Die Kombination von Rheuma und Schuppenflechte (= Psoriasisarthritis) ist seit mehr als 200 Jahren bekannt. Viele Patienten wissen jedoch nicht darüber Bescheid, dass bei bis zu 50 Prozent der Menschen mit Psoriasis eine Gelenkentzündung auftritt, vor allem bei schweren Hautveränderungen und einem Befall der Finger- und Zehennägel.
Bei manchen Patienten finden sich auch Veränderungen an den Augen wie Bindehaut- oder Regenbogenhautentzündungen, Entzündungen der Harnwege oder chronische Darmentzündungen.
Folgende Symptome sollten Sie laut Dr. Thomas Schwingenschlögl, Rheumatologe aus Wr. Neudorf (NÖ), zum Arzt führen:
Gelenkentzündungen
Meist an den Finger- und Zehengelenken. Häufig sind auch die großen Gelenke der Beine wie Knie, Hüfte, Sprunggelenke oder Fußwurzelgelenke betroffen. Die entzündeten Gelenke zeigen sich geschwollen, gerötet, heiß, druckempfindlich und sehr schmerzhaft. Wird nicht behandelt, dann verformen sich die Gelenke und werden steif.
Daktylitis
Im Gegensatz zu anderen rheumatischen Krankheiten ist oft ein ganzer Finger oder eine Zehe wurstförmig verschwollen (Wurstfinger, Wurstzehe).
Wirbelsäulenbefall
Entzündliche Veränderungen an Wirbelsäule und Kreuzdarmbeingelenken äußern sich als tief sitzende Kreuzschmerzen, Ruheschmerzen beim Liegen und als ausgeprägte Morgensteifheit.
Bei bis zu 50 Prozent der Menschen mit Psoriasis tritt eine Gelenkentzündung auf.
Dr. Thomas Schwingenschlögl, Rheumatologe aus Wr. Neudorf (NÖ)
Bild: Malena Brenek
Weichteilentzündungen (Enthesitis)
Charakteristisch sind Entzündungen der Sehnenansätze wie z. B. am Fersenbein, Achillessehne, Brustbein, an den Beckenknochen oder am Ohrknorpel. Viele schildern wandernde Muskel- und Bindegewebeschmerzen am ganzen Körper.
Haut
Die Schuppenflechte kann von milden Verläufen mit einzelnen Flecken am Kopf oder Nabel bis hin zu einem Ganzkörperbefall alle Varianten zeigen.
Nägel
Finger- und Zehennägel sind so gut wie immer befallen (stecknadelkopfgroße Grübchen, weißlich bis gelblich-braune glänzende Stellen im Nagel – sogenannte Ölflecke).
Das ist nur möglich, wenn das Immunsystem gestört ist, man spricht von einer Autoimmunkrankheit. Zusätzlich sind innere Organe wie Darm, Nieren oder Augen von der Entzündung betroffen.
Bei Blutuntersuchungen zeigen sich hohe Entzündungswerte (Blutsenkung, CRP). Der Rheumafaktor selbst ist meist negativ. Dafür kann in vielen Fällen der genetische Marker HLA-B27 nachgewiesen werden. Wird die Psoriasisarthritis nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu starken Gelenkverformungen und Dauerschmerzen. Eine schnelle Diagnose und der sofortige Beginn einer effizienten Therapie sind daher besonders wichtig.
Fehlfunktion des Immunsystems
Über die Störung des Immunsystems wird eine Entzündung in Gelenken und Wirbelsäule ausgelöst. Durch die Gabe sogenannter „Basismedikamente“ gelingt es den Ärzten, das überaktive Immunsystem auf ein normales Niveau herunterzufahren. Dabei kommt es zu einem Stillstand der Entzündung in Gelenken, Wirbelsäule und inneren Organen. Entzündlich bedingte Schwellungen und die Bewegungseinschränkung lassen nach.
Moderne Substanzen helfen
Speziell die Entwicklung von modernen Substanzen, welche die entzündlichen Botenstoffe des Immunsystems direkt blockieren, hat zu einer Revolutionierung der Therapie geführt. Diese Medikamente werden als „Biologika“ bezeichnet. Sie können entweder als Infusion oder subcutan, das heißt unter die Haut gespritzt, verabreicht werden.
Biologika führen meistens zum Stillstand der Entzündung und Gelenkaderstörung. Betroffene sind oft schon nach kurzer Zeit schmerzfrei. Gleichzeitig kommt es auch zu einer wesentlichen Verbesserung oder sogar zum Verschwinden der Schuppenflechte.
Der Rheumatologe wählt das für den Patienten am besten geeignete Präparat aus.
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