Star wehrt sich!

Depardieu: „Mit 76 und 130 Kilo, unmöglich!“

Society International
25.03.2025 16:00

Es war ein mit Spannung erwarteter Moment: Nach dem länglichen Auftakt im Belästigungsprozess gegen Frankreichs Starschauspieler Gérard Depardieu, äußerte sich der Darsteller erstmals vor Gericht zu den Vorwürfen gegen ihn. Er wurde lauter und wehrte sich! 

Ja, er habe eine der Klägerinnen an der Hüfte angegriffen, sagte der preisgekrönte Filmstar im prall gefüllten Gerichtssaal, und gab damit zum ersten Mal eine Berührung zu. Jedoch sei dies nicht aus sexueller Absicht geschehen.

Depardieu steht seit Montag in Paris vor Gericht. Es ist der erste Prozess gegen ihn wegen möglicher sexueller Übergriffe. Zwei Frauen werfen ihm vor, sie 2021 bei den Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ (Die grünen Fensterläden) von Jean Becker gegen ihren Willen an intimen Stellen angefasst zu haben. Dabei handelt es sich um eine Dekorateurin und eine Regieassistentin. Zunächst ging es im Gericht um die Vorwürfe der Dekorateurin.

Der französische Schauspieler Gerard Depardieu ist am Dienstag erneut vor einem Pariser Gericht erschienen, um sich wegen sexueller Übergriffe zu verantworten. (Bild: AFP/JULIEN DE ROSA)
Der französische Schauspieler Gerard Depardieu ist am Dienstag erneut vor einem Pariser Gericht erschienen, um sich wegen sexueller Übergriffe zu verantworten.

Depardieu rechtfertigt sein Verhalten
„Ich war wütend und es war heiß“, gab Depardieu zu. Er habe die Frau berührt, um nicht von der Kiste zu rutschen, auf der er gesessen habe. Er sei sauer gewesen, weil die Frau ein Gemälde, über das sie sich unterhalten hatten, ein schlechtes Bild genannt habe. Er wisse wirklich nicht, warum er eine Frau befummelt haben sollte.

„Mit 76 Jahren und 130 Kilo – glauben Sie wirklich, dass ich mir so etwas leisten würde?“, antwortete Depardieu im Gerichtssaal etwas gereizt. „Ich mag mich selbst schon kaum. Ich fasse niemanden an, weder am Set noch anderswo.“ Er könne nicht mal jene anfassen, die er liebe.

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Ich mag mich selbst schon kaum. Ich fasse niemanden an, weder am Set noch anderswo.

Gérard Depardieu vor Gericht

Als der Richter ihn fragt, ob er am Set Alkohol getrunken habe, reagiert Depardieu heftiger: „Nein, kein Alkohol!“ Doch der Vorsitzende Richter hakt nach: „Vorhin haben Sie von Wodka gesprochen.“ Depardieu winkt ab: „Nein, von Wasser – das ist gesünder.“

Klägerin widerspricht Depardieu
Die damalige Dekorateurin widersprach Depardieus Schilderung. Er habe sie mit seinen Beinen blockiert und an den Hüften umfasst. „Er hält mich fest, er ist sehr stark, er betatscht mich“, schilderte die Klägerin. Sie habe noch Depardieus großes Gesicht vor Augen. Er habe zu ihr gesagt: „Fass mal meinen großen Sonnenschirm an, den schiebe ich Dir gleich in die Muschi.“

Auf die Frage des Richters, warum sie Depardieu erst drei Jahre später angezeigt habe, antwortete die Frau: „Ich wollte nicht darüber sprechen, ich habe mich erniedrigt gefühlt“. Sie habe zudem Angst um ihren Job gehabt. „Heute schäme ich mich dafür, zu denen zu zählen, die geschwiegen haben“, sagte sie.

Depardieu wehrt sich – und wird lauter (Bild: AFP/JULIEN DE ROSA)
Depardieu wehrt sich – und wird lauter

Während seiner Anhörung saß der Schauspieler, der im schwarzen Anzug erschien, auf einer Kiste. Seit mehr als 25 Jahren leidet er an Diabetes sowie an Cruralgie – einer schmerzhaften Nervenreizung im Oberschenkel – und Arthrose in der Lendenwirbelsäule. Zusätzlich musste er sich einer vierfachen Bypass-Operation am Herzen unterziehen. Beim Gehen stützte Depardieu sich im Gericht teils auf seinen Anwalt. Aus Gesundheitsgründen wurde der ursprünglich im Oktober angesetzte Prozesstermin verschoben.

Keine sexuelle Belästigung zugegeben
Depardieus Verteidiger Jérémie Assous fährt seit Beginn des Prozesses schwere Geschütze auf. Er will beweisen, dass die Anschuldigungen „völlig erfunden“ seien und auf Lügen basieren. Nach der Anhörung der Dekorateurin erklärte der 48-Jährige, dass ihre Version mit der Wahrheit nicht übereinstimme. Mit Blick auf Depardieus Aussage stellte er klar: „Herr Depardieu hat niemals die geringste sexuelle Belästigung zugegeben.“ Er kritisierte ein „Klima der Angst“, das Zeugen daran hindere, Aussagen zugunsten des Angeklagten zu machen.

Depardieu war einst gefeierter Stern am französischen Kinohimmel. Doch seit Jahren melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die ihm sexuelle Übergriffe vorwerfen – teils auch anonym und ohne, dass die Anschuldigungen bei der Justiz landen. Erstmals sitzt der Schauspieler deshalb auf der Anklagebank. Ein weiteres Verfahren könnte ihm drohen, weil die Schauspielerin Charlotte Arnould ihn wegen Vergewaltigung verklagt.

Seit Jahren nicht mehr gedreht
Vor Gericht beklagte Depardieu, dass er seit Jahren nicht mehr gedreht habe. Auch die Zahl derjenigen, die den für seine derben Worte bekannten Mann unterstützen, scheint kleiner zu werden. In dem jetzigen Prozess drohen der Filmikone bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und 75.000 Euro Geldstrafe.

Assous wollte am zweiten Prozesstag etliche Zeugen hören lassen. Unter ihnen eine Lichttechnikerin und Depardieus früherer Leibwächter, sowie die französische Schauspielikone Ardant (76), die als treue Unterstützerin Depardieus gilt.

Fanny Ardan war bereits am ersten Prozesstag im Gerichtssaal anwesend. (Bild: AP/Thibault Camus)
Fanny Ardan war bereits am ersten Prozesstag im Gerichtssaal anwesend.

Da der erste Prozesstag vor allem von Debatten um Formfragen geprägt war, könnte das ursprünglich nur bis heute angesetzte Verfahren sich in die Länge ziehen. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass das Urteil am Dienstag ergeht. Mittlerweile hält es die Staatsanwaltschaft jedoch für sehr wahrscheinlich, dass das Urteil erst zu einem späteren Zeitpunkt fällt.

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