Trotz des Kriegs in der Ukraine hat die EU im vergangenen Jahr mehr Gas aus Russland importiert. Das Plus lag bei 18 Prozent, wie die Denkfabrik Ember errechnete. Berücksichtigt wurden sowohl Gas, das durch Pipelines in die EU gelangte, als auch Flüssigerdgas (LNG).
Mehr Gas haben laut Ember vor allem Italien, Tschechien und Frankreich bezogen. Auch in diesem Jahr nahmen die Importe bisher zu. Nötig sei das jedoch nicht, teilte Ember mit, da die Nachfrage überhaupt nicht gestiegen sei. Zudem stiegen die Gaspreise im Vorjahr um fast 60 Prozent an.
„Es ist ein Skandal, dass die EU immer noch russisches Gas importiert“, sagte Pawel Czyzak von Ember. „Anstatt in wirkliche Alternativen wie erneuerbare Energien und Effizienz zu investieren, um russische Importe zu unterbinden, verbrennen die Mitgliedstaaten Geld mit teuren LNG-Kapazitäten, die nicht einmal genutzt werden.“ 2030 werde es ein Überangebot geben.
Anstatt in wirkliche Alternativen wie erneuerbare Energien und Effizienz zu investieren, um russische Importe zu unterbinden, verbrennen die Mitgliedstaaten Geld mit teuren LNG-Kapazitäten, die nicht einmal genutzt werden.
Pawel Czyzak, Thinktank Ember
Hält Verbot ab 2027?
Die EU hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 eigentlich Sanktionen gegen russische Energieträger wie Kohle und Erdöl verhängt. Bis 2027 will die Staatengemeinschaft kein Gas mehr aus Russland importieren, rechtlich bindend ist dieses Vorhaben jedoch nicht. Seit dem Jahreswechsel lassen die ukrainischen Behörden kein russisches Erdgas mehr passieren, der Transit durch Pipelines über das Staatsgebiet wurde unterbunden.
Derzeit arbeitet die EU-Kommission an einem Fahrplan zum Verzicht auf russische fossile Energie, der in der kommenden Woche vorgestellt werden soll. Flüssigerdgas aus Russland wird derzeit weiter in die EU eingeführt. Als „völlig unhaltbar“, bezeichnete das EU-Energiekommissar Dan Jørgensen: „Seit Kriegsbeginn haben wir so viel Geld für fossile Brennstoffe aus Russland ausgegeben, wie 2400 F-35-Kampfjets kosten würden.“
Risiken auch bei anderen Lieferanten
Laut Ember wäre die Versorgungssicherheit allerdings nicht sichergestellt, wenn die EU gar kein russisches Gas mehr abnehmen würde. Andere Quellen seien ebenfalls unbeständig geworden, sagte der Thinktank, und erinnerte etwa an die geopolitischen Spannungen mit den USA. Die größten Gaslieferanten der EU sind derzeit Norwegen und die USA.
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