Essen in Luftröhre

Damen und Gastro-Team holten Gast zurück ins Leben

Oberösterreich
29.03.2025 08:00

Dramatischer Notfall in einem beliebten Ausflugsgasthaus bei Leonding in Oberösterreich. Ein 86-Jähriger bekam  beim Kauen eines Schinkenbrotes versehentlich Essen in die Luftröhre und kippte leblos um – sein Herz hörte auf zu schlagen. Zwei weibliche Gäste, der Wirt und ein Kellner reagierten bravourös und reanimierten den Senior erfolgreich.

„Wir waren gerade mitten bei der Jause – plötzlich ist der Hans umgekippt und leblos auf der Bank gelegen“, sagt Manfred Mießbichler (81) aus Linz. Der Pensionist war am Donnerstagnachmittag mit seinem alten Freund Hans M. im Ausflugsgasthaus Niederberger in Leonding zum Essen verabredet. „Er hat sich ein Schinkenbrot und ich mir ein Fleischbrot bestellt.“

Beim Kauen dürfte sich der 86-Jährige verschluckt haben, ein Bissen gelangte dabei unglücklicherweise in seine Luftröhre. „Er hat sich nicht mehr gerührt und hatte keinen Puls mehr – ich war völlig geschockt“, so Mießbichler. Noch bevor er selbst reagieren konnte, sprangen schon zwei Frauen von einem Nachbartisch auf und leiteten Reanimationsmaßnahmen ein.

Blau angelaufen
„Der Hans war blau angelaufen und hatte einen Herzstillstand. Mein Kellner Ingomar und ich haben die Damen bei der Wiederbelebung unterstützt – Hut ab, was die da geleistet haben“, erzählt Gasthofbesitzer Karl Schatz (48). Eine der Ersthelferinnen ist offenbar Krankenschwester.

Manfred Mießbichler (81): „Ich war im ersten Moment völlig geschockt.“ (Bild: Kerschbaummayr Werner)
Manfred Mießbichler (81): „Ich war im ersten Moment völlig geschockt.“

Die beiden Männer brachten Gummihandschuhe, eine Campingliege und feuchte Tücher – halfen dann abwechselnd bei der Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzrhythmusmassage. „Gott sei Dank ist es gelungen, dem Hans wieder Leben einzuhauchen. Er hat sich erbrochen, dabei dürfte sich der Bissen in der Luftröhre gelockert haben. Wir haben ihm dann kaltes Wasser über den Kopf geschüttet, damit er nicht wieder wegkippt“, so Schatz.

Augen aufgeschlagen
Nach etwa zehn Minuten trafen Rotkreuz-Sanitäter und der Notarzt ein. „Sie haben ihm einen Venenkatheter gelegt, Infusionen verabreicht und Sauerstoff gegeben.“ Hans M. schlug überrascht die Augen auf und fragte, wo er sich befinde. Schatz: „Er wollte dann gar nicht ins Spital mitfahren, liegt dort aber jetzt zur Beobachtung und darf vermutlich am Montag wieder heraus. Seine Tochter hat sich bei uns schon bedankt.“

Manfred Mießbichler ist über die Rettung des Freundes überglücklich und streut vor allem den beiden Ersthelferinnen Rosen: „Sie haben perfekt reagiert. Der Notarzt meinte, dass der Hans sonst nicht mehr am Leben wäre.“ 

„KRONE“-Kommentar
Die Kunst, im Notfall wegzuschauen

Das Erschreckendste bei dem medizinischen Zwischenfall in seinem Lokal in Leonding war für Wirt Karl Schatz, dass es Gäste gab, die während Reanimationsmaßnahmen seelenruhig weiter aßen, Bestellungen aufgeben wollten und nach reservierten Plätzen fragten.

(Bild: Krone KREATIV/Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Außer den beiden Damen dachte offenbar keiner der Gäste daran, dem leblos auf der Bank liegenden Mann zu helfen oder zumindest Hilfe anzubieten. Ein Sittenbild, das vor allem im städtischen Bereich immer mehr um sich zu greifen scheint. Davon wissen auch Sanitäter und Ärzte ein Lied zu singen, die bei Einsätzen von Unbeteiligten nicht selten beschimpft und bedroht werden.

Die „Kunst“, im Notfall wegzuschauen oder sich über Helfende zu beschweren, darf aber nicht zur Normalität werden.

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