Bei Klatsch & Klartext

Brezina über Dating, Fantasie und den Kinderwunsch

Adabei Österreich
31.03.2025 05:00

Wir durften Erfolgs-Autor Thomas Brezina für ein wenig „Klatsch & Klartext“ in seinem Zuhause in Wien besuchen. Der 62-Jährige erzählte uns, warum sein eigener Kinderwunsch nie so groß war, wie er sich mit der Endlichkeit abgefunden hat und wovon er noch träumt ... 

„Krone“: „Lieben, Lachen, anders machen“ ist FSK 16 – also wie die Filme „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“. Was macht dein Programm denn so heikel? 

Thomas Brezina: Na ja, ich erzähle ja sehr viel aus meinem Leben. Was mir alles passiert ist, das Auf und Ab, das ich erlebt habe, aber vor allem eben, wie ich gelernt habe, damit umzugehen. Ich möchte einen Weg finden, freudig durchs Leben zu gehen, allerdings fliegt jedem von uns jeden Tag viel um die Ohren. Also, was kann man machen? Darüber erzähle ich vieles. Und vor 15 Jahren habe ich eine sehr traurige Trennung gehabt und danach musste ich wieder zu Daten beginnen, dafür habe ich Apps benutzt und auch davon erzähle ich offen.

Spannend, wie lange willst du damit noch auftreten? 
Das geht weiter, weiter, weiter – noch ist kein Ende angesetzt.

„Lieben, Lachen, anders machen.“

Mit seinem ersten Bühnen-Programm tritt Thomas Brezina auch am Freitag, dem 4. April im Wiener GLOBE auf – noch sind Tickets vorhanden. 

Zu unserem Interview gesellte sich auch Jack Russell Terrier Joppy!  (Bild: Eva Manhart)
Zu unserem Interview gesellte sich auch Jack Russell Terrier Joppy! 

Du hast ja über 600 Bücher geschrieben …
624.

624, du erinnerst dich also genau. Warum hörst du nicht auf? 
Schaffensdrang. Das habe ich in mir, seit ich ein Kind bin. Das ist mein Leben, das macht mir Freude. Geschichten zu erfinden gibt mir eines der allerhöchsten Gefühle von Lebendigkeit.

Das heißt, solange du schreiben kannst, wirst du schreiben.
So ist es.

Meiner Milchmädchen Rechnung zufolge hast du im Monat durchschnittlich ein Buch veröffentlicht. Wie leidet da nicht Qualität unter Quantität? 
Es ist ein Vorurteil, dass du dich für ein gutes Buch jahrelang abquälen musst. Ich weiß nicht, woher das kommt. Jeder schreibt so, wie er oder sie schreibt und manche meiner Bücher haben einen geringeren Umfang. Die Qualität steht bei mir aber immer an vorderster Stelle, dass es eine Geschichte ist, mit der ich mein Publikum begeistern kann. Und was ganz besonders wichtig ist: Ich habe ausgezeichnete Lektorinnen und Lektoren, die halt alles sehr genau ansehen und eben hier mit mir gemeinsam schauen, dass wir die optimale Qualität herausbringen.

Hier bringt er seine Ideen zu Papier – jedenfalls, wenn er in Wien ist! Der aufpolierte Bauwagen ist gemütlich eingerichtet, verfügt über eine Heizung, eine Kaffee-Maschine und sogar ein kleines Kühlfach. (Bild: Eva Manhart)
Hier bringt er seine Ideen zu Papier – jedenfalls, wenn er in Wien ist! Der aufpolierte Bauwagen ist gemütlich eingerichtet, verfügt über eine Heizung, eine Kaffee-Maschine und sogar ein kleines Kühlfach.

Wenn du in Wien schreibst, machst du das ja in einem aufpolierten Bauwagen im Garten, Espresso-Maschine und Fußbodenheizung inklusive. Aber wann schreibst du eigentlich? 
Disziplin ist schon etwas sehr, sehr Wichtiges. Aber ich glaube, das ist in jedem Beruf und in jeder Tätigkeit so, wo du vorankommen möchtest. Bei mir ist es so: Wenn ich jetzt einen Roman schreibe, sitze ich jeden Tag von circa 8:30 bis 17:30 Uhr. Dazwischen mache ich Mittagspause, dazwischen gehe ich viel herum, bringt mir der Hund ständig sein Spielzeug und das ist irrsinnig gut, weil ich dann aufstehe, Bewegung mache etc. … Gehen ist überhaupt wichtig für mich, dass die Gedanken fließen und rotieren. Aber natürlich geht es dann darum, dass ich Ziele habe. Ich möchte 2000 Worte am Tag schreiben oder 3000. Und dieses Ziel möchte ich erreichen. Und nur so ist es dann eben auch möglich, das zu schaffen, was ich schaffen möchte.

