Als zweites EU-Land

Dänemark führt Wehrpflicht für Frauen ein

Außenpolitik
25.03.2025 18:55

Dänemark zieht mit den beiden skandinavischen Ländern Norwegen und Schweden nach und führt die Wehrpflicht für Frauen ein. Däninnen, die nach dem 1. Juli des heurigen Jahres 18 Jahre alt werden, könnten dann ab 2026 zum Grundwehrdienst eingezogen werden. Dies teilte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit.

In Dänemark galt die Wehrpflicht bisher nur für Männer ab 18 Jahren. Auch nach den Neuerungen gilt weiterhin, dass nur ein Teil eines Jahrgangs einberufen wird. Auch für die männlichen Staatsbürger gibt es eine Änderung: Der Grundwehrdienst wird ab August 2026 von vier auf elf Monate verlängert. 

Die Änderung der dänischen Wehrpflicht findet vor dem Hintergrund großer geopolitischer Umbrüche statt. Die wichtigsten Faktoren sind hier der russische Angriff auf die Ukraine und die erratische Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump. 

Je geringer die Entfernung eines Landes zu Russland, desto intensiver sind die Bemühungen, die eigenen Streitkräfte zu stärken. In den baltischen Staaten, die früher zur Sowjetunion gehörten, wird die russische Bedrohung besonders intensiv empfunden. In Estland ist der Wehrdienst für Männer verpflichtend und für Frauen freiwillig. Lettland führte die erst 2006 abgeschaffte Wehrpflicht vor zwei Jahren wieder ein. Heute gibt es dort mehr Bewerber als bezahlte Posten bei den Streitkräften.

Ein estnischer Soldat während einer NATO-Übung (Bild: APA/AFP/ALAIN JOCARD)
Ein estnischer Soldat während einer NATO-Übung

Finnland schloss sich der NATO an
Das früher neutrale NATO-Land Finnland, das eine lange Grenze mit Russland teilt, hat die Wehrpflicht seit Ende des Zweiten Weltkriegs nie abgeschafft. „Dieses Land hat die Invasion seines Territoriums durch die Rote Armee erlebt. Die Finnen wissen, was es bedeutet, Russen auf ihrem Gebiet zu haben“, sagte Maxime Launay vom Institut für strategische Forschung der Militärschule in Paris in der Vorwoche.

Polens Regierung trommelt Freiwillige zusammen
Der polnische Regierungschef Donald Tusk will von 2027 an jährlich 100.000 Freiwillige zwischen 18 und 60 Jahren militärisch ausbilden lassen. Derzeit nehmen jährlich etwa 35.000 Menschen in Polen an einer vergleichbaren Militärausbildung teil. 

Macron: „Rückkehr zur Wehrpflicht keine realistische Option“
In Frankreich wird die Debatte kontrovers geführt. Präsident Emmanuel Macron räumte kürzlich in einem Interview ein, dass die Rückkehr zur Wehrpflicht „keine realistische Option“ sei. Stattdessen wolle er nach Wegen suchen, „Zivilisten zu mobilisieren“. Bis Mai sollen Regierung und Armee Vorschläge unterbreiten, wie mehr junge Freiwillige mobilisiert werden können, um die Streitkräfte im Bedarfsfall zu unterstützen. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage sprachen sich 53 Prozent der Franzosen für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aus.

„Zeitenwende“ in Deutschland
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius rief nach dem russischen Überfall auf die Ukraine eine „sicherheitspolitische Zeitenwende“ aus. Vor Kurzem wurde das größte Schuldenpaket in der Geschichte des Landes beschlossen. Der Bundestag stimmte einer Aushöhlung der Schuldenbremse zugunsten höherer Verteidigungsausgaben und einem enormen Infrastruktur-Sondervermögen zu.

Bundeswehr-Soldaten während einer Übung (Bild: APA/dpa/Christoph Schmidt)
Bundeswehr-Soldaten während einer Übung

Neben den Finanzmitteln soll auch das Armeepersonal erhöht werden. Die Ampel-Regierung in Berlin (SPD, Grüne, FDP) hat kurz vor ihrem Bruch Ende des Vorjahres Pläne des Verteidigungsministers für einen neuen Wehrdienst initiiert. Sie sehen unter anderem vor, alle jungen Männer und Frauen anzuschreiben, um sie nach ihrer Bereitschaft zum Dienst bei der Bundeswehr zu befragen. Auf diese Weise sollen mehr junge Menschen rekrutiert werden. Eine Dienstpflicht lehnt Pistorius vorerst jedoch ab.

Der CSU-Verteidigungspolitiker Florian Hahn forderte hingegen kürzlich die baldige Wiedereinführung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht: „Noch im Jahr 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten“, betonte er.

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