Rock‘n‘Roll mit Vollgas, ohne Rücksicht auf Verluste – das ist das Credo der Schwedinnen Thundermother, die diese Woche in einer restlos ausverkauften Wiener Szene spielen. Dabei geht es hinter den Kulissen beschaulicher zu, als der Sound meinen möge – im „Krone“-Interview gibt das Quartett nähere Einblicke.
Ein dickes Riff, Zunge raus, die Haare fliegen und plötzlich setzt das markante Organ von Linnéa Vikström ein. Ladys und Gentlemen - Thundermother sind auf der Bühne. Definitiv unüberhörbar. Vor zwei Jahren lieferte das Gespann eine schweißtreibende Show im Dornbirner Conrad Sohm und direkt danach beim Nova Rock ab und festigte ihren in Szenekreisen erarbeiteten Ruf als eine der feurigsten Livebands im Rock-Sektor. Ein Genre, dem manche aufgrund verschobener Popularitätsverhältnisse allzu gerne den Tod predigen, das sich aber stets gegen die Unkenrufer zur Wehr zur setzen weiß und die Hallen füllt. Am Freitag sind Thundermother in der Wiener Szene zu Gast, rund 400 Fans werden bei der längst ausverkauften Show für Stimmung sorgen. Unterstützt übrigens vom „österreichischen Pendant“ Vulvarine, das mit „Fast Lane“ ein brandneues Album vorstellt.
Alles mit harter Arbeit
Seit gut einem Monat ist auch das sechste Thundermother-Album „Dirty & Divine“ draußen. Zugeben – einen Innovationspreis bekommt die Musik des Stockholmer Quartetts in diesem Leben sicher nicht mehr verliehen und so manches Riff mag den letzten Werken etwas abgenudelt oder wiederholt wirken, aber AC/DC, Airbourne und Co. hört man sich für gewöhnlich auch lieber live an, als daheim gemütlich im Wohnzimmer und schätzt man nicht für progressive Kompositionsschlenker. Thundermothers Aufstieg hat vor allem mit harter Arbeit zu tun. Seit Gitarristin Filippa Nässil die seit jeher rein weiblich besetzte Band 2009 ins Leben rief, konnte sie noch nicht einmal Corona ausbremsen. Dank dem legeren (und rückblickend offenbar besser gestalteten) Weg Schwedens, mit der Pandemie umzugehen, war die Band auch in dieser Zeit recht aktiv. Dazu gab es schier endlose Touren durch kleine Clubs, mit den Scorpions in Riesenhallen, auf Tattoo-Messen und den größten Festivalbühnen. Eine nicht enden wollende Abfolge an Busfahrten, Bühnenaufbauten und schweißtreibenden Shows. Rock’n’Roll as it meant to be, ist man nostalgisch verklärt versucht zu sagen.
„2023 haben wir uns eine viermonatige Livepause gegönnt“, lacht Nässil im „Krone“-Gespräch, „das kommt aber nur äußerst selten vor. Es war aber an der Zeit, vom Gaspedal zu gehen.“ Angesichts der nicht zwingend durchdringenden Songs von „Dirty & Divine“, das erste Album, das man aus Zeitgründen hauptsächlich auf Tour geschrieben hat, würde ein öfter durchgeführtes Aufladen des Energiehaushalts nicht schaden, aber Thundermother haben eine Mission. „Wir leben in einer Welt voller 9-to-5-Jobs, was ich überhaupt nicht verstehe“, redet sich Nässil schnell in Rage, „diese Regeln und Normen sind nichts für mich. Wir arbeiten verdammt hart, haben aber auch verdammt viel Spaß und gestalten unser Leben so, wie wir selbst es für richtig halten und nicht jemand anders. Das ist am Ende der springende Punkt. Egal wie viel Arbeit sich vor dir auftürmt, wenn du sie mit Freude machst und dabei eine gute Zeit hast, dann fühlt es sich nicht nach Arbeit an.“
Zwei Band-Zusammenbrüche
Wohl nur wenige würden so viel arbeiten wie Thundermother, obwohl sie eigentlich gar nicht arbeiten wollen. Diese Hingabe zur Band hat Nässil aber schon zweimal fast das Kreuz gebrochen. 2017 zerbröselte die Combo und Nässils sämtliche Mitstreiter verteilten sich in alle Winde. Kurios: Bassistin und Mitgründerin Moa Munoz spielt mittlerweile Bass auf den Tourneen von Teenie-Superstar Olivia Rodrigo. Mit Nässils zweiter Inkarnation von Thundermother gelangen drei wegweisende Alben und der internationale Durchbruch. Obwohl man immer wieder für Auftritte und gegen unprofessionelle Booking-Agenturen kämpfen musste, ging es stetig bergauf – bis 2023 noch einmal die komplette Band zusammenbrach. Über die Splits spricht Nässil nicht, sie ist in der Gegenwart geerdet und in die Zukunft vorausschauend und freut sich, dass sich trotz der zwei Radikalumbesetzungen nach mehr als 15 Jahren Thundermother eine gewisse Konstanz eingeschlichen hat.
