Unbequeme Journalistin
Ex-Kommissionspräsident zupft Frau an Haaren
Die Sicherungen sind dem ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi (85) durchgebrannt – und das, nur weil ihm eine Frage einer italienischen Journalistin sauer aufstieß.
Der 85-Jährige, der auch zweimal italienischer Regierungschef war, sollte in Anbetracht seiner Lebenserfahrung eigentlich bessere Nerven haben. Auf einem jetzt veröffentlichten Video ist klar zu sehen, wie der Mitte-links-Politiker der Frau, die ihm mit einem Mikrofon gegenübersteht, mit der Hand ins Haar fasst und leicht daran zupft.
Zuvor hatte ihm die Journalistin Lavina Orefici, die für den Privatsender La7 arbeitet, eine Frage zu einem aktuellen Streit um die italienische Europapolitik gestellt. Prodi entgegnete ihr: „Was zum Teufel fragen Sie mich? Haben Sie einen Sinn für Geschichte oder nicht?“ Dazu fuchtelte er wild mit den Händen herum.
Die Szene ist auf X zu sehen:
Dem noch nicht genug, stritt Prodi den Vorfall später auch noch ab und behauptete, der Frau nur die Hand auf die Schulter gelegt zu haben. Orefici wehrte sich nicht gegen die Berührung in dem Interview. Später erklärte sie, so etwas habe sie in ihrer gesamten Berufszeit noch nicht erlebt. Der 85-Jährige rechtfertigte sich bei einem Termin in Brüssel mit den Worten: „Die Zeit klärt viele Dinge. Die Leute verwechseln Zuneigung mit Aggression.“ Eine Entschuldigung gab es von ihm nicht.
Es hagelt jede Menge Kritik
Italiens rechte Regierungsparteien zeigen sich aufgebracht. Aber auch im eigenen Lager handelte sich Prodi Ärger ein. Die sozialdemokratische Politikerin Jasmine Cristallo brüskierte sich: Für ein solches Verhalten gebe es keine Rechtfertigung. Andere Politiker aus der Opposition stellten sich hinter ihn. Journalistenverbände hielten dem ehemaligen Kommissionspräsidenten vor, mit einem solchen Verhalten Grenzen zu überschreiten.
Prodi leitete die EU-Kommission von 1999 bis 2004. Zwischen 1996 und 1998 sowie 2006 und 2008 war er italienischer Ministerpräsident. Er galt als wichtiger Gegenspieler des inzwischen verstorbenen mehrfachen Regierungschefs Silvio Berlusconi.
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