Eine Institution sperrt zu – das Metrokino in Bregenz. Autor Robert Schneider freut das gar nicht. Und damit ist er nicht allein.
Mit Wehmut habe ich die nun definitive Schließung des Metro-Kinos in Bregenz vernommen. Absehbar war sie, und das Gewürge um den Fortbestand ein Kampf gegen Windmühlen. Nicht nur für Peter Pienz, der über sechzig Jahre lang unter Tage bei den Celluloid-Rollen lebte und für den das „Metro“ das Leben war, sondern auch für Sakir „Jack“ Sahin, den Pächter. Pienz erzählte mir einmal, wie damals im Jahr 1960, als „Ben Hur“ in die europäischen Kinos kam, sich die Leute noch richtig fein gemacht hätten. Die Frauen behandschuht, die Männer mit Krawatte. Und bei der „Intermission“, der traditionellen Pause mit dem Standbild von Michelangelos „Jüngstem Gericht“ zur Musik des Filmkomponisten Miklós Rózsa, da seien sie sitzen geblieben, schwärmte er.
Es wäre jedoch falsch, der Stadt oder dem Besitzer der Immobilie Vorwürfe zu machen. Kino ist einfach nicht mehr rentabel, weil Kino nicht mehr gefragt ist. Das Lichtspiel als Begegnungsort funktioniert sogar in den großen Cineplex-Tempeln nur noch zäh. Blockbuster werden in Hollywood immer seltener, und wenn sich einer abzeichnet, steht schon Netflix in den Startlöchern, zeigt ihn zuerst.
Die Ursache für das Kinosterben geht tiefer. Es scheint, dass wir nicht mehr gemeinschaftlich eine Geschichte erzählt bekommen wollen. Das Lagerfeuer, um das wir hockten samt Geschichtenerzähler, ist passé.
Es berieselt sich jede und jeder mit Podcasts, Social Media, YouTube oder Streamingdiensten. Über das Gehörte oder Gesehene will man sich gar nicht austauschen, weil man es am nächsten Morgen eh vergessen hat.
Ich erinnere mich noch, wie ich nach der Premiere von Kubricks Vermächtnis „Eyes Wide Shut“ mit Freunden gestritten habe. Ich fand den Film grauenhaft schlecht, sie aber grandios. Wir stritten bis tief in die Nacht. Bis uns Pienz rauswarf. Farewell, Metrokino!
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