In Klagenfurt vergeben

Gert-Jonke-Preis geht an Grazer Ferdinand Schmalz

Kärnten
23.03.2025 18:30

Klagenfurt: Ferdinand Schmalz, Grazer Kult-Dramatiker und Bachmann-Preisträger (2017) wurde am Sonntag im ke-Theater Halle 11 mit dem 8. Gert-Jonke-Preis ausgezeichnet

Sein Erstling sorgte 2014 „Am Beispiel der Butter“ für Furore und machte Ferdinand Schmalz zum Nachwuchsautor des Jahres. Und 2017 rockte der wohl damals schon erfolgreichste Jung-Dramatiker im deutschen Sprachraum den 41. Bachmann-Preis mit dem gammelig-erhabenen Schauermärchen „mein lieblingstier heißt winter“.

„Ich freue mich immer in Klagenfurt zu sein. Hier habe ich viele Freunde“, gibt der sympathische 40-Jährige im stets gut behüteten Horváth-Look beim klagenfurter ensemble (ke) genauso bereitwillig der „Krone“ Auskunft wie er sich für ein Exklusivfoto vor Richard Klammers Kuh-Porträt arrangieren lässt.

Kein Wunder! Wer so brillant den „Jedermann“ für das Burgtheater bei den Hörnern packt und verheutigt, hat selbst mit heiligen Hofmannsthal-Kühen ein „geschmalzen“ gutes Verhältnis.

Schmalz mit Kuh (von Richie Klammer) (Bild: Irina Lino)
Schmalz mit Kuh (von Richie Klammer)

Das hatte auch die theateraffine Jury mit Karin Bergmann (Ex-Burgtheater Direktorin und Leiterin der Salzkammergut Festwochen Gmunden), Heinz Sichrovsky (Autor und Kulturjournalist) sowie Stefan Krammer (Germanist und Literaturwissenschaftler), die von Satz bis Lobrede auf Schmalz eingestellt waren. Dieser war übrigens schon 2019 für die biennal in drei Sparten (Prosa, Dramatik, Lyrik) vergebene Auszeichnung im Zeichen Gert Jonkes, des großen Sprachmelodikers und Wortartisten, nominiert.

Sechs Jahre später werden (neben Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek) zwar Teresa Dopler und Lisa Wentz Schmalz konkurrierend an die Seite gestellt. Warum die Wahl (erstmals einstimmig!) auf ihn gefallen ist, bringt Laudator Stefan Krammer, der Schmalz nominiert hat, trefflich auf den Punkt. Mit ihm erhalte ein herausragender Schriftsteller den Gert-Jonke-Preis, der mit seiner Literatur Sprachkunst im besten Sinne betreibe. Mit seinen Stücken lege er die ästhetischen Potenziale der Sprache frei und entwerfe außergewöhnliche dramatische Konstellationen, die in hohem Maße performativ wirksam seien.

„Nicht gegen, sondern für das Theater“
Schmalz schreibe nicht gegen, sondern für das Theater, suche zwischen den Zeilen „produktive Mehrdeutigkeiten“, lege mit seinen Texten den Fokus auf das Dramatische, halte sich keineswegs an herkömmliche Konventionen, sondern setze ein Spiel mit Sprache in Gang, das aus einer besonderen Experimentierfreude heraus resultiere.

Doch bevor der Grazer aus den Händen von LH Peter Kaiser den 8. Gert-Jonke-Preis (15.000 Euro) entgegennahm, konnte man Sonntag tief in die schwebenden Wortwelten Jonkes, dieses wachsten aller Träumer, eintauchen – mit (Video-projizierten) Juroren-Erinnerung und Live-Rezitationen von Grischka Voss und Markus Hering. Feinnervige Klang-Improvisationen von Klaus Lippitsch und die unaufgeregte Moderation von Heimo Strempfl (Musil-Museum) taten das ihre für den Unterhaltungswert der von Ingrid Ahrer & Martin Polasek gestalteten Preisverleihungs-Matinee.

Wie nahe sich Jonke und Schmalz auf rhythmisch-sprachschöpferischer Wortebene sind, bewies letzterer mit seiner finalen Danksagung samt kulturpolitischer Brisanz: Eine kluge, genial verschobene Liebeserklärung an Jonke und dessen „Fischgroßhändler“, des Erzählers Misstrauen an der Wortangel, „der hinter jedem Satz, hinter jedem Wort einen anderen Sinn erkennt“, um schließlich europäisches Vasallentum, heimische Schaumschläger und Kultur-Trockenleger mit den Waffen des Humors zu entlarven und verschmitzt lächelnd Jelineks (eingespielte) Gratulation entgegenzunehmen.Irina Lino

Ferdinand Schmalz mit LH Peter Kaiser, Gemeinderätin Gabriela Holzer und Vizebürgermeister Alexander Kastner; Schmalz mit Kuh (von Richie Klammer).  2017 erliest sich Schmalz in Klagenfurt den Bachmann-PreisKlagenfurt: Ferdinand Schmalz, Grazer Kult-Dramatiker und Bachmann-Preisträger (2017) wurde am Sonntag im ke-Theater Halle 11 mit dem 8. Gert- Jonke-Preis ausgezeichnet

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