Und was, wenn dir genau morgens um 08:30 Uhr nichts einfällt? 
Da sitzt du dann da und überlegst und wartest auf die Eingebung, spielst Backgammon, das entspannt das Gehirn, dann gehst du herum, dann kochst du einen Espresso, dann noch einen zweiten, dann spielst du eine halbe Stunde mit dem Hund, dann spazierst du wieder herum. Das Geheimnis dahinter ist, nicht nachzudenken! Wenn du angestrengt denkst, blockierst du ja die eigenen Gedanken und oft ist es eben notwendig, dass ich vier, fünf Stunden auf diese Art und Weise mit mir selber kämpfe. Das ist nicht lustig, muss ich dazu sagen. Und plötzlich geht es los und dann setzt dieser sogenannte Flow ein und dann lebt das alles rund um mich. Außerdem habe ich ein paar Tricks. Der erste ist, ich höre auf, wenn ich noch schreiben könnte, und dann mache ich schon Notizen für den nächsten Tag. Ich höre mitten im Satz auf, weil dann ist es viel leichter, am nächsten Tag reinzukommen. Ich sammle ununterbrochen Ideen, immer und überall. Und von 100 Ideen, die ich mir notiere, verwende ich vielleicht drei oder vier. Aber dafür musst du alle gesammelt haben. Mein großes Vorbild ist zum Beispiel Charles Dickens, er hat Weltliteratur geschaffen. Was keiner weiß: Seine Geschichten sind monatlich fortsetzend in einem Magazin erschienen zuerst, nicht als Buch.

In seinem Garten tankt er Kraft, wie jetzt gerade, wenn er an seinem neuen Buch „Liebe ist niemals normal“ schreibt. „Ein Roman für Erwachsene, der von den vielen verschiedenen Arten von Liebe handelt“.  (Bild: Eva Manhart)
In seinem Garten tankt er Kraft, wie jetzt gerade, wenn er an seinem neuen Buch „Liebe ist niemals normal“ schreibt. „Ein Roman für Erwachsene, der von den vielen verschiedenen Arten von Liebe handelt“. 

Das wusste ich auch nicht. 
Und bei Dickens sterben ja manchmal sehr überraschend Leute. Das hat damit zu tun gehabt, dass die Auflage des Hefts runtergegangen ist. Und dann musste angekündigt werden, dass in der nächsten Fortsetzung etwas Dramatisches passiert. Und erst als dann alle fertig waren, nach eineinhalb, manchmal zwei Jahren, dann ist das zusammengefügt worden zu einem Buch. Seine Frau hat dann noch geschaut, dass alles zusammenpasst, da er manchmal über die lange Zeit die einzelnen Teile durcheinander gebracht hat.

Wovon hättest du denn gerne als Kind mehr gelesen?
Ich habe als Kind wahnsinnig viel gelesen, drei bis vier Bücher in der Woche. Ich habe alles gelesen, wo ich mich drinnen verstanden gefühlt habe. In dem Moment, wo ich gemerkt habe, ich werde belehrt, habe ich sofort das Buch weggelegt. Und ich hatte eine Kinderfrau, die hat jeden Donnerstag die neue Romanzeitung gebracht. Da waren Romane so in Fortsetzungen drinnen, und da gab es einen, der hieß „Hinter uns steht nur der Herrgott – Ein Chirurg erinnert sich“ und das hat sie mir auch vorgelesen. Und wir haben Woche für Woche gezittert um die Patientin auf Zimmer zwölf und so weiter …

In meinen Recherchen habe ich schon von dieser Kinderdame gelesen und nebenbei von einem sehr liebenden Elternhaus. Darf ich fragen, hattest du selbst nie einen Kinderwunsch? 
Ganz ehrlich, ich bin so vertieft in meine Arbeit und das seit 40 Jahren, dass die Zeit, die ich finde, die man für Kinder haben soll oder muss, die war nicht vorhanden für mich. Und aus diesem Grund ist dieser eigene Kinderwunsch nie wirklich so groß geworden. Und man muss auch dazu sagen, vor 20 Jahren war das noch wesentlich schwieriger. Das kam natürlich auch noch dazu.

Wie geht sich die Zeit für deine Ehe aus? 
Wunderbar. Ivo arbeitet ja auch zu Hause, und wir setzen auf Qualitätszeit und nicht auf Quantität. Die Zeit, die wir miteinander verbringen, hat immer spezielle Qualitäten. Wir trinken jeden Tag in der Früh miteinander Tee nach dem Aufstehen, jeder braucht ein bisschen zum Aufwachen, wir plaudern und genießen dabei den Garten. Aber wenn ich jetzt zwei Wochen völlig versunken bin in ein Buch, relativ wenig rede, dann ist das für den Ivo kein Problem. Er kennt und versteht das einfach. Ich habe alle unsere Erlebnisse, seit wir uns kennengelernt haben vor zehn Jahren, aufgeschrieben. „Unsere Abenteuer“ heißt das und ich schreibe wirklich alles hinein, was wir gemeinsam unternehmen, wen wir treffen oder wenn wir Freunde hier haben, wenn wir kochen oder wo wir verreist waren.

