Italienische Wildtierexperten konnten im Grenzgebiet zum Kärntner Gailtal einen ausgewachsenen Braunbären einfangen! Das trotz der Winterruhe mit 241 Kilogramm imposante Männchen wurde mit einem GPS-Senderhalsband ausgestattet und wieder freigelassen. Braunbären sind die größten Raubtiere Europas.
Mittwoch in der Nacht ist Wildtierexperten des Projektes „Luchs Italien“ der Uni Turin in Zusammenarbeit mit Tarviser Carabinieri und Tierärzten der Universität Udine der Fang des Braunbären geglückt. „Wir haben alle gestaunt, denn das ausgewachsene Tier, das seit Jahren seine Fährte in den Grenzbergen der Karnischen Alpen zieht, wog beachtliche 241 Kilogramm“, schildert der bekannte und international anerkannte italienische Großraubwild-Spezialist Paolo Molinari.
Das Gewicht des Kolosses ist für die Wissenschaftler besonders bemerkenswert, da Bären nach der Winterruhe normalerweise einen Großteil ihrer Fettreserven eingebüßt haben.
Die Fangaktion, die wissenschaftlichen Zwecken dienen soll, fand in den unberührten Hochtälern der Gemeinde Malborghetto statt, die direkt an die Kärntner Gemeinde Feistritz an der Gail grenzt.
Mit einem GPS-Senderhalsband ausgestattet, können die Forscher das Verhalten des Bären und seine Wanderbewegungen untersuchen. „Die Daten liefern wertvolle Einblicke in das komplexe Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier und sollen dabei helfen, Strategien für ein harmonisches Miteinander zu entwickeln“, erklärt Molinari.
Dieses Vorgehen ist eine bewährte Methode im Wildtiermanagement und wird bei vielen Arten wie Bären, Wölfen, Großkatzen und auch Vögeln angewendet und hat mehrere wichtige Gründe:
Stressreduktion: Wildtiere sind in einer Fang- oder Untersuchungssituation gestresst. Durch das Verdecken der Augen nehmen sie weniger visuelle Reize wahr, was ihre Angst und Panik verringert.
Ruhigere Tiere: Wenn ein Tier weniger sieht, bewegt es sich oft weniger und bleibt eher ruhig. Das erleichtert den Forschern oder Tierärzten die Untersuchung und minimiert die Gefahr für Mensch und Tier.
Schutz vor Licht und plötzlichen Bewegungen: Grelles Licht oder ungewohnte Bewegungen können das Tier zusätzlich stressen. Eine Augenabdeckung hilft, es in einer Art „dunklen, sicheren Raum“ zu halten.
Vermeidung von Verletzungen: In Panik könnten Wildtiere versuchen, zu flüchten oder sich gegen Hindernisse werfen. Eine Beruhigung durch Augenabdeckung kann das Risiko von Verletzungen für das Tier selbst und die Menschen um es herum verringern.
Aus der Forschung wissen die Italiener, dass im Grenzgebiet zwei Bären fix leben und auch hier überwintern. Molinari: „Jährlich kommen zwei bis drei Jungbären auf Wanderschaft hinzu.“ Bärigen Nachwuchs gibt es weiterhin nicht, weil es sich nur um Männchen handelt. Von etwaigen Auswilderungen eines Weibchens, wie sie öfters gefordert werden, hält Wildtierspezialist Molinari nichts: „Man muss der Natur einfach ihre Zeit lassen. Anders ist’s beim Luchs, da mussten wir handeln, weil unsere Population vor dem Aussterben stand.“
Den gefangenen und wieder freigelassenen 241-Kilo-Koloss schätzt Molinari übrigens auf ein Alter von 18 bis 20 Jahren. „Mehr über den Bären wissen wir, wenn wir seine Genetik kennen, aber die DNA-Auswertung dauert bekanntlich länger.“
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