US-Vizepräsident JD Vance scheut keine Konfrontation und provozierte nun mit einer umstrittenen Reise nach Grönland – die Eisinsel, die aus Sicht seines Chefs Donald Trump zu den USA gehören sollte. Weil der Besuch schon im Vorfeld für Diskussionen sorgte, besuchte der Trump-Vertraute nur den historischen US-Stützpunkt Pituffik und nicht die Hauptstadt.
Die Basis gilt als weltweit nördlichste Militäreinrichtung der USA und liegt etwa 1500 Kilometer nördlich der grönländischen Hauptstadt Nuuk. Sie ist für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung bedeutend. Vance ist der bisher ranghöchste Vertreter des Trump-Lagers, der Grönland besucht.
Kein Kontakt zu Grönlands Einwohnern
Als er am späten Nachmittag MEZ erstmals grönländischen Boden betritt, wundert sich der US-Vize über die frostigen minus 18 Grad. „Es ist arschkalt hier“, sagt er zur Begrüßung der US-Soldaten, die in der Einrichtung stationiert sind. Anders als Präsidentensohn Donald Trump Jr. sind weder eine Reise nach Nuuk noch Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung geplant.
Kurz nach der Landung von Vance und seiner Ehefrau Usha – die ursprünglich ohne ihren Mann nach Grönland reisen hätte sollen – wurden die ersten Aufnahmen veröffentlicht. Die beiden sollen nur wenige Stunden auf der Insel bleiben, die zu Dänemark gehört. Auf dem Programm steht ein Briefing über die Sicherheitslage in der Arktis. Mit dabei sind auch Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright.
Dänemark „hat zu wenig für die Menschen geleistet“
„Unsere Botschaft an Dänemark ist sehr einfach“, sagte Vance auf dem Stützpunkt. „Sie haben keine gute Arbeit für die Menschen in Grönland geleistet. Sie haben zu wenig in die Menschen in Grönland investiert und Sie haben zu wenig in die Sicherheitsarchitektur dieser unglaublichen, wunderschönen Landmasse investiert.“ Zugleich sagte Vance hinsichtlich der US-Pläne in Grönland: „Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals notwendig sein wird.“ Stattdessen werde Trump in der Lage sein, ein Abkommen mit Grönland auszuhandeln.
Bedeutende Insel
Trump hat seit Längerem ein Auge auf die Eisinsel geworfen. Sie ist bedeutend für das Weltklima, aber auch für die militärische Kontrolle der Arktis, in die der russische Präsident Wladimir Putin weitere Soldaten entsenden will, wie er gerade angekündigt hat. Grönland ist noch dazu reich an Rohstoffen wie zum Beispiel dringend benötigten seltenen Erden. Außerdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.
Die Pituffik-Basis, die bis vor zwei Jahren Thule Air Base hieß, hat immense Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung, wie Sie auch hier in unserer Analyse nachlesen können.
Auf der Insel ist man alles andere als begeistert, dass Trump seit Monaten Besitzansprüche geltend macht. „Wir können die wiederholten Aussagen zur Annexion und Kontrolle Grönlands nicht akzeptieren“, erklärten der bisherige Regierungschef und künftige Finanzminister Múte B. Egede und die Spitzen der weiteren grönländischen Parlamentsparteien gemeinsam. Grönlands neuer Ministerpräsident Jens-Frederik Nielsen sagte, der US-Besuch signalisiere einen „Mangel an Respekt“.
Nicht eingeladen
Eingeladen hat Vance von offizieller grönländischer Seite niemand. Vielmehr demonstrierten die Inselpolitiker am Tag des Vance-Besuches größtmögliche Einheit: Vier der fünf Parlamentsparteien unterzeichneten in Nuuk einen Vertrag zu einer breit aufgestellten Regierungskoalition, mit der sie dem Druck aus den USA standhalten wollen.
Trump: „Wir brauchen Grönland“
Trump hat unterdessen bekräftigt, dass er seine Idee einer Einverleibung Grönlands ernst meine. „Wir brauchen Grönland“, sagte Trump am Freitag in Washington. „Wir haben keine andere Wahl.“ Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei es sehr wichtig, „dass wir Grönland haben“.
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