Nur 0,3 Prozent fehlten Michael Hartmann von der Liste „Wir für Nenzing“, um sich das Bürgermeisteramt im ersten Wahldurchgang zu sichern. Bringt er den Vorsprung durchs Ziel oder hat Kornelia Spiß von den Freiheitlichen noch eine Chance?
Die blaue Festung in Nenzing ist sturmreif geschossen. Das erste Mal seit 1985 könnte in der Walgaugemeinde mit Michael Hartmann wieder ein „nicht-blauer“ Bürgermeister regieren. Zuletzt war das von 1975 bis 1985 der Fall, als Kurt Kraft von der ÖVP das Amt bekleidete. Seine Partei jedoch verlor 1985 die Wahl mit 42,66 Prozent denkbar knapp gegen die FPÖ, die 46,18 Prozent für sich verbuchen konnte.
Der blaue Spitzenkandidat Bruno Hummer wurde daraufhin von der Gemeindevertretung – eine Bürgermeisterdirektwahl gibt es erst seit 2000 – zum Bürgermeister gewählt. Im Jahr 2003 sorgte er dafür, dass Florian Kasseroler sein Nachfolger wurde. Der noch amtierende Ortschef wurde damals von der Gemeindevertretung, in der die FPÖ mit 52,05 die Mehrheit hatte, gewählt.
Souverän verteidigte Langzeitbürgermeister Florian Kasseroler in den nachfolgenden Jahren sein Amt jeweils im ersten Wahldurchgang. Bei seinem ersten Urnengang im Jahr 2005 holte er – obwohl drei Gegenkandidaten angetreten waren – 58,74 Prozent. Sein bestes Ergebnis fuhr er im Jahr 2020 mit 76,15 Prozent ein. Erstmals war – vermutlich war aufgrund der Aussichtslosigkeit des Unterfangens – kein oppositioneller Bürgermeisterkandidat angetreten.
Kasserolers Problem heute: In der Gemeindevertretung hatten die Blauen 2020 die Absolute erneut verloren. Somit war es ihm nicht möglich, seine Wunschnachfolgerin, die Landtagsabgeordnete Kornelia Spiß, noch vor den Gemeindewahlen ins Amt zu hieven.
Parteifreier witterte Morgenluft
Der parteifreie Quereinsteiger Michael Hartmann von der ÖVP-nahen Liste „Wir für Nenzing“ witterte dementsprechend Morgenluft. Mit seinen Mitstreitern überholte er die FPÖ (35,9 Prozent) bei der Gemeindevertretungswahl deutlich und landete bei 48,1 Prozent. Bei der Bürgermeisterdirektwahl holte er 49,7 Prozent.
Ganz aufgegeben haben die Freiheitlichen Nenzing aber noch nicht. Sie hoffen am kommenden Sonntag auf eine wesentlich höhere Wahlbeteiligung und wollen vor allem die eigenen Reihen mobilisieren. Zudem soll „Noch-Bürgermeister“ Florian Kasseroler kräftig die Werbetrommel für Kornelia Spiß rühren – in der Hoffnung, dass er der 60-Jährigen dann gelingt, den Spieß nochmals umzudrehen.
Einfach wird dies mit Sicherheit nicht, denn ihr 55-jähriger Herausforderer ist in der Marktgemeinde bestens vernetzt – und offenbar auch recht beliebt. Der Unternehmer ist in vielen Vereinen tätig und sorgte 2019 auch für eine funktionierende Poststelle.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.