Die Bluttat in Neukirchen an der Enknach – ein 35-Jähriger soll seine Ehefrau erstochen haben – schockt das ganze Land. Erste Warnsignale für Gewalttaten können Anschreien oder Festhalten in der Wohnung sein. Im Vorjahr gab es in Oberösterreich fast 4000 Gewaltopfer – knapp 80 Prozent davon waren Frauen.
Die Bluttat in Neukirchen an der Enknach (die „Krone“ berichtete) ist – leider – kein Einzelfall, sondern bundesweit bereits der vierte Frauenmord im noch jungen Jahr 2025. Oft bahnen sich Gewalttaten wie diese vorher an: „Es fängt meist mit verbalen Übergriffen an, zum Beispiel mit Anschreien. Oder damit, dass die Frau daran gehindert wird, die Wohnung zu verlassen, weil der Partner eine Diskussion noch zu Ende führen möchte“, sagt Martina Maurer, Vize-Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich.
„Gefährlichster Zeitpunkt ist Trennung“
Auch das Isolieren vom Freundeskreis könne ein Warnsignal sein, also wenn jemand ohne den Partner nichts mehr unternehmen „darf“. Der gefährlichste Zeitpunkt in einer Beziehung ist für Frauen laut Maurer aber die Trennung: „Dann kommt die Eifersucht ins Spiel. Da kommt es zu den meisten Gewaltfällen.“ Maurers Ratschlag an Betroffene: „Sich beraten lassen, Unterstützung holen.“ Das geht etwa bei einem der neun Standorte des Gewaltschutzzentrums, bei den sechs Frauenhäusern oder telefonisch rund um die Uhr bei der Frauen-Helpline (siehe Infokasten unten).
Von Gewalt Betroffene können sich an verschiedene Stellen wenden:
80 Prozent der Gewaltopfer sind Frauen
Dass diese Schutzeinrichtungen notwendig sind, zeigt ein Blick in die Statistik: Im Vorjahr betreute allein das Gewaltschutzzentrum OÖ knapp 4000 Opfer von Drohungen oder Misshandlungen, fast 80 Prozent davon waren Frauen. Die meisten Gewaltopfer (979) finden sich in der Altersgruppe zwischen 31 und 40 Jahren, doch auch Kinder unter 15 Jahren (304 Fälle) oder ältere Menschen über 71 Jahren (90) sind betroffen, wie unsere Grafik zeigt.
2600 Betretungsverbote in OÖ
Eine Möglichkeit, Gewaltopfer zu schützen, ist das sogenannte Betretungs- und Annäherungsverbot. „Das heißt, die Polizei kann Gefährder wegweisen. Sie müssen dann die Wohnung verlassen und dürfen sich 14 Tage lang dem Opfer auf einen Radius von 100 Metern nicht nähern“, erklärt Maurer. „Das trägt schon einmal sehr zur Deeskalation bei.“
Im Vorjahr wurden in Oberösterreich 2614 solcher Betretungsverbote verhängt, die meisten davon in der Landeshauptstadt (632), gefolgt von Linz-Land (292), Braunau (226) und Vöcklabruck (201).
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