Nach der Sicherheitspanne in einem Gruppenchat ranghoher US-Regierungsvertreter hat das US-Magazin „The Atlantic“ den Chatverlauf über die Angriffspläne im Jemen in voller Länge veröffentlicht. Dies widerspricht den bisherigen Aussagen der US-Regierung, wonach „keine Kriegspläne“ oder geheime Informationen ausgetauscht worden seien.
In den am Mittwoch veröffentlichten Screenshots des Chats sind zahlreiche Details über die genauen Angriffszeiten und die dabei eingesetzten Flugzeuge enthalten. Die Chats offenbarten sogar genaue Startzeiten für F-18-Kampfjets, Kampfdrohnen und Tomahawk-Raketen sowie einen genauen Zeitplan für die Operation am 15. März.
Das Magazin „The Atlantic“ entschied sich eigenen Angaben zufolge zur Veröffentlichung, nachdem die US-Regierung unter Präsident Donald Trump wiederholt bestritten hatte, dass in dem ungesicherten Chat vertrauliche Informationen ausgetauscht wurden. Der Chefredakteur Jeffrey Goldberg war versehentlich in eine Signal-Chatgruppe eingeladen worden, in der Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio und Vizepräsident J.D. Vance über konkrete Angriffspläne gegen die vom Iran unterstützte Houthi-Miliz im Jemen diskutierten.
Waltz nimmt Schuld „unverbindlich“ auf sich
Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz hatte zuvor die „volle Verantwortung“ für die Sicherheitspanne übernommen, wie er selbst sagte. „Ich habe diese Gruppe gegründet“, erklärte er am Dienstag in seinem ersten Interview seit Bekanntwerden der Vorfälle im Sender Fox News.
„The Atlantic“ veröffentlichte am Mittwoch den gesamten Signal-Chat zur Planung des Jemen-Angriffs:
Waltz ließ zudem durchblicken, dass die Nummer des Journalisten Goldberg möglicherweise in seinem Telefon gespeichert sei, weil er gedacht habe, es sei die Nummer von jemand anderem. Er kenne „The Atlantic“-Chefredakteur Goldberg nicht persönlich.
Trump „war nicht involviert“
Trump wies jegliche Rolle in der Affäre von sich. „Ich war nicht involviert“, sagte er dem rechten Sender Newsmax am Dienstagabend (Ortszeit). Zugleich zeigte er sich zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang. Er fühle sich wohl mit dem, was er gehört habe.
Trump wies die Schuld einem Waltz-Mitarbeiter auf niedrigerer Ebene zu. Der Staatschef hatte Waltz zuvor im Weißen Haus in Schutz genommen und gesagt: „Er ist ein sehr guter Mann, und er wird weiterhin gute Arbeit leisten.“
Dass ranghohe Regierungsmitglieder überhaupt sensible Informationen über die kommerzielle App Signal austauschen, löste Empörung aus. Dass dort Details über einen bevorstehenden Militärschlag erörtert wurden und versehentlich ein Journalist mit in die Gruppe aufgenommen wurde, sorgt für Fassungslosigkeit. Der Fehltritt schlägt hohe Wellen und machte über die USA hinaus Schlagzeilen.
In der Chatgruppe hatten sich die US-Regierungsvertreter Mitte März über geplante Angriffe auf die Houthi ausgetauscht, die darauf abzielen, die Attacken der Islamisten auf Handelsschiffe im Roten Meer zu beenden. In diesem Zusammenhang äußerten sie sich auch abfällig über die europäischen Verbündeten der USA. Ein Nutzer, der sich als Vance identifizierte, bekundete seinen Widerwillen, die Houthi anzugreifen, da dies aus seiner Sicht vor allem „den Europäern“ nutze. Hegseth beschimpfte die Europäer als „erbärmlich“ und bezeichnete sie als „Schmarotzer“.
Trump attackiert Journalisten
Trump attackierte Goldberg. Goldberg sei ein „Widerling“, sagte Trump. Niemand „schere sich einen Dreck“ um die Enthüllungen. Es seien keine als Verschlusssache eingestuften Informationen in dem Chat geteilt worden, betonte Trump. Er sprach von einem „Ausrutscher“.
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