Ob Tumor, Schlupflid oder eine böse Verletzung – Eingriffe am Sehorgan sind sehr heikel. An der Tiroler Medizin-Universität in Innsbruck werden Ärzte jetzt mit einer einzigartigen Methode geschult. Die „Krone“ war bei dem OP-Termin dabei.
Im Seziersaal des Instituts für klinisch-funktionelle Anatomie an der Medizinischen Universität in Innsbruck fand am Donnerstag eine Premiere statt. 30 Ärzte absolvierten dort ein Operations-Training der besonderen Art.
Eine der Aufgaben: das Entfernen eines Tumors direkt am untern Augenlid. Das Einzigartige: Erstmals wurde die OP-Methode mit originalgetreuen Sehorganen aus dem 3D-Drucker geübt.
Modell kann seltene Körperspende ersetzen
Alles wirkte täuschend echt, als Zuschauer fühlte man sich wie in einem richtigen OP-Saal – inklusive sehr unbehaglichem Gefühl. Bisher konnten die Mediziner solche Eingriffe ausschließlich an Körperspenden trainieren.
„Die sind natürlich nicht in so großer Zahl verfügbar – und schon gar nicht mit den entsprechenden krankhaften Veränderungen“, beschreibt Instituts-Direktor Marko Konschake Hürden in der Ausbildung, die nun der Vergangenheit angehören.
Die Medizin-Uni Innsbruck hat gemeinsam mit den zwei Tiroler Firmen Eyecre.at GmbH und Addion GmbH ein in fast allen Details originalgetreues Kunststoffmodell entwickelt. Konschake: „Alle Gewebeschichten des Auges sind im Modell mit den gleichen Eigenschaften vorhanden.“ Fangen die Chirurgen an zu schneiden, rinnt Kunstblut aus der Wunde.
Wenige Drucker können so komplexe Modelle formen
Europaweit gibt es laut den beteiligten Firmen nur eine Handvoll 3D-Drucker, die so komplexe Strukturen herstellen können. Einer davon steht in Tirol. Das Land hat das Projekt mit 116.000 Euro gefördert. Seit Donnerstag stehen die ersten künstlichen Augen aus dem 3D-Drucker in der Aus- und Weiterbildung im Einsatz.
In Zukunft sei noch viel mehr möglich, zeigt sich der Instituts-Direktor zuversichtlich. Der Weg zum 3D-Übungsherzen mit allen Funktionen und Gewebedetails des Originals ist nicht mehr weit. „Ein Meilenstein für eine noch bessere Ausbildung der Mediziner“, zeigten sich die Teilnehmer des neuartigen OP-Trainings begeistert.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.