Drei Firmenpleiten pro Gerichtstag, mehr als 200 Unternehmen, die in die Insolvenz geschlittert sind – diese Zahlen legte der Kreditschutzverband von 1870 für das erste Quartal 2025 in Oberösterreich vor. Die Pleitewelle hat Fahrt aufgenommen. In welchen Bereichen es nun besonders kriselt und was die Betriebe unter Druck bringt? Das lesen Sie hier.
Millionenverluste in den Jahren 2023 und 2024, am Ende Passiva von rund 8,88 Millionen Euro – die Eröffnung des Sanierungsverfahrens über die Sageder Fenster- und Türenwerk GmbH in Natternbach zu Wochenbeginn reihte sich in die Serie von Insolvenzen ein, die es heuer schon gab. „In den ersten drei Monaten des Jahres haben wir bereits 15 Insolvenzen verzeichnet, die mehr als eine Million Euro Passiva haben“, sagt Petra Wögerbauer vom Kreditschutzverband von 1870 in Linz.
Auf offene Rechnung geliefert und dann nicht bezahlt
Im Vorjahr hatte es im ersten Quartal 194 Insolvenzen gegeben, heuer waren es im gleichen Zeitraum etwas mehr als 200 – die Pleitewelle, die schon im Vorjahr ins Rollen gekommen ist, reißt nicht ab. Auffallend: Immer mehr mittelständische Unternehmen straucheln. „In den letzten Jahren hatten wir meist Fälle, bei denen vorrangig Abgabengläubiger und Banken betroffen waren. Jetzt sind es auch Lieferanten, die ihre Forderungen anmelden. Sie haben auf offene Rechnung geliefert und warten nun auf Geld“, erzählt Wögerbauer.
Drei Branchen stechen in der Insolvenzstatistik aktuell besonders hervor. Wo es bislang die meisten Pleiten des Jahres gab? „In der Bauwirtschaft, im Handel und im Bereich Beherbergung/Gastronomie“, sagt die Leiterin der Region Nord beim KSV1870.
Was es in diesen Branchen den Betrieben besonders schwer macht? „Bei der Bauwirtschaft merkt man die Auswirkungen von 2024, als es die hohen Zinsen gab, die Materialkosten gestiegen sind und dadurch weniger Bauprojekte umgesetzt worden sind“, meint sie. Fehlende Umsätze seien hier vor allem ausschlaggebend für die wachsende Zahl an Insolvenzen.
„Schon bei Weihnachtsfeiern spürbar“
In der Gastro-Branche sind Pleiten zwar an sich nicht ungewöhnlich, trotzdem dürfte sich die Lage hier zuspitzen. Grund ist, dass die Teuerungen offenbar nun doch im Verhalten der Gäste Spuren hinterlassen. Insolvenzen werden immer öfter auch damit erklärt, dass der Konsum zurückgegangen ist: Die Menschen gehen zwar aus, geben aber weniger aus. „Das war schon bei den Weihnachtsfeiern deutlich spürbar“, sagt Wögerbauer. Auch die Schwierigkeit, Personal zu finden, vor allem für Wochenenden, macht es den Betrieben schwer, ist zu hören.
Die volle Breitseite der getrübten Konsumlaune bekommt der Handel ab. „Die Leute sparen einfach, dazu kommen die hohen Mieten in den Premiumlagen“, erklärt die Insolvenzexpertin des Gläubigerschutzverbandes. Wer nur auf ein stationäres Konzept setzt, hat es schwer. Mit der Zweigleisigkeit in der digitalen Welt und einem Onlineshop ist es möglich, auch relativ gut durchzukommen. Große Marken wie Palmers befinden sich aktuell in argen Turbulenzen, Filialschließungen sind hier unausweichlich. Beim Linzer Schmuckhändler Goldwelt Juweliere & Uhrmacher GmbH, seit 14. Jänner ein Sanierungsfall, wurden bereits neun Geschäfte geschlossen.
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