzt sechs Prozent ein Duell mit ihm aus. Neu aufgestellt hat sich die ÖVP mit Spitzenkandidat Jochen Pießnegger. Der bisherige schwarze Vizebürgermeister Berndt Hamböck geht nun für die Neos ins Rennen. Insgesamt treten sieben Listen an (mehr zu Leibnitz hier).
Leutschach: Gleich drei Bürgerlisten treten in der Weinbaugemeinde an: die „Freiheitliche Partei Leutschach“ (nicht zu verwechseln mit der FPÖ), die Liste „Wir“ und „Zukunft Leutschach“. Es gibt also viel Konkurrenz für ÖVP-Bürgermeister Erich Plasch.
Wildon: Bürgermeister Christoph Grassmugg (ÖVP) und sein roter Vorgänger Helmut Walch werden sich nicht grün, etwa was den Zugang zum geplanten zweigleisigen Bahn-Ausbau und Veränderungen im Straßennetz betrifft. Die FPÖ mit Andreas Url will der lachende Dritte sein (mehr zu Wildon hier).
Eisenerz: Lange Zeit undenkbar war ein ÖVP-Bürgermeister in der Stadt am Fuße des Erzbergs. Seit 2020 ist es mit Thomas Rauninger aber Realität. Nun verteidigt er sein Amt. Für die vor fünf Jahren schwer geschlagene SPÖ tritt Gerhard Stromberger an (mehr zu Eisenerz hier).
Kalwang: Wechselt die kleine Gemeinde von Schwarz auf Blau? Die Erwartungen der FPÖ mit Klemens Draxl sind jedenfalls groß. Zuletzt hatte die ÖVP mit Bürgermeister Mario Angerer aber sechs von neun Sitzen im Gemeinderat.
Leoben: Bürgermeister Kurt Wallner (SPÖ) will es noch einmal wissen und geht in seine letzte Wahl als Spitzenkandidat. Zuletzt war die absolute Mehrheit der Roten nur noch knapp abgesichert. Es treten gleich sieben Listen an. Die Frage ist, ob sich eine mögliche Koalition gegen die SPÖ bilden ließe (mehr zu Leoben hier).
Bad Aussee: Die ÖVP hatte zuletzt die absolute Mehrheit. Franz Frosch tritt nach zwölf Jahren als Bürgermeister aber nicht mehr an, Spitzenkandidat ist Thomas Schönauer. Auch die SPÖ (Robert Magott), die Grünen (Wolfgang Feldhammer) und die FPÖ (Reinhold Bauer) haben neue Listenerste. Emotional ist die LKH-Debatte, Frosch hat das Leitspital in Stainach unterstützt
Liezen: Vor fünf Jahren war die ÖVP schon recht knapp hinter der SPÖ, diesmal will Egon Gojer die rote Bürgermeisterin Andrea Heinrich ablösen. Er sieht den geplanten Umbau des Hauptplatzes kritisch. Man darf gespannt sein, ob dieses Thema die Wahl entscheiden wird (mehr zu Liezen hier).
Schladming: Kann sich Listen-Bürgermeister Hermann Trinker in der Ski-Stadt halten? Im Gemeinderat fliegen ja regelmäßig die Fetzen, auch das Bündnis Trinkers mit Hans-Moritz Pott ging in die Brüche. Die ÖVP (Lukas Seyfried) und die FPÖ (Eva Maria Kroismayr-Baier) gehen mit großer Zuversicht in die Wahl (mehr zu Schladming hier).
Neumarkt: Das Ergebnis ist in der großen Gemeinde meist schwer berechenbar. Dass es eine FPÖ-Abspaltung (Liste „Wir“) gibt, spricht für ÖVP-Bürgermeister Josef Maier. Doch der blaue Spitzenkandidat Otto Deweis-Weidlinger gibt als Ziel aus, das Amt zu übernehmen. Auch Gerhard Hörmann (SPÖ) glaubt an seine Chance (mehr zu Neumarkt hier).
St. Peter/Kammersberg: ÖVP und SPÖ liegen hier oft knapp beieinander. Zuletzt lag die Volkspartei vorne und stellt mit Herbert Göglburger auch den Bürgermeister, für die SPÖ geht Gemeindekassier Günter Novak-Kaiser ins Rennen. Dieses Mal dürfte auch die FPÖ mit Alexander Putzenbacher kräftig mitmischen (mehr zu St. Peter am Kammersberg hier).
Stadl-Predlitz: Die ÖVP war 2020 stimmenstärkste Partei, mithilfe der FPÖ wurde aber Wolfgang Schlick (SPÖ) Bürgermeister. Heuer tritt er nur als Listendritter an, rote Nummer 1 ist Stefan Zuegg. Die ÖVP setzt auf den früheren Bürgermeister Johannes Rauter, die FPÖ auf Horst Prodinger.
