Die USA haben „konstruktive“ Gespräche mit der Ukraine in Saudi-Arabien geführt. In der Hauptstadt Riad soll am Montag mit Russland weiter verhandelt werden. Doch die Auswahl von Wladimir Putins Gesandten macht wenig Hoffnung auf einen Durchbruch.
Washington startet am Montag seine neue Gesprächsrunde über eine begrenzte Waffenruhe mit Russland. Anschließend möchten die US-Unterhändler in einer Form von Pendeldiplomatie mögliche Wege zu einer Friedenslösung in der Ukraine ausloten. Nach einem Bericht der „New York Times“ könnte es je nach Verlauf weitere Gespräche mit der Ukraine geben.
Doch die russischen Gesandten dürfen als blanke Provokation verstanden werden. Kremlchef Putin schickt keine Diplomaten, sondern Männer des Geheimdienstes. Ein Anführer der Delegation ist ein alter Bekannter, der beim Kremlchef eigentlich in Ungnade gefallen war. FSB-Mann Sergej Besseda (70) war für die geheimdienstliche Vorbereitung des Ukraine-Überfalls verantwortlich.
Seine Informationen sorgten im Kreml für den Irrglauben, dass Kiew „binnen drei Tagen“ eingenommen werden könne. Eine Falschinformation, die Putin weltweit blamierte. Besseda musste damals offiziell aus „Altergründen“ von seinem Amt innerhalb des FSB zurücktreten und saß für eine „Befragung“ kurzzeitig hinter Gittern. Seine Entsendung gibt wenig Hoffnung auf einen Durchbruch. Besseda sei ein „erfahrener Verhandlungsführer“, ließ Präsidentenberater Juri Uschakow mitteilen.
Initial Putin's assumptions were wrong. He launched invasion expecting no resistance. 5th Department of FSB which worked on Ukraine reported to Putin that Ukraine is just a cosplay and everyone switches to us the moment we come. Why? They told Putin whatever he wanted to hear pic.twitter.com/tWuqo3fCKC
— Kamil Galeev (@kamilkazani) March 12, 2022
Kiew sieht Gespräche positiv
Die Ukraine bewertete die ersten Gespräche am Sonntagabend in der saudischen Hauptstadt Riad derweil positiv. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow schrieb auf Facebook: „Die Gespräche waren konstruktiv und informativ – wir haben wichtige Fragen erörtert, vor allem im Energiebereich.“ Die ukrainische Delegation habe von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Auftrag erhalten, einen „ehrenhaften und dauerhaften Frieden“ für die Ukraine und für ganz Europa zu erreichen.
Bei den Verhandlungen in Saudi-Arabien soll es um mögliche Schritte zu einer Waffenruhe gehen. Als erste Maßnahme ist ein Verzicht auf Angriffe gegen Energieanlagen geplant, wobei die Ukraine auch andere Infrastrukturobjekte schützen will. Diese begrenzte Feuerpause war grundsätzlich schon bei einem Telefonat zwischen Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump abgemacht worden, jedoch ohne Details zur Umsetzung. Zuletzt überzogen sich die beiden Kriegsparteien mit massiven Drohnenangriffen.
Nach ukrainischer Darstellung geht es in Riad zunächst um technische Fragen. Es stünden Vorschläge zum Schutz von Energieanlagen und kritischer Infrastruktur auf der Tagesordnung, sagte Umjerow. „Heute arbeiten wir uns durch eine Reihe komplexer technischer Fragen – unserer Delegation gehören sowohl Energieexperten als auch militärische Vertreter der Marine- und Luftstreitkräfte an.“ Aus russischer Sicht soll es in Riad auch um eine Initiative zur sicheren Schifffahrt im Schwarzen Meer gehen, im Raum steht der US-Vorschlag einer Feuerpause für das Gewässer.
USA mit mehreren Teams in Riad vertreten
Selenskyj schrieb auf X: „Unser Team arbeitet völlig konstruktiv, und die Diskussion ist sehr nützlich. Die Arbeit der Delegationen geht weiter.“ Der ukrainische Präsident fügte hinzu: „Aber ganz gleich, worüber wir mit unseren Partnern sprechen, wir müssen Putin dazu drängen, tatsächlich einen Stopp der Angriffe anzuordnen: Wer diesen Krieg verursacht hat, muss ihn beenden.“
US-Präsident Trump will den Krieg nach eigenen Angaben so schnell wie möglich beenden. Die Chancen darauf stünden gut, meinte er vor den Treffen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff, der Putin in den vergangenen Wochen in Moskau getroffen hatte, meinte: „Ich habe das Gefühl, er (Putin) will Frieden.“ Der Kreml allerdings dämpfte die Erwartungen. Sprecher Dmitri Peskow sagte: „Wir stehen erst am Anfang dieses Wegs.“
Neue Angriffe auf Kiew
Unterdessen flog Russland die dritte Nacht in Folge Luftangriffe auf Kiew. Bei den Attacken wurden den örtlichen Behörden zufolge eine Person verletzt und mehrere Häuser in der Region um die ukrainische Hauptstadt beschädigt.
Im Gegenzug attackierte die Ukraine Russland mit Drohnen. Russlands Luftverteidigung fing über Nacht 28 ukrainische Drohnen ab und zerstörte diese. Zwölf Drohnen seien über der Grenze zur Region Kursk und der südrussischen Region Rostow abgeschossen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Vier weitere Drohnen seien über der Halbinsel Krim, Krasnodar und über dem Meer abgefangen worden.
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