Erneut begibt sich eine hochrangige US-Delegation nach Grönland. Am Donnerstag werden die Ehefrau von Vizepräsident J.D. Vance und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz auf der größten Insel der Welt erwartet. Während der grönländische Regierungschef Mute Egede einen Hilferuf an die internationale Gemeinschaft richtet, fühlen sich Verteidigungsexperten gar an die „Zeit vor der Krim-Annexion“ erinnert.
„Unsere anderen Verbündeten müssen ihre Unterstützung für uns klar und unzweideutig äußern“, sagte Egede der Zeitung „Sermitsiaq“. Wenn dies nicht passiere, „wird die Situation von Tag zu Tag eskalieren und die amerikanische Aggression wird zunehmen“, warnte er.
Bereits am Wochenende waren zwei US-Transportmaschinen mit vier gepanzerten Limousinen an Bord auf der Insel gelandet. Aus Kopenhagen wurden 40 Polizisten auf die Insel geflogen, offiziell um die US-Visite abzusichern. Der dänische Verteidigungsexperte Claus Mathiesen zog einen Vergleich zurzeit vor der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland.
Premier spricht von „Provokation“ der USA
„Amerikanische Politiker werden in einem stetigen Strom kommen und dafür auftreten, dass Grönland amerikanisch wird. Sie werden versprechen, dass dort alles besser wird“, schrieb der Professor an der Königlich Dänischen Verteidigungsakademie auf X. Mathiesens Kollege Ulrik Pram Gad stimmte diesem Vergleich im Gespräch mit der grönländischen Zeitung zu. „Ja, die Parallele in Rhetorik und Methoden ist mir auch seit dem 7. Jänner klar“, sagte er mit Blick auf den damaligen Besuch des ältesten Sohns von US-Präsident Donald Trump, Donald Trump Jr. auf der Insel. „Der Unterschied ist, dass es schwer vorstellbar ist, dass es damit enden wird, dass sich jemand im Konflikt um Grönland gegenseitig beschießt.“
Egede bezeichnete den Besuch vor dem Hintergrund der mehrfach geäußerten Annexionsgelüste von US-Präsident Donald Trump als „Provokation“. Noch vor Kurzem habe man sich auf die USA als Verbündete und Freunde verlassen können, sagte der Premier. „Aber diese Zeit ist vorbei – wir müssen das anerkennen. Der neuen amerikanischen Führung ist komplett egal, wofür wir früher gemeinsam gestanden sind. Jetzt haben sie nur das Ziel, unser Land über unsere Köpfe hinweg zu übernehmen.“
Usha Vance will „nur an Hundeschlittenrennen teilnehmen“
In Washington versucht man die politische Bedeutung der Visite herunterzuspielen und betont, dass Usha Vance an einem von den USA finanzierten Hundeschlittenrennen teilnehmen werde. Sie wolle bei dem Besuch auch „die lange Tradition des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen feiern“, sagte Vance in einem auf Instagram veröffentlichten Video. Darin sprach sie sich dafür aus, dass die Beziehungen „in den nächsten Jahren stärker werden“.
Die scheidende grönländische Regierung will nicht mit den US-Vertretern zusammentreffen. Außenministerin Vivian Motzfeld kritisierte im Vorfeld des Besuchs die Worte Trumps, „die zwischen Ländern, die Verbündete sind, nicht verwendet werden sollten“. Zugleich versuchte sie die Bürger zu beruhigen. „Anstatt uns Sorgen zu machen, sollten wir prüfen, wie die Chancen, die sich bieten, unserem Land zugutekommen können“, schrieb sie in einem Facebook-Eintrag.
Grönland befindet sich nach der Parlamentswahl vom 11. März in einer Übergangsphase. Gewinner der Wahl waren die Demokraten, eine wirtschaftsfreundliche Partei, die einen langsamen Weg Grönlands in die Unabhängigkeit von Dänemark befürwortet. Eine Mehrheit der Grönländer würde nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Verian für die Unabhängigkeit stimmen. Die Insel verfügt über riesige unerschlossene Bodenschätze. Die Wirtschaft hängt von der Fischerei und Zuschüssen aus Dänemark ab.
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