Offensichtlich wollte sich Borissow damit nur einen Jugendtraum erfüllen, mit einer Fortsetzung seiner Fußball-Karriere wird in Bulgarien nicht gerechnet. Schließlich beginnt in einer Woche die politische Saison mit der ersten Parlamentssitzung nach der Sommerpause - und vor dem passionierten Kicker liegen als Gründer und Chef der bis Februar regierenden bürgerlichen Partei GERB zahlreiche Herausforderungen. Die Opposition fordert den Rücktritt der aktuellen Regierung und eine weitere Neuwahl. Da bleibt kaum Zeit für sein Hobby.
Für die vielen regierungstreuen Medien in Bulgarien war Borissows Auftritt am Sonntag als Profi vorerst nur ein kleines Randthema. Der konservative Politiker ist der größte politische Gegner der regierenden Sozialisten, die Ende Mai ein Koalitionskabinett mit der Türkenpartei gebildet haben.
Feuerwehrmann, Leibwächter, Regierungschef
Borissow ist für seine vielen Wandlungen weit über die Grenzen seines Landes bekannt. Der ehemalige Feuerwehrmann war nach der politischen Wende Leibwächter des früheren kommunistischen Diktators Todor Schiwkow und auch von Ex-König Simeon II. Seine politische Karriere entwickelte sich sprunghaft. Im Innenministerium die Nummer zwei hinter dem Minister, wurde er schnell Bürgermeister der Hauptstadt Sofia und schaffte dann sogar den Aufstieg zum Regierungschef des EU-Landes.
Bereits in seiner Freizeit als Ministerpräsident hatte Borissow gerne bei seinem Lieblingsteam mitgespielt. Er ließ die "Tiger von Bistriza", so der Spitzname des Teams, auch mit der Regierungsmaschine fliegen, was inzwischen zu einem Fall für staatliche Ermittlungen geworden ist. Borissow blickt dem Ganzen gelassen entgegen und nutzt jede Gelegenheit, seine Leidenschaft für den Fußball zu bekunden. Noch als kleiner Bub in Bankja habe er mit einem Schmalzbrot in der Hand und mit abgetragenen Turnschuhen gekickt, sagt er immer wieder.
Unmittelbar nach dem Rücktritt seiner Regierung im Februar musste der Politiker im Regierungskrankenhaus in Sofia wegen Bluthochdrucks behandelt werden. Bei seiner Aufnahme als Profi-Spieler bei Witoscha soll er aber in ausgezeichneter körperlicher Verfassung gewesen sein, schrieben die Medien. Eine gute Kondition wird er bei seinen anstehenden politischen Kämpfen aber auch benötigen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.