Der alte Bundesländerhof in Eisenstadt soll 2025 in neuem Glanz erstrahlen, lautete einst der Plan. Doch der Komplex mutet nach wie vor wie eine Gebäudeleiche an. Was sind die Gründe für den Stillstand? Wie hoch sind die Verluste? Und welche Lösungen sind in Sicht? Die „Krone“ hat nachgefragt.
Die Freistadt Eisenstadt feiert heuer ihr 100-jähriges Jubiläum als Landeshauptstadt. Zu diesem Anlass sollte der alte, 1982 eröffnete Bundesländerhof am Colmarplatz in neuem Glanz erstrahlen und das Areal am unteren Ende der Fußgängerzone zu einem pulsierenden Innenstadtbereich werden. Zumindest war das einmal die Vision der Wiener Immobilienfirma „Hoch3 Wohnen“, bestehend aus Architekt Marius Moser, Privatier Andreas Niedersüß und dem geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Agh.
Nachnutzung klären
Als das Hotel Burgenland, das im Bundesländerhof untergebracht war, 2020 als eines der ersten Unternehmen den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, nutzte das Konsortium die Gunst der Stunde und erwarb in einem anonymen Bieterverfahren um 15 Millionen Euro gleich das gesamte 14.000 m² große Gelände. Weitere 20 Millionen Euro wollten die Entwickler in die Sanierung und den teilweisen Neubau des Komplexes investieren. Doch zweieinhalb Jahre lang passierte nichts dergleichen. Man lasse sich bewusst Zeit, um die Nachnutzung des Gebäudes sorgfältig analysieren zu können, erklärte Eigentümervertreter Andreas Agh.
Keiner von uns dreien war davor in Eisenstadt. Wir vertrauten einfach unserem Immobilienmakler, der uns das Angebot auf den Tisch legte. Auch unser Bauchgefühl sagte ja, weil wir uns sofort in die Lage verliebten.
Immobilienentwickler Andreas Agh
Abstimmung auf das Gesamtkonzept
Als feststand, dass neben einem personallosen Automatenhotel (die deutsche Kette „Limehome“ will spätestens 2028 den Betrieb aufnehmen), Restaurants und Geschäftslokalen auch 65 bis 80 Zimmer für Betreutes Wohnen geplant seien, klang das in den Ohren von Bürgermeister Thomas Steiner und dem Gemeinderat vielversprechend. Vor genau einem Jahr wurde deshalb mit den Stimmen aller Fraktionen ein städtebaulicher Vertrag beschlossen, der als Grundlage für die Entwicklung des Areals dient.
„Der Plan fürs Hotel ist bereits fertig, aber noch nicht eingereicht, weil wir ihn gerne auf das Gesamtkonzept abstimmen würden, auch was Brandbestimmungen und Fluchtwege angeht. Sonst wird es ja kostentechnisch ein Wahnsinn“, sagt Agh. Auch die angedachten „stockweisen Sanierungsarbeiten“ im alten Hoteltrakt hätten deshalb noch nicht begonnen.
Potenzieller Betreiber ging in Insolvenz
„Zum einen wollte die Stadt während der Jubiläumsfeierlichkeiten keine Baustelle vor dem Kultur- und Kongresszentrum haben. Zum anderen musste Silver Lining, das Unternehmen, das als potenzieller Betreiber für das Betreute Wohnen vorgesehen war, Ende des Vorjahres leider Insolvenz anmelden. Zwar gab es inzwischen schon einen anderen Interessenten, doch dieser wollte nur 20 Zimmer. Das macht für uns keinen Sinn. Schließlich gibt es für Betreutes Wohnen in Eisenstadt enormen Bedarf. Die Interessentenliste wird trotz der geplanten Pflegestützpunkte des Landes immer länger“, argumentiert Agh.
Leerstehende Flächen
Kämpfen muss er auch noch mit anderen Problemen. Immerhin stehen 5200 m² nach wie vor leer und werfen keinen Cent ab. Zwar lukriert „Hoch3 Wohnen“ Einnahmen über die Vermietung von Wohnungen und Geschäftslokalen – dazu gehören aktuell neben dem Modegeschäft Glatter, der Gesundheit Burgenland, den Sozialen Diensten Burgenland, die Rechtsanwaltskanzlei Beck & Partner, die BVZ und der Gastrobetrieb Chez Paul, der sich vorübergehend in einem Teil des ehemaligen Restaurants Bienenkorb einquartiert hat und im April in die Räumlichkeiten des abgewanderten Blagusz-Reisebüros übersiedeln wird.
Doch diese Einnahmen machen das Kraut nicht fett. Das sieht auch Agh so: „Zumindest decken sie die Kosten für die Kredite. Somit machen wir zwar keine Gewinne, aber auch keine Verluste.“
Das ist der Plan B
Eine Dauerlösung ist das freilich nicht. Wie viel Zeit will das Konsortium also noch verstreichen lassen? Immerhin ist Zeit Geld. Und auch halbfertige Gebäude verursachen laufende Kosten. „Das stimmt, und nicht geringe! Wir müssen ja weiterhin Grundsteuer und Kanalgebühren zahlen. Gerade erst flatterte wieder eine Rechnung von 20.000 Euro ins Haus.“ Sollte bis nächstes Jahr kein passender Betreiber für Betreutes Wohnen gefunden werden, werde man Alternativen andenken: „Dann schaffen wir Platz für neue Wohnungen und Büros. Baustart für das Hotel wird allerspätestens 2026 sein. Ein Verkauf des Bundesländerhofs steht damit nicht zur Debatte. Schließlich ist der Komplex eine Wertanlage.“
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