Fohnsdorf: Gleich zweimal bekam Fohnsdorf seit 2023 einen neuen SPÖ-Bürgermeister. Nun ist Helmut Tscharre im Amt – nach Jahrzehnten als Gemeindebediensteter. Er wird von der ÖVP mit dem ehrgeizigen Vizebürgermeister Volkart Kienzl frontal angegriffen (mehr zu Fohnsdorf hier).
Hohentauern: In der kleinsten Gemeinde der Steiermark verteidigt die SPÖ (Bürgermeister Gernot Jetz) eine knappe absolute Mehrheit. Die FPÖ war bei den Herbst-Wahlen stark, die Bürgerliste tritt diesmal nicht mehr an.
Pölstal: Eng war das Rennen 2020 zwischen ÖVP und SPÖ: Die Schwarzen stellen den Bürgermeister, seit 2023 ist das Ewald Haingartner. Beide Parteien zogen die viel kritisierte Zusammenlegung der Volksschulen durch. Nicht zuletzt deshalb stellt Robert Reif (Neos) den Bürgermeisteranspruch, die pinke Liste umfasst 15 Personen.
Bad Gleichenberg: Im Kurort ist es seit Jahren immer wieder politisch turbulent. Der neue Bürgermeister Michael Karl (ÖVP) wird von SPÖ (Andreas Pölzl) und FPÖ (Michael Wagner) herausgefordert.
Kirchberg/Raab: Ein Straßenprojekt teilt Kirchberg: Die neue B68 würde die Ortsteile Berndorf und Kirchberg von der Verkehrslawine entlasten, in Fladnitz gibt es hingegen Widerstand. Führend ist Katja Maurer, die nun für die Grünen antritt. Die SPÖ unter Richard Wurzinger hofft auf klare Zugewinne und darauf, dass die ÖVP ihre absolute Mehrheit verliert.
St. Peter/Ottersbach: St. Peter verspricht Hochspannung: Gemeindekassier Gerhard Sundl tritt heuer (wie bereits 2015) mit seiner Bürgerliste als FPÖ an und rechnet sich so gute Chancen gegen ÖVP-Bürgermeister Reinhold Ebner aus, der eine knappe absolute Mehrheit verteidigt. Nummer 1 der SPÖ ist Anton Solderer.
Ligist: Vor fünf Jahren lagen ÖVP und SPÖ in Ligist rund zehn Prozentpunkte auseinander, die Volkspartei verlor die absolute Mehrheit. Der neue Bürgermeister Roman Neumann kämpft um einen Verbleib im Amt, SPÖ-Herausforderer ist der bisherige 2. Vizebürgermeister Günther Queder (SPÖ).
Mooskirchen: Erst kurz vor der Wahl übernahm mit Peter Fließer (ÖVP) ein Quereinsteiger das Amt des Bürgermeisters von Engelbert Huber. Der Pensionist kündigt schon jetzt an, 2030 nicht mehr als Spitzenkandidat ins Rennen zu gehen, sondern eine jüngere Person aufbauen zu wollen (mehr zu Mooskirchen hier).
Voitsberg: Bernd Osprian will die Vormacht der Sozialdemokraten in der größten Stadt des Bezirks halten. ÖVP (Manfred Prettenthaler), aber auch FPÖ (Markus Leinfellner) glauben an einen möglichen Umbruch. Streitthemen sind die Innenstadtbelebung und die Verbauung der früheren Kraftwerksflächen (mehr zu Voitsberg hier).
Birkfeld: Vor fünf Jahren fast 50 Prozentpunkte Rückstand – dennoch sieht Patrick Derler (FPÖ) eine Chance, die ÖVP mit Bürgermeister Oliver Felber vom ersten Platz zu verdrängen. Die guten Ergebnisse bei Nationalrats- und Landtagswahl geben Hoffnung (mehr zu Birkfeld hier).
Miesenbach bei Birkfeld: Auch hier wollen die Blauen (Josef Schneeflock) an die Spitze. Dort ist seit fünf Jahren Bernadette Schönbacher (ÖVP), sie übernahm damals nach Verlusten für die Volkspartei.
Mitterdorf/Raab: 2020 lag die ÖVP knapp hinter der SPÖ, doch mit einem Pakt mit den Grünen wurde der Bürgermeistersessel gerettet, Thomas Derler ist Amtsinhaber. Zur Wahl treten auch Wolfgang Grubbauer (SPÖ) und Christoph Hahn (Grüne) an, die FPÖ kandidiert heuer nicht.
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