"Purer Kommunismus"

Ganztagsschule: Scharfe Kritik an Schmieds Vorstoß

Österreich
28.08.2013 14:14
Unterrichtsministerin Claudia Schmied will die Hürden für die Einführung von verschränkten Ganztagsschulen senken. Derzeit müssen zwei Drittel der betroffenen Eltern und Lehrer der Einrichtung solcher Ganztagsklassen, die einen mehrmaligen Wechsel von Unterrichts-, Lern- und Freizeit am Tag bieten, zustimmen. Lehrer- und Elternvertreter finden jedoch keinen Gefallen an den Plänen. Auch von der ÖVP kommt ein Nein.

ÖVP-Bildungssprecherin Christine Marek betonte am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal", dass dies für ihre Partei überhaupt nicht infrage komme. Sie bezeichnete Schmieds Vorschlag als "Zwangsbeglückung von Kindern und Eltern, die das weder brauchen noch wollen" und als "Kommunismus in Reinkultur".

Elternvertreter möchten an Lehrer-Veto festhalten
Auch Theodor Saverschel, der Vorsitzende des Bundesverbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen, spricht sich für einen Verbleib der Vetomöglichkeit für ein Drittel der Lehrer aus. "Wenn die qualifizierte Mehrheit eine Ganztagsschule möchte, dann soll es auch geschehen. Nur wenn es jetzt knapp über 50 Prozent sind, kann man sich auch vorstellen, dass die anderen, die Unterlegenen, dem Ganzen nicht zugetan sind", sagte Saverschel im "Mittagsjournal". Eine einfache Mehrheit würde zu viele Eltern und Schüler zwangsverpflichten.

Kimberger: "Wünsche Schmieds stehen nicht im Vordergrund"
Ablehnung gibt es auch von Lehrergewerkschafter Paul Kimberger, der keinen Grund sieht, an der Schulpartnerschaft zu rütteln, denn das habe sich bewährt. "Für mich besteht jetzt kein Zwang, irgendetwas an diesem Abstimmungsmodus zu ändern, die Wünsche einer Unterrichtsministerin stehen hier nicht im Vordergrund", so Kimberger.

Die VP-nahe Schülerunion begrüßt grundsätzlich den Ausbau der Ganztagsbetreuung. Die Entscheidung darüber müsse aber an jedem Standort auf freiwilliger Basis gefällt werden. Die Notwendigkeit einer Zweidrittelmehrheit müsse bestehen bleiben, aber auch die Miteinbeziehung der Schüler gesetzlich verankert werden, heißt es in einer Aussendung der Schülervertreter.

Schmied: Bisher zu hohe Hürden für Einführung
Derzeit werden nur knapp zwei Prozent der AHS-Unterstufenschüler in dieser verschränkten Form unterrichtet. Schmied führt dies auf die hohen Hürden für die Einführung von Ganztagsklassen bzw. Ganztagsschulen zurück. Laut Schulorganisationsgesetz müssen dafür alle Schüler einer Klasse für den Betreuungsteil während der ganzen Woche angemeldet sein, außerdem müssen die Erziehungsberechtigten von zwei Dritteln der betroffenen Schüler sowie zwei Drittel der betroffenen Lehrer einverstanden sein.

Einen ähnlichen Vorschlag machte Schmied bereits im Vorjahr. Damals hatte sie dafür plädiert, die Entscheidung über die Führung einer verschränkten Ganztagsschule ganz den Eltern zu überlassen. Lehrervertreter konterten damals, dass ihnen kein Fall bekannt sei, in denen Lehrer die Einführung mit einem Veto blockiert hätten.

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