„Ah, du kommst heute im kleinen Schwarzen daher!“, ist eine der anerkennenden Bemerkungen, die man mir entgegen schmunzelt, wenn ich mit dem C1 unterwegs bin. Spritzig schaut er aus, fast elegant. Auf jeden Fall sympathisch. Starke getönte Heckleuchten und eine Heckklappe, die nur aus der rauchigen Heckscheibe besteht, haben was Stylisches und durchaus Sportliches.
Kleiner für Große
Die mitleidsvollen Blicke der Umstehenden angesichts meiner knapp 1,90 Meter Körpergröße kann ich milde lächelnd übergehen, denn ein Platzproblem gibt es für mich im C1 nicht. Ich sitze gut, habe das verstellbare Lenkrad ganz gut im Griff (auch wenn es durchaus auch in Längsrichtung verstellbar sein dürfte) und sogar meine Füße sind nicht beengt. Letztere hatten anderswo - zum Beispiel im Einser-BMW - mehr Probleme. Nur das linke Knie hat ständig unangenehmen Kontakt mit dem aufgesetzten Schalterkastl des Fensterhebers, und die Sitzfläche könnte auch etwas länger sein.
Platz ist sogar auf der Rückbank, vor allem rechts. Der Beifahrer kann nämlich problemlos so weit vorrücken (ohne selbst leiden zu müssen), dass hinten auch ein 1,85-Mensch sitzen kann. Dem 2,34-Meter-Radstand sei Dank. Der Kofferraum ist naturgemäß eher winzig und durch die immens hohe Ladekante nicht sehr praktisch zu beladen. Dafür lässt sich die Rückbank (in der Version Desire 50:50 geteilt) ratzfatz umklappen.
Außen kann der kesse kleine Franzose seine geringe Größe erst recht als Trumpf ausspielen: Die Parkplatzsuche ist eine Freude für sich, und Einparken auch. Man sieht jedes Eck und vor allem das Hinterteil ist so klar und nah, dass man millimetergenau parken kann.
Gute Werte
Erstaunlich: Der kleine Floh taugt auch für eine mittelgroße Reise. Die 68 PS treiben den Testwagen (beim Ausflug nach Deutschland) auf Tacho 170+, also bis über die letzte Ziffer hinaus. De facto sind es eh nur (aber immerhin) die versprochenen 157 km/h. Der Sprint auf 100 gelingt in 13,4 Sekunden, der Verbrauch liegt bei gut 5 Litern.
Auch nach ein paar Stunden Fahrt entsteigt man dem Fahrerplatz entspannt. Schnelle enge Kurven auf der Landstraße durcheilt der C1 leicht untersteuernd und gut beherrschbar, Bodenunebenheiten schluckt er brav und eher hart weg. Nervig kann manchmal das Hoppeln werden, mit dem er über Wellen hüpft. Wer versucht, einen Ton zu singen, wird feststellen, dass er plötzlich ein tolles Vibrato hat.
„Liebling, ich hab den Porsche geschrumpft!“
Apropos Musik: Der Sound des Motors gehört nicht zu den Unauffälligkeiten im täglichen Leben. Der C1 röhrt vernehmlich und durchaus sportlich, der Klang erinnert an den smart Roadster oder an einen geschrumpften Porsche. Und das schon im Stand.
In der Basisausstattung „Attraction“ um 8.890,-- Euro merkt man den sparsamen Rotstift. Immerhin ist ABS serienmäßig. Doch elektrische Fensterheber, Seitenairbags und die geteilte Rücklehne gibt es erst in der „Desire“-Version (Fünftürer ab 10.290,--). Die manuelle Klimaanlage kostet in jedem Fall extra (1.080,-- zusammen mit CD-Radio und Drehzahlmesser).
Lustiger Drehzahlmesser, mäßiges Radio
Das Radio ist übrigens nur etwas für sehr genügsame Zeitgenossen, es ist zwar gut zu bedienen, klingt aber schlicht grauenhaft. Auch in der Top-Version fallen manche kleine Sparereien auf: Der Heckwischer hat keine Intervallschaltung, die Beifahrertür keinen Kontakt für die Innenraumbeleuchtung, das Handschuhfach keinen Deckel. Und: Die Lehnen der Vordersitze muss man jedes Mal neu justieren, wenn man sie nach vorne klappt. Ein Argument mehr, zum Fünftürer zu greifen. Dafür ist der Drehzahlmesser ein Highlight: Er hängt links am gut ablesbaren Tacho wie ein Micky-Maus-Ohr.
Den Kleinen gibt's übrigens auch als Diesel - sowie als Toyota Aygo und als Peugeot 107. Das Auto hat praktisch drei Eltern.
Fazit
Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist der Citroen C1 eine in jeder Hinsicht gelungene Rennsemmel mit Stil: großartig für die Stadt, ok für weitere Strecken. Und was fürs Auge.
8 von 10 Micky-Mäusen.
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