Die große Ebbe im Grundwasser vor zwei Jahren ist in Niederösterreich überwunden. Doch der trockene Winter weckt bereits schlimme Vorahnungen – zu Recht?
Der Regen der vergangenen Tage ist für die aufblühende Natur wichtig, für den Grundwasserhaushalt aber vorläufig nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Denn das Wasserdefizit des trockenen Winters konnten die bisherigen Niederschläge im Frühling längst nicht wettmachen. Und angesichts der Tatsache, dass zuvor wochenlang kein Regentröpfchen vom Himmel fiel, haben vor allem Bewohner des Wiener Beckens schon wieder Bilder ausgetrockneter Schotterteiche vor Augen.
Tiefstand wurde überwunden
In den Jahren 2022 und 2023 hatte das Grundwasser damals einen historischen Tiefstand erreicht. Föhrensee, Anemonensee und Achtersee bei Wiener Neustadt verwandelten sich in staubige Schottergruben, Brunnen fielen trocken, ebenso die bekannten Myrafälle im Piestingtal. „Bis zum vergangenen Herbst ist der Grundwasserspiegel hier aber wieder um sieben Meter gestiegen“, erklärt Günther Konheisner, stellvertretender Leiter der Wasserwirtschaftsabteilung des Landes. Das entsprach einem mittleren Stand.
Grundwasser-Trend umgekehrt
Doch der Diplomingenieur bestätigt auch: „Durch den niederschlagsarmen Winter hat sich dieser Trend wieder umgekehrt.“ Mittlerweile ist der Grundwasserpegel wieder um bis zu einem Meter gefallen. Wenn die Tendenz geringer Regenfälle anhält, rechnet Konheisner mit einem steten Absinken des unterirdischen Wasserstandes um einen halben Meter pro Monat. Und im ersten Quartal dieses Jahres hinkt man in Niederösterreich bei den Regenmengen den langjährigen Durchschnittsmengen hinterher. Konheisner berichtet von 50 Millimetern im Weinviertel und gar nur 35 Millimetern im Industrieviertel. In beiden Regionen sollten es jedoch in einem „Normaljahr“ bereits etwa 80 bis 90 Millimeter sein.
Erst wenn der Boden gesättigt ist, gelangt Regenwasser ins Grundwasser. Dazu muss es länger und gemäßigt regnen.
DI Günther Konheisner, Wasserwirtschaft
Bild: G.K.
Weinviertel ist am trockensten
Als trockenste Region im weiten Land nennt der Experte das nördliche Weinviertel. Das liegt an den lehmig-sandigen Böden dort. Im Wald- und Mostviertel dominieren klüftige Böden mit kleinräumigen Wasservorkommen. „In Dürreperioden können hier einzelne Brunnen austrocknen, aber es gibt keine flächendeckenden Probleme“, erläutert Konheisner die Folgen. Marchfeld und Wiener Becken sind durch Schotter im Untergrund gekennzeichnet, was hohe Schwankungen beim Grundwasserspiegel bedingt.
Keine (Wasser-)Sorgen in diesem Sommer
Bleiben die jetzigen Niederschläge Ausreißer, kann es in diesen Regionen wieder bergab gehen mit dem Grundwasser. Nördlich der Donau gleicht das der Marchfeldkanal aus. Aber im Industrieviertel? Ist nach dem trockenen Winter dort damit zu rechnen, dass Badeseen wieder zu Schottergruben werden? „Im heurigen Sommer braucht sich da niemand Sorgen machen“, sagt Günther Konheisener: „So eine Entwicklung dauert zwei bis drei Jahre.“
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