21 „Fans“ vor Gericht

Hooligans schlugen in Graz Zufallsopfer nieder

Steiermark
26.03.2025 14:24

Die Gewalt-Eskalation nach einem Bundesliga-Spiel letzten Sommer in Graz hat nun ein gerichtliches Nachspiel: 21 GAK-Hooligans – inklusive einiger Kollegen aus Tschechien – sollen in der Innenstadt Sturm-Fans „gejagt“, dabei aber auch unbeteiligte Personen brutal niedergeschlagen haben.

Was sich im August 2024 nach dem Spiel zwischen dem GAK und Blau-Weiß Linz in Graz abgespielt hat, hatte mit Fußball-Leidenschaft absolut nichts mehr zu tun und sorgte in der ganzen Stadt für Bestürzung. Rund 50 gewaltbereite GAK-Anhänger sollen laut Anklage der Staatsanwaltschaft Graz gemeinsam mit der Straßenbahn vom Stadion in die Innenstadt gefahren sein, um dort nach Sturm-Fans zu suchen, die am selben Abend von einem Auswärtsspiel zurückgekehrt waren. Einige der Hooligans sollen vermummt und mit einschlägigen Utensilien – Handschuhe und Zahnschutz – ausgerüstet gewesen sein. 

Mann mit Bierflasche attackiert
Bei einem Würstelstand am Dietrichsteinplatz stießen sie auf drei Sturm-Fans, einer wurde sofort mit einem Faustschlag niedergestreckt. Als er bewusstlos am Boden lag, traten mehrere GAK-Hooligans auf ihn ein. Drei weitere Männer – zufällig Anwesende, die mit Fußball nichts am Hut haben – wollten ob der brutalen Szenen fliehen. Einer wurde vom Schlägertrupp zurückgerissen und bekam eine Bierflasche ins Gesicht geworfen. Einige Meter weiter wurde dann noch ein weiterer, unbekannter, Mann vor einem Supermarkt niedergeschlagen. 

Als der Mob weiter in Richtung eines Sturm-Vereinslokals zog, bekam unterwegs noch ein unbeteiligter Mann einen „Headbutt“ (Kopfstoß) ab. Später konnte die Polizei einen Teil der Truppe identifizieren und befragen, ein Teil konnte flüchten. 

21 Männer – darunter sechs von einem befreundeten tschechischen Verein – müssen sich jetzt am Grazer Straflandesgericht für die Vorfälle jener unheilvollen Nacht verantworten. Ihnen wird der Tatbestand der schweren gemeinschaftlichen Gewalt vorgeworfen.

Ein Schauplatz der Attacken war der Dietrichsteinplatz.  (Bild: Jauschowetz Christian)
Ein Schauplatz der Attacken war der Dietrichsteinplatz. 

Familienväter als brutale Schläger
Angesichts der großen Zahl an Angeklagten nimmt die Abfrage der persönlichen Verhältnisse am Mittwoch schon den halben Vormittag des ersten Verhandlungstags in Anspruch. Die Männer zwischen 17 und 47 Jahren – vom Lagerarbeiter über den Polier bis zum Krankenpfleger – sind bis auf die sechs Tschechen und einen Niederösterreicher allesamt Steirer, großteils aus Graz oder dem Südwesten des Landes. Für einige ist es die Premiere vor Gericht, andere sind „Routiniers“ und haben schon eine ganze Latte an einschlägigen Vorstrafen und teils „Häfn“-Erfahrung gesammelt. Viele sind Familienväter und führen ein unauffälliges Leben. 

„Keiner der heute Angeklagten hat nachweislich zugeschlagen. Aber: Sich in Gruppen zusammenzuschließen, um gezielt Körperverletzungen zu begehen, dafür gibt es den Tatbestand der schweren gemeinschaftlichen Gewalt“, erklärt Staatsanwältin Ines Eichwalder und betonte, dass diese Verhandlung auch „generalpräventive Wirkung“ haben soll. 

Zitat Icon

Es darf in einer Gesellschaft nicht toleriert werden, dass eine Schlägertruppe durch Graz zieht und wahllos Menschen attackiert

Staatsanwältin Ines Eichwalder

„Es darf in einer Gesellschaft nicht toleriert werden, dass eine Schlägertruppe durch Graz zieht und wahllos Menschen attackiert“, so die Anklägerin, die dezidiert betonte, sie möchte versuchen im Prozess das Wort „Fan“ zu vermeiden, da solche Personen nicht als Fans zu bezeichnen seien und Fußball für solche Gewalttaten nur ein Deckmantel sei. 

Hooligans versetzen ganze Stadt in Angst
Auch Richter Florian Kubin berichtet eindringlich von persönlicher Betroffenheit im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis: „Eine junge Mutter hat mir nach den Vorfällen erzählt, dass sie sich gar nicht mehr in die Stadt traut, wenn ein Fußballspiel stattfindet.“ 

Die Verteidiger der Angeklagten stellten unisono infrage, dass sich ihre Mandanten wissentlich zusammengeredet bzw. zu einer Gruppe zusammengerottet hätten. Es sei normal, dass sich nach einem Fußballspiel größere Gruppen zusammen auf den Heimweg begeben würden. „Es mangelt aus meiner Sicht an der Zuweisung individueller Schuld. Wo soll von wem entschieden worden sein, dass jemand zusammengeschlagen werden soll?“, stellt etwa Verteidiger Bernhard Lehofer in den Raum. 

Der Prozess ist für fünf Tage angesetzt. Nach Befragung aller Angeklagten kommen auch Zeugen und Opfer zu Wort. Ein Urteil soll Ende nächster Woche fallen. 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt