"Strafexpedition"
So plant US-Präsident Obama den Angriff auf Syrien
Laut US-Experten sollten die Angriffe nicht einmal die militärische Balance in Syrien zugunsten der Rebellen kippen. Es sei sozusagen nur eine Art militärische "Strafexpedition" geplant, um Assad und auch dem Rest der Welt zu zeigen, dass der Westen den Einsatz von chemischen Waffen nicht dulde. Und dass das Wort eines US-Präsidenten ernst genommen werden muss. Schließlich hat Barack Obama vor genau einem Jahr erklärt, dass Assad mit dem Einsatz chemischer Waffen eine "rote Linie" überschreiten würde, die von den USA nicht geduldet werden würde.
Intervention mit ungewissem Ausgang
Was mit einer solchen Intervention erreicht werden soll, ist allerdings mehr als fraglich, denn auch den Amerikanern ist offensichtlich klar, dass Syrien auf diese Weise nicht befriedet werden kann. Russland, engster Alliierter Assads, ist sogar der Überzeugung, eine solche Militärintervention ohne UNO-Mandat "würde neues Leiden in Syrien verursachen und hätte katastrophale Folgen für andere Länder im Nahen Osten und in Nordafrika".
Doch der Westen hat sich mittlerweile so weit hinausgelehnt, dass ein Zurück kaum noch möglich erscheint. Die Briten treffen Vorbereitungen für einen Angriff, und die USA haben bereits Zerstörer und wohl auch einige U-Boote in die Nähe der syrischen Küste gebracht. All diese Schiffe sind mit "Tomahawk"-Marschflugkörpern bestückt, die aus großer Entfernung zielgenau zerstören können.
Raketenangriffe ab Donnerstag denkbar
Genau das ist laut der Zeitung "The Washington Post" auch geplant. Und zwar nur in "begrenztem Umfang" und "wahrscheinlich nicht länger als zwei Tage". Die Angriffe würden sich auf Armee-Einrichtungen und Raketenstützpunkte des Assad-Regimes beschränken. Das US-Militär habe die Liste mit möglichen Angriffszielen in den vergangenen Tagen bereits aktualisiert. Laut einem Bericht des TV-Senders NBC könnten die Raketenangriffe bereits am Donnerstag beginnen. Die Attacken würden sich über drei Tage erstrecken und seien in ihrem Umfang begrenzt, berief sich der Sender auf - namentlich nicht genannte - hochrangige Regierungsvertreter.
US-Verteidigungsminister: "Wir sind bereit"
Obama habe aber Regierungskreisen in Washington zufolge noch keine Entscheidung über einen Militärschlag getroffen. Diese werde in den kommenden Tagen erwartet, sagte Regierungssprecher Jay Carney. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel betonte, dass die USA zu bewaffneten Angriffen auf Ziele in Syrien bereit sind. Das US-Militär habe alles vorbereitet, um entsprechend reagieren zu können, sollte sich der Präsident dafür entscheiden, sagte Hagel dem britischen Sender BBC. "Wir sind bereit", so der Minister. "Wir haben Kräfte in Stellung gebracht, um jedwede Option umzusetzen, die der Präsident in Anspruch nehmen möchte."
Exil-Opposition über geplanten Angriff informiert
Die syrische Exil-Opposition erklärte unterdessen, man sei über einen bevorstehenden Militärschlag gegen das Assad-Regime informiert worden. "Man hat uns mitgeteilt, dass die Großmächte einen Angriff vorbereiten, um das Regime zu bestrafen, aber wir haben keine konkreten Informationen über die Angriffsziele", sagte Munser Machus, ein Mitglied der Nationalen Syrischen Koalition.
Ein weiteres Mitglied der Koalition, das seinen Namen allerdings nicht veröffentlicht sehen wollte, sagte, die USA und ihre Verbündeten planten eine Operation, um das Regime für seine Giftgas-Attacken zu bestrafen. Die syrische Führung solle "geschwächt" werden. Er betonte: "Ziel der Operation ist nicht der Sturz des Regimes, deshalb haben die Russen nicht laut protestiert."
Mehrere Oppositionelle hatten in den vergangenen Tagen erklärt, ein Militärschlag, der nicht die Einrichtung einer Flugverbotszone beinhalte, sei nicht hilfreich. Machus, der die Opposition in Frankreich repräsentiert, versicherte jedoch: "Wir werden jeden Schritt unterstützen, um dieses Regime zu bestrafen, das sein eigenes Volk getötet hat, nur um an der Macht zu bleiben."
UNO-Experten setzen Untersuchungen fort
Am Mittwoch setzten die Chemiewaffenexperten der Vereinten Nationen ihre Suche nach Spuren von Giftgas im Umland von Damaskus fort. Ein Sprecher der Revolutionäre sagte dem Nachrichtensender Al-Arabiya: "Sie sind jetzt auf dem Weg in den Bezirk Ghuta. Die Freie Syrische Armee erwartet sie dort." Auch weitere Zeugen bestätigten, dass die Inspektoren ihre Mission wieder aufgenommen haben. Das Team hatte den Einsatz am Dienstag aus Sicherheitsgründen vorübergehend abgebrochen.
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