Die „Krone“ berichtete als erste Zeitung von seinem Programm. Die Titelseite, eine Erinnerung daran, fand somit Platz in seinem Arbeitszimmer. (Bild: Eva Manhart)
Die „Krone“ berichtete als erste Zeitung von seinem Programm. Die Titelseite, eine Erinnerung daran, fand somit Platz in seinem Arbeitszimmer.

Wie schön, was passiert damit?
Das ist für uns. Als wir gefeiert haben, dass wir uns zehn Jahre kennen, habe ich alles ausgedruckt und in ein Buch eingeklebt.

Hast du Träume?
Was ich noch machen will? Am Meer leben. Irgendwo, wo es sehr schön warm ist. Auch im Winter. Also das ist ein absoluter Traum von mir, muss ich ehrlich sagen. Und dort auch zu arbeiten, zu schreiben. Ich bin ja Geschichtenerzähler und will viele Menschen begeistern, auf welche Art, da träume ich offen. Nennen wir es jetzt einmal so, ich lasse es auf mich zukommen.

Was hindert dich daran, ans Meer zu ziehen?
Ich habe hier sehr viel zu tun, nach wie vor. Und ich sage, wenn das sein will, dann wird es im Leben auf mich zukommen. Ich habe in vielen Momenten, wenn ich gefragt wurde, ob ich etwas tun will, ja gesagt. Mir haben in sehr vielen Momenten die Knie geschlottert und ich habe nicht gewusst, wie ich das jetzt wirklich schaffe. Aber diese Herausforderungen habe ich angenommen und da vertraue ich darauf, dass sie im richtigen Moment kommen.

Wovor hast du denn Angst?
Also, Nummer eins. Ich bin ein Hypochonder. Ich habe einen guten Freund, der ist Arzt, den rufe ich sehr oft an und schildere ihm etwas und er sagt mir dann immer: „Bitte geh spazieren“. Und in meinem Beruf möchte ich Menschen nie in irgendeiner Form langweilen, sondern wirklich immer Begeisterung auslösen. Sorgen mache ich mir manchmal, wie jeder Mensch sich das macht. Aber so richtig Angst … Ich glaube, da habe ich viel im Leben gelernt, dass ich damit besser umgehen kann.

Fürchtest du dich allgemein vor dem Älterwerden?
Ja, natürlich. Die Sache ist die: Es gibt ein gefühltes Alter und es gibt ein biologisches Alter und die sind sehr unterschiedlich. Und die Angst vor der Endlichkeit, mit der habe ich mich jetzt abgefunden. Man denkt viele Jahre im Leben, es geht immer nur alles weiter, aber das ist natürlich nicht so, irgendwann einmal kommt auch ein Ende. Und sich das einzugestehen, muss ich schon ganz ehrlich sagen, ist nicht ganz einfach. Und gleichzeitig aber ist es gut, weil du dann einfach weißt, dass du keine Zeit verschwenden willst und dass du dich auf das Wesentliche, was du wirklich tun willst, mit wem du wirklich zusammen sein willst, konzentrierst.

Jemanden wie dich muss ich natürlich noch fragen: Hast du einen liebsten Autor und ein liebstes Buch?
Oh, da gibt es zwei. Also meine Lieblingsautoren sind Astrid Lindgren und Charles Dickens. Das Lieblingsbuch meiner Kindheit war „Die Kinder von Bullerbü“. Die haben mich begleitet, das waren sozusagen Freundinnen und Freunde von mir. Da drinnen wird beschrieben, dass die immer um den Weihnachtsbaum tanzen. Das machen wir bis heute, jedes Jahr, drum steht der immer frei! Und das andere habe ich für die Matura gelesen, das ist „Der Fänger im Roggen“. Auf eine Art geht es darum, was es bedeutet Kind zu sein? Was bedeutet es, Jugendlicher zu sein? Was bedeutet es, erwachsen zu sein? Wo stehst du? Das hat mich tiefst berührt und berührt mich bis heute.

Das Haus, in dem er mit seiner kleinen Familie lebt, ließ sein Vater erbauen: „Er war ein Genie!“ (Bild: Eva Manhart)
Das Haus, in dem er mit seiner kleinen Familie lebt, ließ sein Vater erbauen: „Er war ein Genie!“

Wie schafft man es, diese Fantasie beizubehalten und sich auch im Erwachsenenalter noch so in Kinder rein zu versetzen und sie mit seinen Ideen zu begeistern? 
Indem du Respekt vor Kindern hast. Und den habe ich, habe ich immer gehabt. Ich will sie nie belehren oder von oben herab behandeln, ich höre ihnen genau zu und versuche, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Im Endeffekt will ich sie bestärken und ihnen Mut machen, etwas im Leben zu machen. Und um ihre Augen zum Leuchten zu bringen, da kommen dann diese Ideen aus mir. Ich weiß nicht woher, aber man soll ohnehin nie hinterfragen, wo Ideen herkommen.

Vielen, vielen Dank für das tolle Gespräch.
Gerne.

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