Film ab! Heute startet die Diagonale in Graz. Sie wird mit „How to be Normal“ über eine junge Frau mit psychischen Problemen eröffnet. Wir sprachen mit dem Regisseur Florian Pochlatko.
„Krone“: Warum interessieren Sie sich für die psychische Gesundheit?
Florian Pochlatko: Es hat sich für mich in Gesprächen gezeigt, dass eigentlich jeder persönliche Berührungspunkte mit dem Thema hat. Entweder es sind Verwandte oder enge Freunde oder man selbst betroffen. Und so war es bei mir auch. Das war der Anstoß, einen Film zu dem Thema zu machen.
Was wünschen Sie sich, was der Film bei den Zuschauern bewirkt?
Ich möchte damit eine Diskursplattform eröffnen. Es gibt viel, was man diskutieren kann in dem Film, wo man auch anderer Meinung sein kann und soll. Das war mir wichtig.
Im Film sieht man, wie psychisch Kranke zwischen vielen Fronten aufgerieben werden. Warum ist der Umgang mit Betroffenen so schwierig für viele Leute?
Das Thema war lange wahnsinnig schambehaftet, und deswegen haben sich auch wenige Kompetenzen dazu entwickelt. Man merkt auch daran, dass es weiterhin zu wenige Therapieplätze und Plätze in psychiatrischen Kliniken gibt, dass das Thema nicht ernst genug genommen wird.
Wie recherchierten Sie für „How to be Normal“?
Der Kern waren zahllose Interviews mit Patientinnen und Patienten, von denen ausgehend sich diese Geschichte entwickelt hat. Außerdem war es mir wichtig, aus jeder Perspektive eigene Expertinnen und Experten zu haben – welche aus der psychiatrischen Seite, Angehörige, Berater in wirtschaftlichen Fragen.
Hat Sie das belastet?
Es war natürlich wahnsinnig intensiv, so etwas kann aber auch gefährlich werden. Ich habe erst nach dem Film gemerkt, wie sehr mich das selbst vereinnahmt hat. Ich habe einige Monate gebraucht, um das wieder hinter mir zu lassen und diese ganzen Emotionen, die diese Hauptfigur in sich trägt, aus mir wieder herauszubekommen.
Wie denken Sie, hat sich der Blick auf die psychische Gesundheit in den letzten Jahren verändert?
Ich glaube, dass, wenn man solche Themen in den Vordergrund bringt, das automatisch den Umgang damit ändert. Heutzutage ist klar: Es ist okay, in Therapie zu gehen. Das ist nicht mehr etwas, was einen zu einem Verrückten macht.
Wie haben Sie bisher die Reaktionen auf den Film erlebt? Er feierte auf der Berlinale seine Uraufführung.
Das war wahnsinnig berührend. Die Leute haben gelacht. Sie sind mitgegangen. Und als die Lichter angingen, haben wir in tränenüberströmte Gesichter geschaut. Wir mussten das Publikumsgespräch danach unterbrechen und die Leute im Publikum trösten, weil sie so berührt waren von dem Film. Das war sehr überwältigend.
Jetzt ist der Film Eröffnungsfilm der Diagonale. Sind Sie nervös, den Film in der Heimat zu zeigen?
Ich bin einfach nur stolz. Das war die beste und schönste Reise, die der Film hätte haben können, denn er ist genau auf der Zugstrecke Graz und Berlin entstanden. Und die Diagonale und die Berlinale sind die beiden Festivals, die mich filmisch sozialisiert haben. Auf der Diagonale habe ich beschlossen, österreichischer Filmemacher sein zu wollen.
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