René Benkos Versuche, der U-Haft in der Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt wieder zu entkommen, sind bislang gescheitert. Die „Krone“ kennt den letzten Gerichtsbeschluss – und die brisanten Details.
Seit dem 24. Jänner sitzt Österreichs bekanntester Bankrotteur im 8. Wiener Gemeindebezirk in Einzelhaft. Lehnt Gefängnisarbeit ab. Studiert den Strafakt. Bespricht sich mit seinen Anwälten. Gewisse Zurückhaltung übt René Benko – abgesehen von schriftlichen Eingaben – gegenüber den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und der Soko Signa. Dafür zeigte er sich bei der letzten Haftprüfungsverhandlung am 27. Februar verhältnismäßig gesprächig.
„Einschneidende Tage und Nächte“
Der Finanzjongleur und sein bekannter Strafverteidiger Norbert Wess bemühten sich dabei nach Kräften, „gelindere Mittel“ als eine Untersuchungshaft zu erwirken. Sie boten laut „Krone“-Recherchen an, dass der 47-jährige Tiroler seinen Wohnsitz nach Wien verlegen würde; dort besitzt eine Benko-Stiftung bekanntlich ein fast 1000-Quadratmeter großes City-Penthouse.
Benko sagt: „Die letzten 5 Wochen der wirklich auf mich sehr einschneidenden Tage und Nächte wirken sich schrecklich auf mich, aber auch auf meine Familie (...) aus. Ich kann auch ausschließen, dass sich irgendwelche Vorstände oder Geschäftsführer von mir anleiten lassen würden. Ich würde so etwas nicht einmal im Ansatz riskieren, dass mir so eine Unterstellung vorgeworfen wird.“
Doch die Richterin reitet auf Benkos „Vertrauensleuten“ in den Familienstiftungen herum, die unter anderem Vermögenswerte des Spekulanten – darunter ein Sportboot – ersteigert hatten. Darüber hinaus will sie unter anderem wissen, warum von den Ermittlern beispielsweise Herrenarmbanduhren des Milliardenpleitiers im Tresor einer Verwandten seiner Frau gefunden wurden.
Benko meint dazu bloß: „Es gibt auch diesbezüglich eine schlüssige Gesamtsituation, aber ich möchte zuerst die neue Stellungnahme bzw. den diesbezüglichen neuen Bericht lesen.“
Am Ende erneuert Benkos Anwalt Wess den Antrag auf Anordnung eines elektronisch überwachten Hausarrestes. Benko erklärt abschließend:
„Ich würde mich dazu verpflichten und meine Familie würde für die Kosten der Videoüberwachung aufkommen. Ich würde es auch nicht im Ansatz riskieren, mit irgendeinem Vorstand oder Beschuldigten zu telefonieren. Es könnte zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Beamtengruppe überprüfen, ob sich ein Handy in der Wohnung befindet.“ Und: Er würde sich darüber hinaus verpflichten, lediglich seine Familie und seinen Anwalt sehen zu dürfen.
Richterin: „Beispielloser Kriminalfall“
Die Richterin bleibt hart: Sie verkündet die Fortsetzung der U-Haft wegen Tatbegehungsgefahr. In der schriftlichen Begründung geht sie mit dem Signa-Gründer hart ins Gericht: Die Fortsetzung der Untersuchungshaft stehe „ohne Zweifel nicht außer Verhältnis“. Dies insbesondere im Hinblick darauf, dass es sich „um einen in Österreich beispiellosen Kriminalfall handelt, dessen Gesamtschadenshöhe noch nicht abschließend feststeht.“
Weiters ist zu lesen: „Der Beschuldigte hat mit hoher krimineller Energie über viele Jahre hinweg seine tatsächlichen Kontroll- und Herrschaftsrechte über juristische Personen verschleiert, hat sich in der Vergangenheit komplizierter und undurchsichtiger Gesellschaftsstrukturen bedient und diese ausgenützt und ist schließlich nach derzeitigen Ermittlungsstand (mittelbar) als Profiteur der zum Schein bestehenden Konstruktionen anzusehen.“
René Benko bestreitet die Vorwürfe, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Soko wollte Festnahme im Mai 2024
Übrigens: Die Ermittlungen in der Causa Benko waren bereits im Frühjahr 2024 weit gediehen. Die Fahnder hatten das sogenannte „Geldkarussell“ – aufgedeckt von „Krone“ und „News“ – damals detailliert unter die Lupe genommen, inklusiver sämtlicher Benko-Vertrauter, die daran beteiligt waren. Das geht aus einem Anlass-Bericht der Soko Signa vom 24. Mai 2024 an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hervor. In dem 44-seitigen Dokument wird die WKStA ersucht, Hausdurchsuchungen und Festnahmen anzuordnen.
Zur ersten großen Razzia kam es erst im Juni. Und im Jänner 2025 erfolgte dann Benkos Festnahme.
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