Apropos – wer glaubt, er müsse bei Thundermother mit verkrusteten Rock’n’Roll-Klischees punkten, ist schief gewickelt. Drei der vier Mitgliederinnen sind verheiratet, eine in einer stabilen, langjährigen Beziehung. Sängerin Linnéa ist zweifache Mutter und mit Dynazty-Schlagzeuger George Egg vermählt. Kinderdienst hat derjenige, der gerade nicht auf Tour ist. „Wir sind eine sehr moderne Band“, betonen die Mitgliederinnen unisono, „wir sind erwachsene Frauen, die mitten im Leben stehen. Es ist im Musikbusiness ohnehin schon schwierig, eine Familie zu haben, aber wir finden Mittel und Wege, viel unterwegs zu sein, die Band ins Zentrum zu stellen und trotzdem ein intaktes Familienleben zu führen.“ Gute Planung und viel Toleranz gehören dazu, aber auch Selbstvertrauen kann nicht schaden. „Wir wissen, was wir können und wie weit wir belastbar sind. Eine Band rein aus Frauen zu sein hat den Vorteil, dass man anders miteinander kommuniziert, Probleme anders versteht und somit auch Lösungen anders angeht. Eine intakte Familie zu haben und Rockstar zu sein – das ist unsere Superkraft.“
Doppelschneidiges Schwert
Mit allen vier Donnermüttern gleichzeitig zu sprechen, ist eine Herausforderung. Der Schmäh rennt beständig, eine verbale Rädelsführerin ist nicht auszumachen und trotz der relativ kurzen Zeit, die man in dieser Konstellation zusammen musiziert, hat man den Eindruck, auf eine eingeschworene Freundestruppe zu treffen. „Wir sind Frauen, die aus einem männerdominierten Land kommen und sich in einer männerdominierten Szene bewegen. Das allein verlangt nach sehr viel Hingabe und Durchhaltungsvermögen. Ein anderes Leben käme für uns aber gar nicht infrage. Wenn du diesen besonderen Spirit erst einmal eingeatmet hast, dann ist alles andere keine Option mehr.“ Eine Vorbildrolle für junge Frauen, auch Stromgitarre und Drumsticks in die Hand zu nehmen, sieht man aber nicht. „Wir machen das für uns und für den Spaß. Sollten wir die Jugend damit inspirieren, ist das schön. Ein Ziel ist es aber nicht. Für uns ist das Schwert zweischneidig. Einerseits wollen wir Frauen in dieser Szene gut präsentieren, andererseits ist es einfach Rock’n’Roll.“ Das große Fernziel - so groß zu werden wie AC/DC. It’s a long way to the top, if you wanna rock’n’roll …
Morgens topinformiert über die Nachrichten des Tages
Abends topinformiert über die Nachrichten des Tages
Topinformiert über die Sport-Nachrichten des Tages
Seien Sie täglich topinformiert über die Welt der Promis
Morgens topinformiert über die Nachrichten des Tages
Abends topinformiert über die Nachrichten des Tages
Topinformiert über die Sport-Nachrichten des Tages
Seien Sie täglich topinformiert über die Welt der Promis
Alle „Krone“-Gewinnspiele auf einen Blick
Wöchentlich neue Rezeptideen, Koch- und Backtipps
Die besten Reisetipps für Entdecker und Weltenbummler
Das Neueste aus dem Tierschutz und unsere Einsätze
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.